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# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Drohnenangriff auf Odessa
> Die Ukraine vermeldet mehrere Tote und Verletzte nach einem Luftangriff.
> Die UN warnt vor den humanitären Folgen nach dem Einsturz des
> Kachowka-Damms.
Bild: Beschädigtes Gebäude in Odessa nach russischem Luftangriff am 10. Juni …
## Mehrere Tote und Verletzte bei nächtlichem Angriff
In der ukrainischen Hafenstadt Odessa sind durch nächtliche russische
Drohnenangriffe mehrere Menschen verletzt und getötet worden. „Infolge
eines Luftkampfes sind Trümmer einer Drohne in die Wohnung eines
mehrgeschossigen Hauses gestürzt und haben ein Feuer ausgelöst“, teilte das
Oberkommando der ukrainischen Heeresgruppe Süd am Samstag auf Facebook mit.
Durch die Flammen seien drei Zivilisten ums Leben gekommen. 26 weitere
Personen wurden demnach verletzt.
Die ukrainische Luftwaffe teilte später mit, dass Russland 35 Drohnen und
acht Raketen auf Ziele in der Ukraine gelenkt habe. 20 Drohnen des
iranischen Typs Shahed und zwei ballistische Raketen seien abgeschossen
worden. Die russischen Angriffe richteten sich demnach neben Odessa auch
gegen Ziele in der Region Poltawa und in Charkiw.
Russland hat vor mehr als 15 Monaten seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine
gestartet und beschießt das Nachbarland seit Monaten regelmäßig mit Drohnen
und Raketen. Moskau behauptet, damit strategisch wichtige Ziele und
Militäreinheiten anzugreifen. Allerdings werden auch immer wieder
Zivilisten Opfer dieser Attacken. Zuletzt kamen in der ukrainischen
Hauptstadt Kiew mehrere Menschen bei solchen nächtlichen Angriffen ums
Leben. (dpa)
## UN-Nothilfekoordinator warnt vor Folgen von Damm-Einsturz in Ukraine
Die humanitäre Lage in der Ukraine hat sich nach Angaben des
UN-Nothilfekoordinators Martin Griffiths nach dem Einsturz des
Kachowka-Damms erheblich verschlechtert. 700.000 Menschen seien auf
Trinkwasser angewiesen, sagte Griffiths am Freitag der Nachrichtenagentur
AP in einem Interview. Wegen Überschwemmungen würden wahrscheinlich die
Getreideexporte sinken, die Lebensmittelpreise weltweit steigen und die
verfügbaren Mengen an Essen zurückgehen. „Das ist ein virales Problem“,
sagte Griffiths. Die Folgen würden erst nach und nach erkannt.
Der Kachowka-Damm am Fluss Dnipro war in dieser Woche gebrochen, sein
Staubecken entleerte sich. Die ukrainischen Soldaten kontrollieren das
westliche Ufer des Flusses, die russischen Besatzer das östliche. Der Damm
und das Staubecken waren wichtig für die Frischwasserversorgung und
Bewässerung im Süden der Ukraine.
Die UN hätten bislang 30.000 Menschen in überschwemmten Gebieten helfen
können, die von der Ukraine kontrolliert würden, sagte Griffiths. Russland
habe es den Vereinten Nationen bislang nicht ermöglicht, Flutopfern in
Gegenden zu helfen, die das Besatzerland eingenommen habe.
Griffiths sagte, durch den Einsturz des Damms sei auch die Versorgung des
Atomkraftwerks Saporischschja mit Kühlwasser gefährdet. Hinzu kämen
Landminen aus dem Krieg, die durch die Überschwemmungen in Gebiete
getrieben würden, in denen sie nicht erwartet würden. Das sei eine Gefahr
vor allem für Kinder. (ap)
## Putin will im Juli Atomwaffen in Belarus stationieren
Der russische Präsident Wladimir Putin hat angekündigt, taktische
Atomwaffen ab Juli in Belarus stationieren zu wollen. Am 7. und 8. Juli
würden die Vorbereitungen in den entsprechenden Anlagen abgeschlossen sein,
sagte Putin am Freitag laut staatlicher Nachrichtenagentur Tass nach einem
Treffen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Dann werde
die Verlegung beginnen. Alles sei im Zeitplan. Damit würde die Verlegung
unmittelbar vor dem Nato-Gipfel in Litauen beginnen, einem Nachbarland von
Belarus. Der Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius findet am 11. und
12. Juli statt.
Putin hatte bereits am 25. März angekündigt, russische Nuklearwaffen in die
verbündete Ex-Sowjetrepublik Belarus zu verlegen. Er begründete die
angekündigte Stationierung der Waffen auch damit, dass die USA seit Jahren
Atomwaffen in Europa, darunter in Deutschland, vorhielten. Der Westen hatte
die Pläne heftig kritisiert. Ende Mai hatte Lukaschenko bereits gesagt, die
angekündigte Verlegung der Waffen in sein Land habe bereits begonnen.
Belarus erhält damit nach der freiwilligen Abgabe seiner Atomwaffen nach
dem Zusammenbruch der Sowjetunion erstmals seit den 1990ern Jahren wieder
nukleare Raketen. Stationiert werden sollen Iskander-Raketen, die mit
Atomsprengköpfen bestückt werden können. Auch mehrere belarussische
Kampfflugzeuge wurden demnach auf die neuen Waffen umgerüstet. (dpa)
## Sorge um Saporischschja trotz monatelanger Kühlreserven
Die Sicherheit des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist laut
einem Experten für Reaktorsicherheit nach der Zerstörung eines Staudamms
mittelfristig in Gefahr. Die Wasserversorgung der Kühlsysteme sei trotz des
Dammbruchs für einige Monate gewährleistet, sagte Nikolaus Müllner von der
Universität für Bodenkultur in Wien. Doch angesichts der Kriegshandlungen
sei es fraglich, ob dieses Zeitfenster genutzt werden könne, um alternative
Wasserquellen zu erschließen, sagte der Leiter des Instituts für
Sicherheits- und Risikowissenschaften der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist
natürlich eine bedrohliche Situation“, sagte er.
Außerdem hatte IAEA-Chef Rafael Grossi davor gewarnt, dass der große
Kühlteich des AKW von den Kriegsparteien beschädigt werden könnte. Darüber
hinaus besteht laut Grossi und Greenpeace-Aktivisten die Gefahr, dass der
Deich um den Teich wegen der veränderten Pegelstände unter zu hohen Druck
gerät und Schaden nimmt.
Am Dienstag hatten sowohl die Ukraine als auch Russland schwere Schäden am
Staudamm und Wasserkraftwerk von Nowa Kachowka in russisch besetztem Gebiet
am Fluss Dnipro gemeldet und sich gegenseitig die Schuld gegeben. Die
Überschwemmungen allerdings betreffen das ebenfalls russisch kontrollierte
AKW, das mehr als 100 Kilometer weit flussaufwärts liegt, nicht direkt.
Das größte europäische Kernkraftwerk bezieht Wasser zur Kühlung der sechs
stillgelegten Reaktoren und des Atommülls aus dem aufgestauten Dnipro. Der
Pegel dieses Reservoirs könnte laut der Internationalen Atomenergiebehörde
(IAEA) schon bald so tief sinken, dass daraus kein Wasser mehr abgepumpt
werden kann. Das AKW verfügt jedoch über einen etwa zwei mal drei Kilometer
großen Kühlteich, sowie kleinere Kühlteiche, Kanäle und Brunnen, mit denen
die Kühlsysteme monatelang weiterbetrieben werden können, um ein
katastrophales Überhitzen wie in Tschernobyl (1986) oder Fukushima (2011)
zu verhindern.
Unter normalen Umständen reiche dieses Zeitfenster aus, um etwa Ansaugrohre
im Dnipro-Reservoir tiefer zu legen, sagte Müllner. Es sei jedoch schwer
einschätzbar, ob dies aktuell möglich sei, „da das Kernkraftwerk direkt an
der Frontlinie liegt“, sagte der Experte. (dpa)
## Rheinmetall-Chef räumt Verluste deutscher Waffen in der Ukraine ein
Der Chef des größten deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin
Papperger, hat Verluste von Deutschland gelieferter Waffensysteme in der
Ukraine eingeräumt, gleichzeitig aber deren grundsätzliche Qualität gelobt.
„Im Leben gibt es immer Verluste“, sagte Papperger im Interview mit dem
RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), man rede aber nicht darüber.
Grundsätzlich hätten sich die in Deutschland entwickelten und produzierten
Waffensysteme in der Ukraine bewährt, betonte der Rüstungsmanager.
„Die Rückmeldungen der Ukrainer zu den deutschen Waffen sind sehr positiv“,
sagte er. Zum Teil seien die Hersteller selbst von deren Standfestigkeit
überrascht. „Nehmen Sie die Panzerhaubitze PzH2000, deren Chassis und
Waffensysteme Rheinmetall geliefert hat. Wir sagen eigentlich, dass das
Rohr nach etwa 4500 Schuss gewechselt werden muss. Die Ukrainer aber
schießen bis zu 20.000 Schuss – eigentlich unmöglich“, so Papperger.
„Andere Rohre wären da längst eingeknickt.“
Das Versprechen der EU, der Ukraine für ihren Abwehrkampf gegen Russland
binnen eines Jahres eine Million Schuss Artilleriemunition zu liefern, sei
nur zu erfüllen, wenn Regierungen auf ihrer Arsenale zurückgreifen, sagte
der Rheinmetall-Chef: „Kurzfristig wird die Ukraine die eine Millionen
Schuss Artilleriemunition nur bekommen, wenn europäische Armeen
Lagerbestände zur Verfügung stellen.“
Die Industrie arbeite zwar mit Hochdruck daran, die Produktionskapazitäten
zu erhöhen, Rheinmetall selbst wolle bei Artilleriemunition in den nächsten
Monaten von derzeit 450.000 Schuss auf eine Kapazität von 600.000 Schuss
pro Jahr kommen, erklärte Papperger. „Allerdings wird es sechs bis zehn
Jahre dauern, ehe alle europäischen Munitionsdepots aufgefüllt sind.“ (rtr)
10 Jun 2023
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