# taz.de -- Debatte über Rassismus in der Polizei: Kümmert euch um das Proble… | |
> Nach der Kritik der Dozentin Bahar Aslan am Rassismus in der Polizei | |
> diskutieren alle über die Art der Diskussion – doch viel zu selten über | |
> die Sache. | |
Bild: Polizistin in Düsseldorf | |
Als Horst Seehofer vor zwei Jahren Hengameh Yaghoobifarah mit einer Anzeige | |
gedroht hat, habe ich ihm Yaghoobifarahs Roman „Ministerium der Träume“ | |
geschickt. Es war unfassbar für mich, dass ein deutscher Innenminister so | |
gegen ihm unliebsame Journalist*innen vorgehen will. | |
Jetzt wurde mal wieder durch eine rassifizierte Person [1][eine | |
Polizeidebatte] ausgelöst. Bahar Aslan hat als Dozentin für interkulturelle | |
Kompetenz bei der Polizei in einem Tweet vom „[2][braunen Dreck] bei den | |
Sicherheitsbehörden“ gesprochen und ist ihren Job los. Dagegen klagt sie. | |
Aus Solidarität mit ihr haben Hunderte einen offenen Brief unterzeichnet. | |
Während es in anderen Ländern völlig normal ist, auf Polizei und Politik zu | |
schimpfen, verzeiht man in Deutschland so eine Wortwahl nicht. Der Ton | |
macht die Musik und ist bisweilen wichtiger als das Anliegen. Die | |
Anfeindungen gegen Aslan sind nur ein Beispiel für eine intolerante Rechte, | |
die alles noch so Banale zum Anlass nimmt, [3][ihren Rassismus so | |
auszuleben], dass migrantische Personen gecancelt werden und eine | |
Öffentlichkeit glauben gemacht wird, dass so eine Aussage tatsächlich | |
schlimm sei. | |
Die Debatte, die das entfachte, ist gesellschaftspolitisch und | |
intellektuell armselig. Das liegt auch an dem offenen Brief. Darin wird | |
sich von der Wortwahl Aslans distanziert. Dieser Wortwahl stehen die im | |
Brief selbst erwähnten Beamten gegenüber, die Nazis sind, aber nicht | |
beleidigt werden sollen. Wo kämen wir da hin, Nazis zu beleidigen? | |
Der Brief beginnt mit dem Satz: „Wir stehen hinter der Polizei.“ Es ist | |
erschreckend, wie viele Menschen diese Aussage unterzeichnet haben, als ob | |
es der einzige Weg ist, Solidarität mit Aslan zu äußern. Es gibt keinen | |
Grund, hinter einer Staatsgewalt zu stehen. | |
## Als seien migrantische Cops cooler | |
In Brief und Debatte werden auch weder die Opfer von Polizeigewalt erwähnt, | |
noch problematisiert man Antirasissmus-Workshops bei der Polizei. Als ob es | |
eine rassimussensible Polizei geben könnte und migrantische Cops cooler | |
wären. | |
Der Brief zeigt, dass die Kritik an der Polizei, die seit dem Mord an | |
George Floyd und der Debatte mit Seehofer geäußert wurde, in der Breite | |
nicht angekommen ist. | |
Stattdessen wird über die Art und Weise diskutiert, wie man Kritik äußern | |
sollte. Als wäre dieses Land Herr von Knigge persönlich und nicht eins, | |
über dessen Bevölkerung es Studien zu ihrem autoritären Charakter gibt. | |
Antworten auf die Frage nach dem Umgang mit Rassismus in der Polizei | |
ergeben sich nur, wenn wir auch fragen, wie wir mit einem sich immer weiter | |
aufrüstenden Staat, einschließlich Polizei, und der Gewalt, die von ihm | |
ausgeht, umgehen können. | |
Forderungen wie die Abschaffung von Gefängnissen und der Polizei werden | |
dermaßen bagatellisiert, als gäbe es dazu nicht schon Praxis und Theorie. | |
Da sollten wir ansetzen, statt scheinheilige Debatten über die Etikette von | |
Kritik und Protest zu führen. | |
30 May 2023 | |
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## AUTOREN | |
Amina Aziz | |
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