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# taz.de -- Waldbrände in Griechenland: Urlaubsinsel Rhodos brennt
> Es ist die größte Evakuierung in der Geschichte Griechenlands. Hotels
> sind abgebrannt, Menschen mussten fliehen. Die Feuer auf Rhodos bleiben
> unkontrolliert.
Bild: Ein leerer Strand ist inmitten von Rauch, der von einem Brand in der Näh…
Athen taz | Es ist schon [1][die zweite Hitzewelle], die im laufenden Monat
Juli ganz Griechenland mit Lufttemperaturen von rund 40 Grad Celsius
erfasst. Wegen aufkommender starker Winde wüteten zuletzt bereits riesige
Waldbrände im Westen Attikas (Großraum Athen) sowie in Loutraki nahe
Korinth. Gegenwärtig besonders betroffen: die Urlaubsinsel Rhodos – mitten
in der Hochsaison.
„Die Situation auf Rhodos ist schwierig, weil das Feuer nicht unter
Kontrolle ist“, erklärte der Sprecher der griechischen Feuerwehr, Vassilis
Vathrakogiannis. Er verwies auf ein „explosives Gemisch mit geringer
Luftfeuchtigkeit, hohen Boden- und Lufttemperaturen und starkem Wind“. Die
ganze Nacht zu Sonntag hätten die Feuerwehrleute gegen Ausbrüche des Feuers
im Zentrum und im Südosten und Osten von Rhodos gekämpft.
Fest steht: Am Sonntag herrschte auf Rhodos um 15 Uhr Ortszeit ein Wetter,
das das Ausbrechen und Ausbreiten von Waldbränden stark begünstigte: eine
hohe Lufttemperatur von 39 Grad Celsius, eine niedrige Luftfeuchtigkeit von
23 Prozent sowie Windstärke 5 (35 km/h) mit plötzlichen Windböen von 55
Kilometer pro Stunde, was besonders gefährlich ist.
Laut der offiziellen Homepage des Flughafens in Rhodos landeten am Sonntag
gleich zwei Flieger der Fluggesellschaft TUI Airways des weltweit größten
Touristikkonzerns TUI aus London und Newcastle kommend auf Rhodos – der
bereits eingeleiteten Massenevakuierungen auf dem Eiland zum Trotz. Bis um
13 Uhr MEZ am Sonntag – und damit Tag sechs des verheerenden Feuers auf
Rhodos – gab es zur prekären Situation auf der Urlaubsinsel keinerlei
Presseinformationen auf der offiziellen TUI-Homepage. [2][Der letzte
TUI-Eintrag] datiert vom 21. Juli 2023 mit dem Titel: „Das achte TUI-Schiff
bietet neue Suiten-Kategorien und zwei Restaurants“. Das Unternehmen
[3][twitterte dann am Sonntagnachmittag], dass die Flüge nach Rhodos
mindestens für Montag und Dienstag gestrichen wären.
## Drei aktive Fronten brennen weiter
Griechischen Medienberichten zufolge kämpfte die Feuerwehr am Sonntag auf
Rhodos gegen drei aktive Fronten. Betroffen waren vor allem die Küstenorte
Kiotari sowie Gennadi im Südosten der Insel, auch beim Ort Apollon im
Inselinneren loderte das Feuer immer wieder auf. Die Einsatzkräfte
unternahmen große Anstrengungen, um zu verhindern, dass sich die Feuerwalze
weiter nach Norden der Insel Rhodos in den dortigen dichten Wald mit
fatalen ökologischen Folgen ausbreitet. Obendrein wurde östlich des
technischen Sees Gadoura darum gekämpft, ein Übergreifen der Flammen auf
den Ort Kalathos im Südosten der Insel unweit des Touristen-Hotspots Lindos
zu verhindern.
Am frühen Sonntagmorgen erklärte der Sprecher der griechischen Feuerwehr,
Jannis Artopios, im griechischen Staatssender ERT: „Wir versuchen, uns mit
den Fronten und dem Wind zu bewegen“. Er fügte hinzu, dass zum Löschen des
Brandes starke Boden- und Luftkräfte im Einsatz seien, die weiter verstärkt
würden. Ein negativer Faktor seien jedoch „die vielen starken Winde, die
auf der Insel wehen“.
Bei Tagesanbruch hatten insgesamt zehn Flugzeuge und fünf Hubschrauber,
darunter sieben griechische, ein kroatischer und zwei türkische Helikopter,
mit den Abwürfen von Wasser auf die Waldbrände begonnen. Ferner versuchte
die Feuerwehr mit einem massiven Einsatz am Boden den sich ausbreitenden
Waldbränden Herr zu werden. Am Sonntagmorgen waren auf Rhodos 266
Feuerwehrleute mit 16 Wanderteams und 49 Wasserfahrzeugen im Einsatz.
Wie Videoaufnahmen zeigten, versuchten die Bewohner von Kiotari, die Front
mit Feuerlöschern einzudämmen. Auch im Dorf Asklepios, fünf Kilometer von
Kiotari entfernt, kam es zu einem großen Wiederaufflammen. Im Ort Laerma im
Herzen der Insel Rhodos verbrannte das Feuer Lagerhäuser. Ferner umgaben
die Flammen die Dorfkirche. Wegen der Feuer musste der Straßenverkehr von
Südrhodos nach Rhodos-Stadt ganz im Norden der Insel und umgekehrt
umgeleitet werden.
Größte Evakuierungsaktion in der Geschichte Griechenlands
Unterdessen spielten sich an den Stränden der Urlaubsinsel dramatische
Szenen ab. Tausende Touristen sowie Einwohner sahen sich bereits am
Samstag, dem fünften Tag der Waldbrände auf Rhodos, dazu gezwungen, vor der
Feuerwalze die Flucht zu ergreifen. Auf Videos in den sozialen Netzwerken
sind griechische Feuerwehrleute zu sehen, die Touristen dazu auffordern,
ihre persönlichen Gegenstände zurückzulassen und mit ihnen in Fahrzeuge zu
steigen, um ihr Leben zu retten. Ein Feuerwehrmann musste wegen
Verbrennungen behandelt werden.
Die größte Evakuierungsaktion, die jemals bei Waldbränden in Griechenland
durchgeführt wurde, hatte am Samstagmittag begonnen. Daran waren Schiffe
der Küstenwache, private Boote, ein Frachtschiff, eine Passagierfähre und
Schlauchboote des Patrouillengeschwaders beteiligt. Nach ersten Schätzungen
der griechischen Polizei seien 19.000 Menschen in Sicherheit gebracht
worden. Davon seien 16.000 Menschen auf dem Landweg sowie die übrigen 3.000
Personen auf dem Wasserweg transportiert worden. Ältere und behinderte
Menschen seien mit Polizeifahrzeugen evakuiert worden. In
Gesundheitseinrichtungen seien zwei Patienten sowie neun Personen mit
Atemwegserkrankungen eingeliefert worden. Die Nacht zu Sonntag verbrachten
Tausende Touristen sowie Einwohner in Turnhallen, auf Booten, in
Sonderbauten und Militäreinrichtungen sowie auf dem Flughafen von Rhodos.
Dort warteten Flugzeuge, die sie abholen sollen.
Derweil veröffentlichte [4][das Athener Ministerium für die Klimakrise und
den Bürgerschutz eine Karte], wonach am Sonntag in weiten Teilen von
Griechenland extreme, sehr hohe oder hohe Brandgefahr herrsche. Demnach
befänden sich in der höchsten Risikostufe fünf (extreme Brandgefahr) Attika
(Großraum Athen), Regionen in Mittelgriechenland, der Halbinsel Peloponnes,
in Westgriechenland und in Thessalien – sowie abermals Rhodos. Am Dienstag
und Mittwoch stehe, so das Ministerium weiter, eine neue Hitzewelle in
Griechenland bevor.
23 Jul 2023
## LINKS
[1] /Waldbraende-in-Griechenland/!5948447
[2] https://www.tuigroup.com/de-de/medien/presseinformationen
[3] https://twitter.com/TUIUK/status/1683073110411542529?s=20
[4] https://civilprotection.gov.gr/sites/default/files/2023-07/CivProGR_2023072…
## AUTOREN
Ferry Batzoglou
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