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# taz.de -- Sommerbad Neukölln geschlossen: Taucherbrille auf dem Trockenen
> Das Sommerbad Neukölln bleibt vorerst wegen Personalmangel geschlossen.
> Besucher:innen haben dafür wenig Verständnis.
Bild: Trotz perfektem Freibadwetter bleibt das Sommerbad Neukölln vorerst gesc…
Berlin taz | „Wir sind die Ersten heute“, ruft ein kleiner Junge
freudestrahlend, als er die Leere vor dem [1][Sommerbad Neukölln] erblickt.
Es sind 29 Grad, die Sonne scheint und ein zarter Sommerwind weht –
perfektes Freibadwetter. Doch seit Sonntagnachmittag sind die Tore des
beliebten Bads am Columbiadamm wegen Personalmangel geschlossen. Die
anfängliche Begeisterung des Jungen schlägt schnell in Frustration um, als
er versteht, dass die Leere heute kein gutes Zeichen ist. Sein Vater
versucht ihn mit einem Spielplatzbesuch zu trösten, aber die Enttäuschung
steht ihm trotzdem ins Gesicht geschrieben.
Am vergangenen Sonntag noch tummelten sich vor dem Eingang des Bads
Menschen in einer Schlange von beachtlicher Länge. Als meine Freundin Emma
mir ein Video von der „Krise“ – wie sie es nannte – sendete, beschlossen
wir, unseren geplanten Freibadbesuch vorzeitig abzubrechen. Und auch, wenn
in diesem Moment die Trauer groß war, können wir im Nachhinein vielleicht
doch ganz froh darüber sein.
Denn schon um 14 Uhr war Einlassstopp, und um 17.45 Uhr musste das Bad
mithilfe der Polizei geräumt werden. Der Grund: „Auseinandersetzungen von
jugendlichen Badbesuchern mit den Beschäftigten und dem Sicherheitsdienst
des Bades“, heißt es in einer Pressemitteilung der Berliner Bäderbetriebe
(BBB) vom Montag. In den letzten Monaten häuften sich die Berichte von
[2][Ausschreitungen in den Freibädern], häufig stand dabei auch das
[3][Sommerbad Neukölln] im Fokus der Schlagzeilen.
Laut dem BBB-Vorstandsvorsitzenden Johannes Kleinsorg steigt die
Krankenquote nach solchen Vorfällen. Dafür bitten sie um Verständnis für
die eingeschränkten Öffnungszeiten. Das allerdings können sie von den
vielen enttäuschten Besucher:innen nicht erwarten.
Ein Badehandtuch unter den Arm geklemmt, kommt eine weitere Besucherin vor
den hohen Gittertoren zum Stehen. Dahinter sitzen, die Beine lässig
übereinander geschlagen, zwei Security-Männer, die schon jetzt leicht die
Augen verdrehen. „Was ist denn hier los?“, fragt die bis eben gut gelaunte
Besucherin. „Hat Baustelle“, antwortet einer der beiden. Die Stimmung wird
nicht unbedingt besser. Auf die Frage, wie lange das Bad denn noch
geschlossen sei, antworten die beiden nur: „Minimum zwei Wochen.“ Danach
sei das Freibad wieder offen. „Vielleicht, wahrscheinlich“, fügt einer der
beiden schulterzuckend hinzu.
Im Minutentakt kommen mehr Menschen an. Bunte Sommerkleider, Strohhüte und
Picknickkörbe. Einer hat sogar eine Taucherbrille dabei. Doch „heute ist
leider gar nichts mit Freibad“, stellt er kurz danach enttäuscht fest und
fährt auf seinem Fahrrad davon.
11 Jul 2023
## LINKS
[1] https://www.berlinerbaeder.de/baeder/sommerbad-neukoelln/
[2] https://www.berlinerbaeder.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/detail/…
[3] /Gewalt-im-Berliner-Columbiabad/!5865886
## AUTOREN
Kajo Roscher
## TAGS
Freibad
Berliner Bäder-Betriebe
Sommer
Schwerpunkt Rassismus
Kolumne Geraschel
Berliner Bäder-Betriebe
Nancy Faeser
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