# taz.de -- Suizidprävention in Deutschland: Fachverbände fordern Prävention | |
> Drei Fachverbände fordern eine bundesweite Informationsstelle zur | |
> Vermeidung von Suiziden. Auch zu den Gesetzesentwürfen zu Sterbehilfe | |
> äußerten sie sich. | |
Bild: Den „besten Schutz vor Suiziden“ biete der Ausbau bestehender Präven… | |
BERLIN epd Drei Fachverbände aus der [1][Suizidprävention] fordern eine | |
bundesweite Informations- und Koordinerungsstelle zur Vermeidung von | |
Selbsttötungen. Reinhard Lindner vom Nationalen Suizidpräventionsprogramm | |
sagte am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz, allein der | |
flächendeckende Ausbau bereits bestehender Präventionsangebote biete den | |
„besten Schutz vor Suiziden“. Die in den beiden Gesetzentwürfen im | |
Bundestag vorgesehene verpflichtende Beratung vor der Gabe tödlicher | |
Medikamente biete keinen Ansatz zur Hilfe für suizidale Menschen, erklärte | |
der Fachmann. | |
Gemeinsam sprachen sich das Nationale Suizidpräventionsprogramm, die | |
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention und die Deutsche Akademie für | |
Suizidprävention gegen die beabsichtigte Einführung von Beratungsstellen | |
aus, die Sterbewillige nach den Plänen beider Abgeordnetengruppen zwingend | |
konsultieren sollen. | |
Lindner betonte, jedem Menschen, „der an Suizid denkt, sollten in erster | |
Linie spezielle Hilfen und psychologische oder psychotherapeutische | |
Unterstützung ermöglicht werden“. Dazu müssten bestehende regionale | |
Beratungsstellen vernetzt und auch dauerhaft finanziert werden. Das gelte | |
sowohl für Telefon- wie auch für und Onlineangebote. Zudem regte der | |
Kasseler Professor an, eine bundesweite Informations- und | |
Koordinationsstelle mit einer einheitlichen Telefonnummer, Website und | |
Social Media-Angeboten einzurichten. | |
## Experte kritisiert Gesetzesentwurf zur Sterbehilfe | |
Dass künftig nach dem fusionierten [2][Gesetzentwurf der Gruppen um Katrin | |
Helling-Plahr (FDP) und Renate Künast (Grüne)] nach einer Beratung | |
Sterbewillige Zugang zu tödlichen Medikamenten erhalten sollen, stößt beim | |
Experten Lindner auf klare Ablehnung. Dass das drei Wochen nach der | |
Beratung erfolgen könne, widerspreche jeder wissenschaftlichen Expertise. | |
Dieser Zeitraum sei viel zu kurz, um mit Hilfe fachlicher Begleitung „eine | |
suizidale Krise selbstbestimmt bewältigen zu können“. | |
Nachdem das Bundesverfassungsgericht im Februar 2020 das wenige Jahre zuvor | |
beschlossene Verbot organisierter Suizidassistenz gekippt hatte, wird im | |
Bundestag um eine Neuregelung gerungen. Dabei geht es um eine besondere | |
Form der Sterbehilfe, bei der dem oder der Sterbewilligen ein tödliches | |
Medikament überlassen wird, das er oder sie selbst einnimmt. Anders als die | |
verbotene Tötung auf Verlangen bewegt sich die Hilfe bei der Selbsttötung | |
in einer rechtlichen Grauzone. | |
Im Bundestag gibt es zwei Regelungsvorschläge, nachdem sich die beiden eher | |
liberal ausgerichteten Abgeordnetengruppen auf einen Entwurf verständigt | |
haben. Die Gruppe um Katrin Helling-Plahr (FDP) und Renate Künast (Grüne) | |
betont darin das Recht auf selbstbestimmtes Sterben und will die Vergabe | |
von tödlich wirkenden Medikamenten nach einer Beratung ermöglichen. | |
Eine Gruppe um Lars Castellucci (SPD) und Ansgar Heveling (CDU) betont | |
dagegen eher den Lebensschutz und macht neben [3][einer Beratung] auch eine | |
psychiatrische Begutachtung zur Voraussetzung für eine straffreie Abgabe | |
solcher Mittel. Voraussichtlich in der ersten Juliwoche soll über die | |
Gesetzespläne abgestimmt werden. | |
20 Jun 2023 | |
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