| # taz.de -- Kultusministerkonferenz in Berlin: Eine Menge Redebedarf | |
| > Bund und Länder setzen sich in kleiner Runde zusammen, um Vertrauen | |
| > wiederherzustellen. Die Bildungsvorhaben der Ampelkoalition sollen | |
| > gerettet werden. | |
| Bild: Nur zwei Bildungsminister:innen kamen zu Stark-Watzingers (rechts) Bildun… | |
| Berlin taz | Die wichtigsten Gespräche bei der 382. Kultusministerkonferenz | |
| am Donnerstag und Freitag in Berlin stehen nicht auf der Tagesordnung. | |
| Am Freitagmittag, wenn der offizielle Teil beendet ist, bleiben die | |
| Bildungsminister:innen im Hotel Bristol am Kurfürstendamm. Sie | |
| empfangen dort Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Der | |
| Termin ist nach Informationen der taz von 14.30 bis 17 Uhr angesetzt. So | |
| lange haben die 17 höchsten Bildungspolitiker:innen des Landes seit | |
| Stark-Watzingers Amtsantritt noch nie zusammen getagt. | |
| Die Dauer des Treffens ist ein Hinweis darauf, wie hoch der Redebedarf ist. | |
| Es geht, hört man aus den Ministerien, einerseits um die generelle | |
| Zusammenarbeit, die zuletzt nicht gerade von gegenseitigem Vertrauen | |
| geprägt war. Die Länder werfen Stark-Watzinger Alleingänge vor. So wie beim | |
| Bildungsgipfel im März und der dort verkündeten neuen „Taskforce“, die die | |
| Länder für mehr als überflüssig halten. Letztlich [1][blieben fast alle | |
| Bildungsminister:innen dem Gipfel fern]. | |
| Unabgestimmt aus Sicht der Länder war auch [2][das Stark-Watzinger-Papier] | |
| zum geplanten Startchancenprogramm, das schon Detailregelungen enthielt, | |
| während die Details noch gar nicht ausverhandelt waren. Den Bund wiederum | |
| ärgert, dass die Länder zwar gerne die Bundesmilliarden nehmen – aber sich | |
| inhaltlich nicht reinreden lassen wollen. | |
| ## Die Zeit drängt | |
| Siehe Startchancenprogramm. Über die strittigen Punkte – allen voran die | |
| Finanzierung und die Verteilung der Mittel – gibt es immer noch keine | |
| Einigung. Das [3][zentrale Bildungsvorhaben der Ampel], mit dem ab dem | |
| Schuljahr 2024/25 4.000 Brennpunktschulen bundesweit unterstützt werden | |
| sollen, droht schon vor dem Start zu verpuffen. | |
| Selbst Ampelpolitiker:innen wie die Grüne Nina Stahr fordern von dem | |
| Gipfeltreffen im Hotel Bristol „endlich ein Vorankommen“. Das | |
| Bundesbildungsministerium (BMBF) dämpfte vorab die Erwartungen: „Es ist ein | |
| vertraulicher Austausch geplant“, so ein Sprecher. Konkrete Beschlüsse zu | |
| einzelnen Themen seien nicht zu erwarten. | |
| Natürlich aber versprechen sich beiden Seiten, sich am Freitag inhaltlich | |
| weiter anzunähern. Beim Startchancenprogramm hat eine | |
| Bund-Länder-Arbeitsgruppe vorgearbeitet. So ist der Bund, der auf einer | |
| Co-Finanzierung der Länder in Höhe von 1 Milliarde besteht, bereit, | |
| [4][bereits bestehende Landesprogramme anzurechnen]. Das hatte unter | |
| anderem Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) vehement | |
| gefordert. | |
| Die Länder wiederum sollen bereit sein, zumindest bei einer der drei | |
| Programmsäulen (Schulbau, Schulsozialarbeit und Chancenbudget) vom | |
| Königsteiner Schlüssel abzuweichen. Bisher waren die Länder nur dazu | |
| bereit, 5 Prozent der Mittel nach sozialen Kriterien zu verteilen – nach | |
| Ansicht des Bundes sollen es mindestens 50 Prozent sein. Eine baldige | |
| Einigung ist aber noch nicht in Sicht, auch weil weitere Fragen strittig | |
| sind. Etwa, ob das Ganze in ein Gesetz oder in eine Verwaltungsvereinbarung | |
| gegossen wird. | |
| ## Digitalpakt II unklar | |
| Ein weiteres Streitthema ist der Digitalpakt II. Das bisherige Abkommen | |
| endet nächstes Jahr. Ob er verlängert wird, ist völlig offen – obwohl die | |
| Ampel im Koalitionsvertrag eine Fortführung des milliardenschweren Pakts | |
| versprochen hat. Zu ihrem Amtsantritt im Mai drängte KMK-Präsidentin | |
| Katharina Günther-Wünsch (CDU) bereits auf Informationen. Die Länder | |
| fürchten, dass für den Digitalpakt II möglicherweise nicht genug Geld da | |
| ist. Diese Woche berichtete „The Pioneer“, dass das BMBF im kommenden Jahr | |
| die höchsten Kürzungen hinnehmen muss: eine halbe Milliarde Euro. | |
| Aus dem BMBF hieß es auf Anfrage, dass die Haushaltslage ja bekanntermaßen | |
| schwierig sei. Allerdings sei der Digitalpakt II ja nicht für 2024, sondern | |
| erst für 2025 geplant. | |
| 22 Jun 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ralf Pauli | |
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| Astrid-Sabine Busse | |
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