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# taz.de -- Die Kunst der Woche für Berlin: Schön im Schlaf
> Was Malerei kann: Patrizio Di Massimo lässt seine (Wahl-)Familie
> schlummern, Bridget Riley bringt in ihren Wandarbeiten Farben und Formen
> zum Flirren.
Bild: Die Decke verbindet: Patrizio di Massimo, Installationsansicht von „Out…
Unter Schlafstörungen scheinen sie nicht zu leiden, die
Protagonist*innen von Patrizio di Massimos neuen, bei [1][ChertLüdde]
ausgestellten Gemälden der Ausstellung „Out Like a Light“. Selig schlummern
sie vor sich hin, ungestört von der geschäftigen Welt des Tages. Die
Abbildungen schlafender Menschen, Wesen, Gottheiten, die Welt des Schlafs
und des Traums hat Künstler*innen zu allen Zeiten fasziniert. Für di
Massimo ist es eine Methode, Nähe zu den Abgebildeten herzustellen und
diese – es handelt sich allesamt um Personen aus seinem direkten Umfeld –
durch ihre physischen Position und die sie umgebenden Objekte zu
charakterisieren.
Die Tochter des Künstlers ist zu sehen, auf dem einzigen kleinformatigen
Bild, mit Plüschhund Pancetta im Arm; er selbst und seine Partnerin, die
voneinander abgewandt ein Bett teilen, friedlich vereint aber durch Decke
und Kissen. Die Künstlerin Marianna Simnett, gekleidet in einem
rosafarbenen, schimmernden Ganzkörperanzug, scheint sich in ihrem Studio
inmitten vielerlei Materialien nur mal eben kurz aufs Ohr gelegt zu haben.
Das Künstlerpaar Álvaro Urbano und Petrit Halilaj kuscheln auf dem Sofa mit
einem jener Waschbärkostüme, die sie für Performances benutzen.
Di Massimo begann als multidisziplinär arbeitender Künstler, widmete sich
zunächst Video, Fotografie und Performance, wechselte dann urplötzlich das
Medium. Seit 2015 malt er, figurativ, vor allem Porträts in dem ihm
eigenen, sowohl an barocke alte Meister wie an popkulturelle Fotografien
erinnernden Stil. Wie Szenen aus Filmen wirken seine Bilder der Schlafenden
– Fellini wird als große Inspiration di Massimos genannt – intim, aber
etwas zu schön, etwas zu fantastisch komponiert für echte Momentaufnahmen.
Sichtbar machen sie vielmehr den zarten, liebevollen Blick des Vaters,
Lebenspartners und Freundes.
## Im Gegenüber mit Bridget Riley
Eine ganz andere Art von Malerei ist derzeit in der Potsdamer Straße in der
[2][Galerie Max Hetzler] zu sehen. Die neunte Einzelausstellung der 1931
geborenen britischen Künstlerin Bridget Riley füllt dort die Wände.
Wortwörtlich. Insgesamt 13 Wandarbeiten sind ausgestellt, um die bisher
umfassendste Retrospektive solcher Arbeiten der Künstlerin handle es sich,
heißt es in der Pressemitteilung.
Gewaltig, umwerfend ist diese definitiv. Vielleicht sogar noch ein bisschen
mehr als das bei Rileys Leinwänden der Fall ist, muss man diese
Wandarbeiten unbedingt in echt sehen. Abbildungen geben nur das Motiv und
die Form der Bilder wieder, die noch dazu bei der teils riesigen Größe der
Arbeiten, wenn man in Persona vor ihnen steht, kaum mehr erfasst werden
können. Hin und her schauen muss man dafür, sich selbst, den eigenen Körper
in Beziehung dazu setzen.
Vor allem aber setzt nur bei der physischen Gegenüberstellung mit Rileys
Kunst jener Effekt ein, der diese so grandios macht: wie sie die
Wahrnehmung austrickst, sich beim Betrachten in Bewegung setzt. Sie
verschwimmt, flirrt und flimmert. Formen schieben sich je nach Farbe nach
Vorne oder nach Hinten, so dass aus flachen Bildern, dreidimensionale
Reliefe zu werden scheinen.
17 Jun 2023
## LINKS
[1] https://chertluedde.com/gallery-one/
[2] https://www.maxhetzler.com/
## AUTOREN
Beate Scheder
## TAGS
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