# taz.de -- Globale Durchschnittstemperatur steigt: Mancherorts 50 Grad und mehr | |
> Der Dienstag war mit 17,18 Grad Celsius weltweit wärmster Tag seit Beginn | |
> der Aufzeichnungen. Das könnte nur ein Vorgeschmack sein. | |
Bild: Die Fiji Inseln im Pazifik,der sich immer mehr erwärmt | |
BERLIN taz | Wieder einmal wurden wettertechnisch Extreme erreicht. Und das | |
gleich an zwei Tagen hintereinander: Am 3. Juli hatte die US-amerikanische | |
Ozeanografie- und Wetterbehörde NOAA bereits 17,1 Grad Celsius als | |
weltweite Durchschnittstemperatur gemessen, mehr als jemals seit Beginn der | |
Temperaturaufzeichnungen. | |
Nur einen Tag später kamen US-Wissenschaftler*innen laut der Plattform | |
„Climate Reanalyzer“ in ihren vorläufigen Daten dann auf einen neuen | |
Höchstwert: Mit einer durchschnittlichen globalen Temperatur von 17,18 Grad | |
Celsius war der 4. Juli schon der nächste „heißeste Tag“. Zuvor hatte die | |
höchste gemessene Durchschnittstemperatur bei 16,92 Grad gelegen – das war | |
im Juli 2016. | |
„Ein Todesurteil für Menschen und Ökosysteme“ nannte die Klimatologin | |
[1][Friederike Otto] vom Imperial College London im Gespräch mit der | |
Deutschen Presseagentur die Hitzewerte. | |
Der Klimaforscher [2][Mojib Latif] vom Geomar Helmholtz-Zentrum in Kiel | |
weist allerdings darauf hin, dass die Zahlen noch nicht von anderen | |
Behörden bestätigt wurden. Er rät zum Abwarten. „Climate Reanalyzer“ | |
verwende neben Echtzeitdaten auch Modellberechnungen. Deshalb komme es vor, | |
dass andere Berechnungen – zum Beispiel die des Europäischen Wetterdienstes | |
Kopernikus – nicht mit den gemeldeten Zahlen übereinstimmen. Für eine | |
Einschätzung, ob die Zahlen angepasst werden müssen, sei es noch zu früh. | |
## Der heißeste Sommer jemals | |
Doch selbst wenn die Werte bestätigt werden, könnten sie in den kommenden | |
Wochen wieder überschritten werden. Wenn der Hochsommer auf der | |
Nordhalbkugel beginnt, ist die globale Durchschnittstemperatur meist höher | |
als im Rest des Jahres – weltweit schwankt die Durchschnittstemperatur im | |
Jahresverlauf zwischen 12 und 17 Grad Celsius. Zwischen 1979 und 2000 lag | |
sie Anfang Juli im Schnitt bei 16,2 Grad Celsius. | |
Die jüngsten Nachrichten passen zu einer Vielzahl von Meldungen über | |
Extremtemperaturen, die zuletzt weltweit gemessen wurden: 2022 war das | |
zweitwärmste Jahr in Europa – der Sommer sogar der heißeste seit Beginn der | |
Wetteraufzeichnungen. Großbritannien verzeichnete 2023 den heißesten jemals | |
gemessenen Juni, in Asien wurden mehrere Temperaturrekorde gebrochen, und | |
auch in Mexiko gab es eine starke Hitzewelle, Nordafrika verzeichnete | |
Temperaturen nahe 50 Grad. | |
Die weltweite Rekordhitze in dieser Woche könnte so nur ein Vorgeschmack | |
sein. Vor allem, da das Wetterphänomen El Niño und der menschengemachte | |
Klimawandel weltweit die Temperaturen parallel steigen lassen könnten. | |
El Niño tritt durchschnittlich alle vier Jahre auf und erhitzt die Erde | |
zusätzlich. Erste Anzeichen sind sehr hohe Temperaturen der | |
Wasseroberfläche im Pazifik. Die messen Expert*innen seit einigen | |
Monaten in der Region, zudem haben sie eine Drehung der Passatwinde | |
festgestellt. Das sind deutliche Anzeichen für das Wetterphänomen, wie die | |
Weltwetterorganisation WMO am Dienstag mitteilte. | |
## El Niño, das Weihnachtskind | |
Deshalb überraschen die hohen Temperaturen Latif auch nicht. Eine | |
[3][Erwärmung der Weltmeere] habe natürlich Einfluss auf die | |
Lufttemperaturen. Wie viele andere Forscher*innen schätzt er, dass | |
solche Meldungen häufen werden – und mit drastischen Folgen für das Klima | |
und die Gesundheit. | |
Welche Auswirkungen die Durchschnittstemperatur auf einzelne Regionen habe, | |
sei aber nicht abzusehen, sagt Latif. Auch hier müsse man abwarten, ob sich | |
das Jahr zu einem El-Niño-Jahr entwickelt. Und das wird noch etwas dauern: | |
Der Name leite sich nicht ohne Grund von „El niño de navidad“ – dem | |
Weihnachtskind Jesus – ab. Das Wetterphänomen trete meist Ende Dezember auf | |
und wird von Dürren, Überschwemmungen und anderen Folgen begleitet. | |
Auch wenn man mit der Einordnung der globalen Durchschnittstemperatur | |
vorsichtig sein müsse, rechnet der Forscher aber damit, das „spätestens | |
2024 ein Rekordjahr bei der globalen Temperatur“ wird. Das letzte | |
Rekordjahr war 2016 – das war ebenfalls ein El-Niño-Jahr. | |
5 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Forscherin-ueber-Hitze-und-Klima/!5864984 | |
[2] /Akademie-der-Wissenschaften-in-Hamburg/!5817828 | |
[3] /Studien-zur-Erhitzung-des-Ozeans/!5931558 | |
## AUTOREN | |
Ann-Kathrin Leclere | |
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