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# taz.de -- Problem für erneuerbare Energien: Teure Stabilisierung fürs Netz
> Immer mehr Strom aus Erneuerbaren wird wegen Netzengpässen abgeregelt.
> Die Kosten für den sogenannten Redispatch nahmen 2022 drastisch zu.
Bild: Welche Energie darf ins Netz? Eine Frage der Kapazität
Freiburg taz | Die Stabilisierung des deutschen Stromnetzes war im Jahr
2022 so teuer wie nie zuvor: 4,2 Milliarden Euro musste die
[1][Stromwirtschaft] aufwenden, um Netzengpässen entgegenzuwirken. Im
Vorjahr waren es noch 2,3 Milliarden gewesen. Rund 900 Millionen Euro
wurden allein für Strom aus [2][erneuerbaren Energien] fällig, der wegen
fehlender Netze nicht erzeugt werden konnte. Diese Zahlen stehen im neuen
Jahresbericht der Bundesnetzagentur.
Eine Rekordmenge von gut 8 Milliarden Kilowattstunden Strom aus
erneuerbaren Energien (Vorjahr: 5,8 Milliarden) wurde im Jahr 2022 wegen
Netzengpässen abgeregelt. Das betraf überwiegend die Windkraft auf See (51
Prozent) und die Windkraft an Land (39 Prozent).
Aber auch Solarstrom geht zunehmend aufgrund fehlender Netze verloren: 2021
waren es noch 237 Millionen Kilowattstunden, 2022 bereits 620 Millionen.
Noch bleibt die Photovoltaik mit knapp 8 Prozent Anteil an den abgeregelten
Mengen zwar im Rahmen, doch mit dem starken Zubau, der für die nächsten
Jahre erwartet wird, dürfte auch hier die nicht genutzte Strommenge weiter
steigen.
[3][Der größte Kostenblock ist aber der Redispatch]: Die
Übertragungsnetzbetreiber greifen bei Netzengpässen regulierend ein,
losgelöst von den Regeln des Stromhandels. Sie weisen Kraftwerksbetreiber
dort, wo zu viel Strom anfällt, zur Reduzierung ihrer Erzeugung an und
dort, wo Strom fehlt, zur Mehrerzeugung. Diese Eingriffe müssen sie
entschädigen.
## Kostenexplosion wegen gestiegener Brennstoffpreise
Die Kosten allein für den Redispatch mit konventionellen Anlagen haben sich
im Jahr 2022 auf 1,9 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Diese
Kostenexplosion sei „einerseits auf den mengenmäßigen Anstieg der Maßnahmen
sowie andererseits hauptsächlich auf die stark gestiegenen Brennstoffpreise
zurückzuführen“, erklärt die Bundesnetzagentur.
Die Zunahme der Eingriffe habe verschiedene Ursachen gehabt, zum Beispiel
habe zeitweise hohes Windaufkommen intensives Gegensteuern nötig gemacht.
Zudem hätten niedrige Pegelstände des Rheins während zwei
Niedrigwasserperioden dazu geführt, dass Kohletransportschiffe nur
teilweise beladen werden konnten. Das wiederum habe eine „eingeschränkte
Betriebsbereitschaft von mehreren Kraftwerken in Süddeutschland“ zur Folge
gehabt.
Auch habe der massive Ausfall französischer Atomkraftwerke hohe
Stromexporte nach Frankreich und damit eine „Verschärfung der
Ost-West-Lastflüsse“ verursacht. Und schließlich habe auch die Abschaltung
des Atomkraftwerks Gundremmingen C zum Jahresende 2021 einen vermehrten
Redispatch zur Folge gehabt.
9 Jul 2023
## LINKS
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[3] /Zu-langsamer-Ausbau-der-Stromnetze/!5902431
## AUTOREN
Bernward Janzing
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