| # taz.de -- Kampfzone Friedrichstraße: Ewiges Hick Hack geht weiter | |
| > Der Streit um die Friedrichstraße geht weiter. Ab Juli dürfen wieder | |
| > Autos fahren. Nur wirklich zufrieden ist niemand. | |
| Bild: Bald werden die Bänke wieder abgebaut | |
| Berlin taz | Mitten auf der Straße steht eine dieser kunstvollen Bänke, bei | |
| denen man nicht so genau weiß, wie man drauf liegen soll. Dreimal wellt sie | |
| sich auf und ab. An der Seite der Bank steht: „Volle Straßen. Ohne Autos.“ | |
| Voll ist der abgesperrte Teilabschnitt der [1][Friedrichstraße] nicht, aber | |
| stellenweise durchaus belebt. Die gastronomischen Betriebe haben ihre | |
| Sommerterrassen aufgebaut. Dort und auf den vielen neu aufgestellten | |
| Bankkonstrukten sitzen Passant*innen, die Mittag essen oder lesen. | |
| Seit dem 30. Januar ist die Berliner Nord-Süd-Achse auf 500 Meter eine | |
| Fußgängerzone und [2][für motorisierten Verkehr zum zweiten Mal gesperrt]. | |
| Bis jetzt, denn ab 1. Juli soll die Straße für Autos und Co. erneut | |
| geöffnet werden, verkündet Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU). Damit | |
| will sie den [3][Widerspruchkläger*innen entgegenkommen]. Im Herbst | |
| soll partizipativ ein Masterplan entwickelt werden, der den „Bedarf und die | |
| Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner sowie Gewerbetreibenden | |
| berücksichtigt“. | |
| Viele der Passant*innen scheinen genervt, dass sich der Charakter der | |
| Straße wieder verändert. „Es ist absurd, vor wenigen Tagen wurden erst die | |
| Blumenkübel bepflanzt“, sagt Tobias. Er und zwei seiner Kollegen sitzen zum | |
| Mittagessen auf einer Bank. Aber so wie die Straße aktuell aussieht, sei | |
| sie nichts Halbes und nichts Ganzes, darin sind sich die drei jungen Männer | |
| einig. | |
| ## Schön, wären da nicht die Radfahrer*innen | |
| Viele empfinden sie als unästhetisch. Ein paar Blumenkästen hinzustellen, | |
| reiche nicht aus. Obwohl verboten, verirren sich immer noch hin und wieder | |
| Autos in die Friedrichstraße. Radfahrer*innen rasen zwischen | |
| Fußgänger*innen und den Sitzgelegenheiten hindurch. „Steigt man aus der | |
| U-Bahn aus, fährt in Gedanken schon ein Fahrrad über die Füße“, sagt eine | |
| Frau, die in dem Abschnitt der Friedrichstraße arbeitet. In Theorie gilt | |
| Schritttempo. | |
| Grünen-Sprecherin für Verkehrspolitik Antje Kapek sieht auch den Bedarf für | |
| ein Verkehrskonzept, aber dieses sei nicht abhängig von der Rückkehr der | |
| Autos in die Friedrichstraße. Stattdessen glaubt sie: „[4][Das ewige Hin | |
| und Her] sorgt für neue Unruhe und schadet in erster Linie der Wirtschaft.“ | |
| Trotz Verbesserungspotenzial präferieren auch die drei jungen Kollegen klar | |
| die Fußgängerzone. „Aber der permanente Straßencharakter muss weg“, sagt | |
| Tobias. Dann würden womöglich auch mehr Passant*innen auf der Straße | |
| laufen statt auf den Gehwegen, mutmaßen sie. | |
| 23 May 2023 | |
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