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# taz.de -- Gescheiterte Suizidhilfe-Gesetze: Die Ängste dominieren
> Die Politik scheut sich, die ärztliche Suizidhilfe zu
> institutionalisieren. Das begleitete Sterben bleibt also in der Grauzone
> – und ein Privileg.
Bild: Begleitetes Sterben bleibt weiterhin nur privilegierten Personen vorbehal…
Ganz überraschend ist das Ergebnis nicht, aber man hätte sich ein anderes
Resultat erhofft: In der Abstimmung des Bundestags über zwei Gesetzentwürfe
zu einer [1][Neuregelung der Suizidhilfe] fand keiner der Entwürfe eine
Mehrheit. Es bleibt also erst mal alles, wie es ist: Ärztliche
Unterstützung beim Suizid wird zwar nicht unter Strafe gestellt, aber
Beratungsstellen und einen leichteren Zugang zur ärztlichen Hilfe gibt es
leider auch nicht.
Die Suizidhilfe lässt sich offenbar nicht mit Hilfe der Politik
institutionalisieren. Zu groß sind die Ängste und Vorbehalte. In der
Bundestagsdebatte wurde argumentiert, dass der Suizid beim Aufbau eines
Beratungsnetzwerks und einem leichteren Zugang zur Selbsttötung zum
„Normalfall“ werden könnte. Dass etwa Schwerstpflegebedürftige sich
genötigt fühlen könnten, sich zu töten, statt dem Staat zur Last zu fallen.
Das sind Argumente, die etwas verlogen wirken. Schließlich könnte man für
eine bessere Ausstattung von Pflegeeinrichtungen kämpfen, aber das will ja
niemand bezahlen. Mit der Realität der Suizidwilligen und deren
individuellem, starkem Leiden hat das Argument im Übrigen nicht viel zu
tun. Pro Jahr nehmen sich nur 300 bis 400 Menschen mit ärztlicher Hilfe das
Leben, mehr als 9.000 aber machen einen „harten“ Suizid, etwa durch
Erhängen. Die [2][Sterbehilfeorganisationen] haben eigene Vorbedingungen,
über deren Ausgestaltung man sicher streiten kann. Aber sie operieren nicht
im rechtsfreien Raum, weil eine Anklage droht, wenn herauskommt, dass der
oder die Suizidwillige unter Druck und nicht freiverantwortlich gehandelt
hat.
Der Zugang zur [3][Suizidhilfe] bleibt also im Graubereich und
privilegiert: Man muss im Bedarfsfall Ärzt:innen kennen, die
unterstützen, oder Mitglied in einem der Vereine sein und auch ein bisschen
Geld haben. Unter den Klient:innen der Vereine ist der Anteil von
Akademiker:innen überproportional hoch. Die Suizidhilfe bleibt wieder
sich selbst überlassen. Die Politik hat die Grenzen ihres eigenen Handelns
diesmal buchstäblich selbst gewählt.
6 Jul 2023
## LINKS
[1] /Neuregelung-der-Sterbehilfe-im-Bundestag/!5945709
[2] /Aerztliche-Suizidhilfe/!5942785
[3] /Suizidpraevention-in-Deutschland/!5942373
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
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