| # taz.de -- Sommerbäder und Gewalt: Landnahme bei 30 Grad | |
| > Das Columbiabad in Berlin-Neukölln ist zu, weil sich die | |
| > Mitarbeiter:innen durch Besucher terrorisiert fühlen. Das darf nicht | |
| > sein. | |
| Bild: Geschlossene Oase in Neukölln: Das Columbiabad in Berlin | |
| Draußen ist es heiß, trocken und sonnig. Und ein bekanntes Sommerbad in | |
| Berlin-Neukölln, das [1][Columbiabad], hat zugemacht, weil die Belegschaft | |
| die Pöbeleien, die Gewalt, die Drohungen vorwiegend männlicher Jugendlicher | |
| mit Migrationshintergrund nicht mehr erträgt und sich reihenweise | |
| krankgemeldet hat. Tausenden von Familien mit kleinen Kindern – übrigens | |
| auch vorwiegend mit Migrationshintergrund – und vielen | |
| Freizeitschwimmer:innen wurde so zu Ferienbeginn das Schwimmbad | |
| genommen. Das darf nicht sein. | |
| In den sozialen Medien schäumen die Kommentatoren, Ausländerhass, | |
| Rassismus, Männerhass haben freie Fahrt. Auch linke | |
| Hobbyschwimmer:innen sind plötzlich der Meinung, dass an negativen | |
| Stereotypisierungen junger Männer mit arabischem Hintergrund doch was dran | |
| ist, was soll das ganze pseudopädagogische Gelaber, diese aggressiven | |
| Macho-Typen sollen nur noch weg, weg, weg. | |
| Statt über Klischees zu streiten ist Handeln angesagt. Die Hausverbote im | |
| Columbiabad müssen durchsetzbar sein, durch Ausweiskontrollen am Eingang. | |
| Besucher:innen sollten womöglich nur noch über personalisierte | |
| Onlinetickets mit Zeitfenstern Zutritt bekommen, mit Ausnahme von Familien | |
| mit kleinen Kindern. Projekte wie [2][„Bleib cool am Pool“], in denen | |
| geschulte Ehrenamtliche aus den migrantischen Communities Konflikte im Bad | |
| befrieden, müsste man aufstocken. Im Bad sollte eine flächendeckende | |
| Videoüberwachung eingerichtet werden. Bademeister, die sich bedroht fühlen, | |
| dürfen auf Wunsch mit Body-Cams ausgerüstet werden. | |
| Rassismus- oder Antirassismus-Diskussionen sind hier übrigens fehl am | |
| Platz. Hauptbetroffene der Schließung sind Frauen mit kleinen Kindern, aus | |
| Neukölln, mit Migrationshintergrund, die nicht verreisen oder mal eben mit | |
| dem SUV an einen See fahren können. Es ist einfach so: Eine Minderheit | |
| terrorisiert alle anderen, das geht nicht. Punkt. | |
| Die Aufstockungen bei Personal und Security und vor allem die | |
| Kontingentierung der Besucherzahlen werden Einnahmen kosten und mehr | |
| öffentliches Geld erfordern. Dreisprachige Plakate am Eingang könnten um | |
| Verständnis für die Maßnahmen werben. Das Bad ist eine Oase in einem armen | |
| [3][Problembezirk] und deswegen ein Beispiel dafür, ob bezahlbarer Spaß und | |
| Lebensfreude im Sommer auch hier möglich sind oder nicht. Wie dieser | |
| Konflikt ausgeht, ist wegweisend auch über das Columbiabad hinaus. Eine | |
| Kapitulation darf es deshalb nicht geben. | |
| 13 Jul 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Krawall-in-Berliner-Freibaedern/!5943627 | |
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| [3] /Sonnenallee-in-Berlin-Neukoelln/!5911109 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
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