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# taz.de -- Berlinale streicht Serien-Programm: Radikal reduziert
> Sparzwang! Die Berlinale schafft die „Berlinale Series“ und „Perspektive
> Deutsches Kino“ ab. Die Belegschaft ist wenig begeistert.
Bild: Im Berliner Zoopalast lief die „Berlinale Series“
Alles begann mit der internationalen Premiere von „Better Call Saul“, der
Serie über den erfolglosen und schlecht verdienenden Rechtsanwalt Saul
Goodmann. Es folgten Premieren deutscher Großproduktionen wie „Bad Banks“
oder [1][wie in diesem Jahr „Der Schwarm“]. Doch das besondere an der
Serien-Programmreihe der Berlinale waren nie die großen Hits, sondern
kleinere internationale Produktionen, die so nie auf dem deutschen Markt
gelandet sind.
Mit der [2][Einführung der „Berlinale Series“] 2015, war die Berlinale das
erste A-Festival mit einer eigenen Serien-Programmreihe. In Berlin hatte
man verstanden, dass die Sehgewohnheiten des Publikums sich verändert haben
und Serien Filmen in nichts nachstehen.
Doch damit ist nun Schluss, denn die „Berlinale Series“ wird ab 2024
abgeschafft. Das ist ein Teil einer strukturellen Umstrukturierungen, die
die Geschäftsführerin Mariëtte Rissenbeek und der künstlerische Leiter
Carlo Chatrian am Dienstag bekannt gaben.
Auch die Sektion [3][„Perspektive Deutsches Kino“] wird eingestellt.
Deutsche Nachwuchsfilme und serielle Formate sollen in bestehenden
Sektionen weiterhin gezeigt werden. Die Anzahl der Filme insgesamt soll
allerdings radikal gekürzt werden. Künftig sollen rund 200 Filme gezeigt
werden, in diesem Jahr waren es 287, vor nicht all zu langer Zeit waren es
noch 400.
Hinter den Sparmaßnahmen stecken keine Budgetkürzungen, sondern generelle
Kostensteigerung in der Veranstaltungsbranche. Zudem hatte [4][der Spiegel]
schon am vergangenen Wochenende berichtet, dass Kulturministerin Claudia
Roth (Grüne) dem Festival ein indirektes Sparprogramm aufgelegt hatte, in
dem es keine so großen Zuschüsse wie im vergangenen Jahr geben werde.
## Suboptimale Arbeitsbedingungen
Schon seit Langem gibt es die Kritik, die Berlinale sei mit seinem großen
Angebot und den vielzähligen Sektionen unübersichtlich geworden. Doch die
jetzigen Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen sind hart und stoßen auch bei
Teilen der Belegschaft auf Kritik.
In einer schriftlichen Erfassung der Stimmungslage der
Mitarbeiter_innenschaft der Berlinale, die der taz vorliegt, heißt es: „Die
Zukunft des Festivals erscheint gerade komplett richtungs- und planlos, es
fühlt sich an wie die letzten Stunden auf der „Titanic“ mit hoffnungslos
überforderten Kapitän*innen, die nicht genau wissen, wo die Rettungsboote
zu finden sind.“ In dem Schreiben werden dann recht ausführlich suboptimale
und prekäre Arbeitsbedingungen, fehlende Transparenz im Zuge der
Umstrukturierungen sowie fehlendes Vertrauen in die Führungsqualitäten der
Leitung kritisiert.
Auch der taz erzählen Mitarbeiter_innen des Festivals von Misstrauen
gegenüber Rissenbeek und Chatrian. Es sei keine klare Vision für das
Berliner Festival von der Doppelspitze erkennbar. Lange wird es die auch
nicht mehr geben. Chatrians Vertrag läuft im März 2024 aus. Ebenso der der
Niederländerin Rissenbeek. Die hat schon im März bekannt gegeben, ihren
Vertrag nicht zu verlängern. Ob ihre Stelle nachbesetzt oder auch hier
gespart wird, ist nicht bekannt.
## Grund zur Zuversicht?
Klar ist jedoch schon jetzt, dass die Umstrukturierungen einen starken
Einfluss auf das Festival haben werden. Mit dem Ende der „Berlinale Series“
geht der Berlinale eine Programmreihe verloren, mit der sie sich von
anderen Festivals abgehoben hat.
Der Berlinale Series Market für das Fachpublikum soll weiter bestehen, doch
die Anzahl der vorgeführten Serien werde reduziert und auch der erst 2023
eingeführte Serien Award, der dem [5][Sechsteiler über den Kampf gegen die
’Ndrangheta „Good Mothers]“ verliehen wurde, wird wieder abgeschafft.
Chatrian, der die Auswahl der seriellen Formate künftig mit Unterstützung
eines Auswahlgremiums selbst übernehmen wird, betont auf Nachfrage der taz
sein Interesse für episodische Formate. „Mit der Präsentation von Serien
als Berlinale Special Gala können außergewöhnliche Serien noch stärker ins
Rampenlicht gerückt werden.“ Das klingt erst einmal zuversichtlich, doch
wenn es kurz darauf heißt „Die Berlinale wird sicher auch weiterhin ein Ort
für außergewöhnliche Serien bleiben“, lässt das auch Raum für Zweifel.
12 Jul 2023
## LINKS
[1] /ZDF-Serie-Der-Schwarm/!5914052
[2] /Serien-Award-auf-der-Berlinale/!5915463
[3] /Filmreihe-Perspektive-Deutsches-Kino/!5912998
[4] https://www.spiegel.de/kultur/berlinale-sparzwaenge-koennten-zur-streichung…
[5] /Mafia-Serie-bei-Disney-/!5925894
## AUTOREN
Carolina Schwarz
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