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# taz.de -- „Thin Blue Line“ bei der Polizei Berlin: Nicht alle Tassen im S…
> In der Kotti-Wache wurden Kaffebecher mit dem rechts konnotierten Symbol
> „Thin Blue Line“ entfernt. Der Polizeigewerkschafter Jendro kritisiert
> das.
Bild: An die Polizeiwache am Kottbusser Tor hat die GdP Tassen mit der „Thin …
Berlin taz | Weil in [1][der neuen Polizeiwache] am Kottbusser Tor offenbar
Kaffetassen fehlten, half die Gewerkschaft der Polizei GdP kürzlich aus –
und schenkte der Polizeiwache ein paar Becher. Das wäre an sich
unproblematisch, wenn auf den Bechern neben dem Zeichen der GdP nicht auch
noch eine dünne blaue Linie zu sehen wäre.
Die nämlich ist in der Polizei ein bekanntes und durchaus kontrovers
diskutiertes Symbol. Getragen als Aufnäher an der Uniform etwa sieht die
Polizei Berlin das Zeichen [2][im Konflikt mit dem Neutralitätsgebot]. Das
bayerische LKA [3][rät sogar auch außerhalb des Dienstes vom Tragen des
Symbols ab]. Wohl auch deswegen wurden die Tassen nach einer
„Sensibilisierung seitens der Leitung der Direktion 5“ wieder entfernt, wie
die [4][BZ berichtete]. Der GdP-Sprecher Benjamin Jendro kritisierte das.
Warum die Aufregung? Nun: Die „Thin Blue Line“, zu deutsch „Dünne Blaue
Linie“, ist ein Symbol, das in den USA in Bezug auf die Polizei entstanden
ist. Die dünne blaue Linie soll die Polizei symbolisieren, die als letzte
Abwehrreihe oder Schutzschild zwischen Bürger*innen und dem
gesellschaftlichen Chaos und Kriminalität steht. Problematisch ist dabei
nicht nur das autoritäre Gesellschaftsbild, sondern auch, dass das Zeichen
gern in der rechtsextrem durchsetzten Blue-Lives-Matter-Bewegung benutzt
wird, die sich als Gegenpol zur antirassistischen
Black-Lives-Matter-Bewegung sieht.
Ebenso ist die Blue Line bei White Supremicists beliebt – zu sehen war das
Symbol unter anderem auf rechtsextremen Kundgebungen wie in Charlottesville
2017 oder beim [5][Sturm auf das Kapitol] am [6][6. Januar 2021], wo auch
ein Polizist ums Leben kam. In Deutschland bezog sich AfD-Politikerin Alice
Weidel in der rechtsextremen Jungen Freiheit positiv auf die „dünne blaue
Linie“.
## GdP-Sprecher Jendro versteht das Problem nicht
Kritiker*innen sehen das Symbol ungeeignet als Identifikationsmerkmal
für eine demokratisch-rechtstaatliche Polizei, weil das Zeichen Angst vor
Chaos erzeugen solle und dazu diene, [7][die Polizei vor Kritik zu
immunisieren]. Die Deutung des Symbols ist in der Polizei allerdings
umstritten. In einem [8][Fall vor zwei Jahren] sprach die Polizei von
fehlender Sensibilisierung und dass das Symbol oftmals in bester Absicht
und in Gedenken an im Dienst verstorbene Kolleg*innen getragen werde.
Jedenfalls gibt es in Merchandise-Shops für Polizist*innen bis heute
alle erdenklichen Artikel mit der Blauen Linie – eben auch Kaffetassen.
Benjamin Jendro, Sprecher der GdP Berlin, sieht in der blauen Linie auf der
Tasse jedenfalls kein Problem, wie er nach dem Entfernen der Tassen unter
dem Hashtag „#meinetassebleibt“ [9][twitterte]: Er postete ein Bild einer
Uniform, auf der ebenfalls eine blaue Linie auf einem Schulteraufsatz zu
sehen ist: „Liebe Azubis der Polizei Berlin, wir unterstellen Euch übrigens
keine rassistischen/rechten Einstellungen, die Zweifel an Neutralität,
Objektivität, Verfassungstreue aufkommen lassen, weil ihr eine dienstlich
gelieferte dünne blaue Linie auf der Schulter habt“. In der BZ sagte er, es
gebe kein Verbot, die gegen „unsere Tassen“ sprechen und man solle die
Kirche im Dorf lassen – oder wohl eher die Tassen im Schrank. Jendro wehre
sich gegen die Vereinnahmung von Symbolen wie der „Thin Blue Line“.
Die Polizei Berlin machte demgegenüber darauf aufmerksam, dass die Blue
Line auf offiziellen Symbolen, Führungs- und Einsatzmitteln sowie Uniformen
nicht angebracht werden dürfe, aber in anderer Form die Verwendung frei
sei. Allerdings riet die Polizei zu einer „zurückhaltenden Nutzung
innerhalb des Dienstbetriebes“.
Unsensibel war übrigens kürzlich auch das Finanzministerium von Christian
Lindner, dass eine Blaue Linie kurzerhand auf eine
[10][Polizei-10-Euro-Sammlermünze] prägte. Die solle allerdings keinen
Bezug zur „Thin Blue Line“ haben, wie ein Sprecher betonte.
25 Mar 2023
## LINKS
[1] /Polizeipraesenz-in-Berlin/!5912773
[2] /Thin-Blue-Line-Symbol-bei-Polizei-Berlin/!5750665
[3] https://www.sueddeutsche.de/bayern/polizei-muenchen-lka-raet-polizisten-vom…
[4] https://www.bz-berlin.de/berlin/friedrichshain-kreuzberg/wegen-duenner-blau…
[5] https://www.motherjones.com/politics/2022/06/i-cant-stop-thinking-about-the…
[6] https://www.washingtonpost.com/local/capitol-police-officers-support/2021/0…
[7] https://www.taylorfrancis.com/chapters/edit/10.4324/9781315651781-6/fear-mo…
[8] /Thin-Blue-Line-Symbol-bei-Polizei-Berlin/!5750665
[9] https://twitter.com/Djeron7/status/1638464233783320576
[10] https://www.nd-aktuell.de/artikel/1171655.thin-blue-line-bundesregierung-p…
## AUTOREN
Gareth Joswig
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