| # taz.de -- Waldbrände in Berlin-Brandenburg: Wassersparendes Löschen | |
| > Waldbrandexperten fordern angepasste Strategien zur Bekämpfung von | |
| > Feuern. Der viel beschworene Waldumbau geht dagegen nur langsam voran. | |
| Bild: Den Wald nass machen – das verbraucht jede Menge Trinkwasser | |
| Berlin taz | Die Techniken der Waldbrandbekämpfung in der Region müssen | |
| dringend weiterentwickelt werden, sagen Experten – unter anderem, weil die | |
| heute üblichen Maßnahmen die Wasserknappheit verschärfen. „Mit Sorge“ ha… | |
| er beobachtet, so der Feuerökologe Johann Goldammer bei einer Anhörung am | |
| Donnerstag im Umweltausschuss des Abgeordnetenhauses, dass in den | |
| vergangenen Wochen „große Mengen Grund- und Trinkwasser“ eingesetzt worden | |
| seien, um die Flächen rund um Waldbrände feucht zu halten. Die | |
| Grundwasserspiegel seien aber schon bedenklich niedrig. | |
| Goldammer, der das [1][Zentrum für Globale Feuerüberwachung an der | |
| Universität Freiburg] leitet, bezog sich dabei auf den Großbrand bei | |
| Jüterbog südwestlich von Berlin, der seit dem 31. Mai rund drei Wochen lang | |
| die Einsatzkräfte der Feuerwehren forderte. Auf dem [2][stark | |
| munitionsbelasteten ehemaligen Truppenübungsplatz] waren mehr als 700 | |
| Hektar von dem Feuer betroffen. Die extreme Trockenheit im Mai und der Wind | |
| hatten das begünstigt. Nach offiziellen Angaben wurden rund 350.000 Liter | |
| Löschwasser eingesetzt. | |
| Goldammer verwies darauf, dass die Wildnisflächen, die auf vielen derart | |
| belasteten Gebiete entstünden, ökologisch wertvoll seien, aber auch Risiken | |
| bedeuteten: „Durch das Totholz, das nicht geräumt wird, verweilt der Brand | |
| länger und frisst sich regelrecht in den Boden hinein.“ | |
| Der Experte forderte, grundsätzlich müssten mehr Feuerwehrleute dazu | |
| ausgebildet werden, Brände auch „jenseits der Straße“ zu bekämpfen. Mit … | |
| „fußläufigen“, gezielten Löschen von Brandherden könnten große Wasserm… | |
| eingespart werden. Wo die Gefahren durch Munition im Boden zu groß sei, | |
| könnten auch ferngesteuerte Löschroboter und Löschpanzer zum Einsatz | |
| kommen. | |
| In Berlin sei man glücklicherweise weit entfernt von den Brandenburger | |
| Zahlen, betonte Lutz Wittich, Vizechef der Berliner Forsten – auch wenn | |
| fast ein Fünftel der Stadtfläche mit Wald bedeckt ist. Im Jahr 2022 hätten | |
| trotz des [3][Brandes rund um den Sprengplatz der Polizei] im Grunewald | |
| (dessen Auslöser noch immer nicht aufgeklärt ist) insgesamt nur 75 Hektar | |
| gebrannt. Es gebe viele BesucherInnen in den Forsten, die mittlerweile auch | |
| alle einen Brand umgehend per Handy melden könnten, und eine | |
| Berufsfeuerwehr, die schnell zur Stelle sein könne. | |
| ## Waldumbau? 100 Hektar pro Jahr! | |
| Die von der Politik immer wieder betonte Notwendigkeit eines Waldumbaus | |
| unterstrich auch Wittich. Allerdings gehe das nicht so schnell, wie viele | |
| es sich vielleicht vorstellten: „100 Hektar im Jahr mag bei 10.000 Hektar | |
| reinen Kieferbeständen enttäuschend klingen, aber wir können den Wald nicht | |
| großflächig aufschlagen.“ Unpopulär, aber enorm wichtig für den Waldumbau | |
| sei die Steigerung der Jagd, denn: „Rotwild, Damwild, Schalenwild sind | |
| unsere Gegenspieler.“ Hirsche, Rehe und Wildschweine fräßen Setzlinge | |
| sofort weg, wenn diese nicht aufwändig geschützt würden. | |
| Die Wildnisstiftung als Eigentümerin des Truppenübungsplatzes bei Jüterbog | |
| betrachtet die Brandfolgen übrigens optimistisch: „Die Natur erholt sich | |
| schneller, als wir denken“, erklärte Geschäftsführer Andreas Meißner vor | |
| wenigen Tagen. Im Rahmen des Projekts „Pyrophob“ habe die Stiftung gelernt, | |
| dass Totholz die Erholung der Flächen begünstige. | |
| Würde man die Munition aus solchen Gebieten tatsächlich entfernen wollen, | |
| müsse die gesamte Vegetation entfernt und der Boden mindestens zwei Meter | |
| tief durchgesiebt werden, so Meißner. „Es würde eine Art | |
| Bergbaufolgelandschaft entstehen.“ Ranger der Organisation berichteten | |
| schon kurz nach dem Brand bei Jüterbog von austreibenden Birken und Eschen | |
| oder nistenden Vögeln wie dem Wiedehopf. | |
| 22 Jun 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.mpic.de/4224617/gfmc | |
| [2] /Waldbraende-in-Brandenburg/!5939615 | |
| [3] /Waldbrand-am-Sprengplatz-Grunewald/!5872525 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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