| # taz.de -- Waldbrand am Sprengplatz Grunewald: Standort schon lange in der Kri… | |
| > Dass der Sprengplatz der Berliner Polizei mitten im Wald liegt, wurde | |
| > immer wieder infrage gestellt. Alternativen sind offenbar schwer zu | |
| > finden. | |
| Bild: Es wurde schon eine Menge Wasser über dem Brand verspritzt – daher der… | |
| BERLIN taz | Die Feuerwehr stellt sich am Donnerstagabend auf ein weiteres | |
| Ausweiten des Brandes im Grunewald ein: „Wir haben feststellen müssen, dass | |
| das Feuer im Sperrkreis weitergelaufen ist“, sagte Behördensprecher Thomas | |
| Kirstein am Nachmittag. „Wir haben gesehen, dass das Feuer schon in | |
| Richtung Avus läuft.“ Es sei davon auszugehen, dass der Brand sich noch | |
| ausweite und auch die Rauchentwicklung zunehme. | |
| Die Ursachenforschung wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen: Zum | |
| jetzigen Zeitpunkt lasse sich noch nichts darüber sagen, wieso es am | |
| Donnerstagmorgen zur „Umsetzung“ von Explosivstoffen auf dem Sprengplatz | |
| Grunewald gekommen sei, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz der taz. | |
| „Umsetzung“, das ist der Fachbegriff für die beabsichtigte oder | |
| unbeabsichtigte Detonation von Kampfmitteln oder Pyrotechnik – was auf dem | |
| Areal mitten in Berlins größtem Waldgebiet eben so gelagert wird. | |
| Rund 25 Tonnen solchen Materials habe sich auf dem Sprengplatz befunden, | |
| als es in den frühen Morgenstunden zu den ersten Explosionen gekommen sei. | |
| Verletzt wurde niemand, so der Cablitz. Das Wachpersonal habe nach ersten | |
| Löschversuchen den Rückzug angetreten, weil herumfliegende Splitter den | |
| weiteren Aufenthalt lebensgefährlich gemacht hätten. | |
| Die nächste kontrollierte Sprengung sollte im kommenden Herbst stattfinden: | |
| Zwei Mal im Jahr werden die Weltkriegsbomben, Handgranaten oder große | |
| Mengen beschlagnahmter Feuerwerkskörper in Sandbunkern auf der 8 Hektar | |
| großen Freifläche gezündet. Dann wird auch die Avus (A 115) aus | |
| Sicherheitsgründen stundenweise gesperrt, sie führt zwar in immerhin 1,2 | |
| Kilometern Entfernung, aber immer noch zu nah am Platz vorbei. | |
| ## Hitze oder Fremdeinwirkung? | |
| Könnte die große Hitze Grund für eine Selbstentzündung gewesen sein? Hatte | |
| möglicherweise jemand seine Finger im Spiel? Ausgeschlossen sei das alles | |
| nicht, sagte Cablitz, aber es bringe nichts, jetzt darüber zu spekulieren. | |
| Noch könnten weder Feuerwehr noch Polizei den Ort des Geschehens betreten. | |
| Erwartet wurde am frühen Nachmittag ein zur Kampfmittelräumung einsetzbarer | |
| Roboter. Mit diesem sollte versucht werden, ins Epizentrum vorzudringen. | |
| Mit einem Löschhubschrauber der Bundeswehr können die Einsatzkräfte dagegen | |
| wohl nicht rechnen. Ein solcher stehe wegen des Waldbrands in Sachsen | |
| derzeit nicht zur Verfügung, sagte ein Feuerwehrsprecher. Im Einsatz war | |
| lediglich ein Polizeihubschrauber, um den Kräften einen Überblick aus der | |
| Luft zu verschaffen. Auch Kameradrohnen werden eingesetzt. | |
| Kritik am Standort des von der Polizei betriebenen Sprengplatzes habe es in | |
| den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, so Cablitz. Allerdings sei es | |
| extrem schwierig, einen genehmigungsfähigen Ersatz für den seit 1950 | |
| betriebenen Platz zu finden, der groß genug und ausreichend entfernt von | |
| Siedlungen sei. Mit Brandenburg seien Gespräche geführt worden, aber deren | |
| Sprengplatz habe nicht genügend Lagerkapazitäten. Und überhaupt sei es | |
| nicht angezeigt, Kampfmittel – auch nach ihrer etwaigen Entschärfung – üb… | |
| größere Entfernungen zu transportieren. | |
| ## Knochentrockener Wald | |
| Auf den problematischen Standort angesprochen, sagte auch der Sprecher der | |
| Senatsumweltverwaltung, Jan Thomsen, man werde sich „mit den | |
| Sicherheitsfragen beschäftigen, wenn die Brandursache geklärt ist.“ | |
| Jedenfalls sei der Wald derzeit „knochentrocken“, so Jan Thomsen. Die | |
| Flächen hätten sich durch die vergangenen Dürreperioden nicht erholen | |
| können. | |
| Gegen Mittag haben sich Innensenatorin Iris Spranger (SPD), | |
| Polizeipräsidentin Barbara Slowik, Landesbranddirektor Karsten Homrighausen | |
| und ein General der Bundeswehr vor Ort ein Bild der Lage gemacht. Auch die | |
| Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) brach ihren Urlaub ab und | |
| fuhr in den Grunewald. Laut Homrighausen arbeiteten alle Behörden gut und | |
| eng zusammen, auch mit weiteren Akteuren wie den Berliner Forsten oder dem | |
| Stromnetz Berlin kooperiere man. | |
| Von einer Brandbekämpfung könne „noch keine Rede sein“, hatte kurz zuvor | |
| ein Mitarbeiter der Feuerwehr der taz gesagt – es gehe zurzeit nur darum, | |
| die Schneisen und den Wald rund um den Sprengplatz zu wässern, um ein | |
| Übergreifen des Feuers zu verhindern. Laut Homrighausen wird die | |
| Wasserentnahme aus der Krummen Lanke und der Havel an der Lieper Bucht | |
| vorbereitet. Im Einsatz sind auch zwei Wasserwerfer der Polizei, die an | |
| Hydranten betankt werden und innerhalb weniger Minuten rund 10.000 Liter | |
| verspritzen können. Sie sollten den Wald befeuchten. | |
| Das Feuer war gegen 3 Uhr am Donnerstagmorgen auf dem Sprengplatz nach | |
| mehreren Explosionen entstanden, die von AnwohnerInnen in einem weiten | |
| Umkreis wahrgenommen wurden. Der Waldbrand breitete sich dann auf einer | |
| Fläche von 1,5 bis 2 Hektar aus. Auch in den Mittagstunden waren immer | |
| wieder kleinere Detonationen zu hören. Die Avus und die parallel | |
| verlaufende Bahnstrecke sind bis auf Weiteres gesperrt, Wohnsiedlungen | |
| seien aber nicht gefährdert, so Feuerwehr und Polizei. | |
| 4 Aug 2022 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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