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# taz.de -- Neue Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle: 1970, Baby!
> Tricia Tuttle wird die neue Intendantin der Berlinale. Das klingt nach
> einer guten Lösung. Zuvor leitete sie das BFI London Film Festival.
Bild: Tricia Tuttle steht vor ihrer Vorstellung als neue Leiterin der Berlinale…
Hatte man bei der Berlinale zuletzt die Scherze ihres [1][langjährigen
Direktors Dieter Kosslicks] vermisst? Das kann man eigentlich nicht sagen.
Andererseits war die aktuelle Leitung des Filmfestivals, die
Geschäftsführerin Mariëtte Rissenbeek und der künstlerische Leiter Carlo
Chatrian, bei öffentlichen Auftritten stets etwas blass erschienen.
Dieser Missstand dürfte bald behoben sein, denn im April 2024 übernimmt die
aus den USA stammende Tricia Tuttle die Geschicke der Internationalen
Filmfestspiele Berlin. Als Kulturstaatsministerin Claudia Roth am
Dienstagmittag im Berliner Martin-Gropius-Bau die Personalie verkündete,
zeigte sich Tuttle, die zuletzt Direktorin des BFI London Film Festival
war, rhetorisch sicher und selbstbewusst – und ließ Witz durchblicken. Dazu
später mehr.
## Überschattet von der Pandemie
Mit Tricia Tuttle gibt es jetzt eine „Intendanz“, die an das
Ein-Personen-Modell anknüpft, das für die Berlinale bis 2019 typisch war.
Die Doppelspitze mit Rissenbeek und Chatrian war dabei seinerzeit als
Aufbruch in bessere Zeiten verstanden worden. Durch das Trennen von
geschäftlichen und kuratorischen Aufgaben versprach man sich ein klareres
künstlerisches Profil.
Die vier Ausgaben des Festivals unter ihrer Leitung waren teils
überschattet von der Pandemie, mit merklich weniger Filmen als zuvor.
Chatrian nahm kuratorisch leichte Veränderungen bei den Sektionen vor.
Insbesondere die neu hinzugekommenen „Encounters“ schufen mehr Raum für
abenteuerliche Filme.
## Für Roth die „absolut richtige Wahl“
Als [2][Roth Ende August ankündigte, dass die Berlinale künftig von einer
Person geleitet werde, gab Chatrian kurz darauf bekannt, dass er die
Leitung unter den neuen Strukturen nicht fortsetzen werde]. Es kam
international zu Protesten. Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt ein
[3][offener Brief, den unter anderem der Regisseur Martin Scorsese
unterzeichnete und in dem Roth ein „unmoralischer Umgang“ mit Chatrian
vorgeworfen wurde]. Für die Suche nach einer neuen Leitung erschien das
wenig hilfreich.
Doch Tricia Tuttle ist laut Roth die „absolut richtige Wahl“. Sie könnte
damit recht haben. Tuttle hat 25 Jahre Erfahrung im Film- und
Festivalgeschäft, kennt sich mit Publikumsfestivals aus, betreute das
Programm eines LGBTQI+-Festivals in London und will dem Kino neue Zuschauer
zuführen. Was den Humor betrifft: Auf die Frage einer Journalistin, wie alt
sie sei, antwortete sie schlagfertig mit „1970, Baby.“
## Berlin will sich stärker beteiligen
Bei aller Euphorie kommen schwierige Aufgaben auf Tuttle zu. Im Juli hatte
das Festival gemeldet, wie es auf die ihm auferlegten Sparmaßnahmen
reagieren werde. Alle Sektionen müssen die Zahl ihrer Filme reduzieren, die
Sektionen „Perspektive Deutsches Kino“ und „Berlinale Series“ werden
aufgelöst.
Immerhin bekundete Roth die Absicht, die Berlinale 2024 vom Bund mit 12,6
Millionen Euro zu fördern. Auch das Land Berlin, das die Berlinale bisher
fast komplett dem Bund überlassen hatte, will sich stärker beteiligen. Wo
der Bundeshaushalt gerade mit einem Milliardenloch versehen wurde, ist das
nur recht.
12 Dec 2023
## LINKS
[1] /69-Internationale-Filmfestspiele-Berlin/!5568511
[2] /Kulturstaatsministerin-in-der-Defensive/!5960430
[3] /Internationale-Filmfestspiele-Venedig/!5955658
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
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