| # taz.de -- Bezahlung der Schutzimpfung: Covid-Impfung gegen Cash | |
| > Der Staat zahlt nicht länger für die Corona-Impfung, Krankenkassen und | |
| > Ärzt*innen streiten sich über die Vergütung. Impfwillige müssen vorerst | |
| > selbst zahlen. | |
| Bild: Impfstoff ist da, Impfwillige auch, aber wer zahlt wann? | |
| Berlin taz | Vergangenen Freitag endeten nach drei Jahren Pandemie die | |
| [1][letzten staatlich verordneten Coronamaßnahmen]. Das betrifft nicht nur | |
| die verbliebene Maskenpflicht in medizinischen Einrichtungen, sondern auch | |
| die Abwicklung der Coronaschutzimpfungen. Normalerweise ändert sich dadurch | |
| für die Patient*innen nichts, denn die von der Ständigen Impfkommission | |
| (Stiko) empfohlenen Impfungen würden jetzt einfach die Krankenkassen | |
| bezahlen statt bisher der Staat. Praktisch kann aber ab diesem Dienstag | |
| folgendes passieren: Wer sich eine Auffrischungsimpfung beim Arzt abholen | |
| möchte, muss dafür selbst Geld vorstrecken. Denn Hausärzt*innen und | |
| Krankenkassen können sich seit Wochen nicht über die künftige Entlohnung | |
| einigen. | |
| Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzte in seinem aktuellen Wochenbericht | |
| die Zahl der Menschen, die in der letzten Märzwoche an Covid-19 | |
| [2][erkrankt waren], auf bis zu eine halbe Million. Zuletzt mussten rund | |
| 2.000 Menschen pro Woche zur Behandlung in ein Krankenhaus aufgenommen | |
| werden. Knapp 500 Menschen liegen laut DIVI-Register wegen einer | |
| Covid-19-Erkrankung auf der Intensivstation. Vor allem hochbetagte Menschen | |
| ab 80 Jahren und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen haben laut RKI | |
| weiterhin ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf. | |
| ## Impfempfehlungen der Stiko | |
| Zum Schutz vor schwerem Covid-19-Verlauf empfiehlt die Ständige | |
| Impfkommission (Stiko) generell für alle Menschen ab 60 Jahren eine zweite | |
| [3][Auffrischungsimpfung]. Darüber hinaus insbesondere auch für | |
| Bewohner*innen von Pflegeeinrichtungen, medizinisches Personal mit | |
| Patient*innenkontakt sowie Menschen ab 5 Jahren mit einer | |
| Immunschwäche oder anderen relevanten Vorerkrankungen. Von den rund 24 | |
| Millionen Menschen ab 60, die in Deutschland leben, haben laut RKI bislang | |
| 39 Prozent eine zweite Auffrischungsimpfung erhalten. | |
| Für Hochbetagte und Pflegeheimbewohner*innen könne laut Stiko auch | |
| eine dritte Auffrischungsimpfung sinnvoll sein. Menschen, die noch gar | |
| keine Impfung haben, wird weiterhin dazu geraten – auch wenn sie bereits | |
| mehrfach Infektionen durchgemacht haben. Ob für Risikogruppen künftig eine | |
| jährlich angepasste Impfung wie bei der Grippe angeboten wird, ist derzeit | |
| noch nicht entschieden. | |
| Nun konnte man bislang einfach einen Termin bei der Hausarztpraxis machen | |
| und sich impfen lassen. Der besonderen Pandemiesituation geschuldet, | |
| übernahm der Staat die dafür anfallenden Behandlungskosten in Höhe von 28 | |
| Euro. | |
| Nach Auslaufen dieser Regelung müssten die Krankenkassen die Ärzt*innen | |
| für die von der Stiko empfohlene Schutzimpfung bezahlen. Diese weigern sich | |
| aber offenbar, die vom Staat verhandelten Beträge einfach zu übernehmen. | |
| Dass diese im Vergleich zu anderen Impfungen – eine Grippeimpfung wird mit | |
| rund 8,50 Euro vergütet – recht hoch sind, wurde bereits in der | |
| Vergangenheit kritisiert. | |
| Stattdessen wird jetzt in den Bundesländern zwischen den jeweils | |
| zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), die die niedergelassenen | |
| Ärzt*innen vertreten und den Krankenkassen verhandelt. Und das dauert | |
| offenbar. | |
| ## Umständliches Kostenerstattungsverfahren | |
| Die hohen Honorarforderungen der Ärzt*innenorganisationen seien | |
| nicht akzeptabel, heißt es auf taz-Anfrage vom Spitzenverband der | |
| Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Spitzenverband). Es handele sich | |
| schließlich um Versichertengelder. Auf Seiten der Kassenärztlichen | |
| Vereinigungen (KV) will man dagegen den erhöhten Dokumentations- und | |
| Beratungsaufwand, das besondere Handling ohne Fertigspritzen sowie | |
| allgemein gestiegene Praxiskosten berücksichtigt sehen. | |
| Nun komme nach Ostern übergangsweise leider das umständliche | |
| Kostenerstattungsverfahren zum Einsatz, heißt es von der KV | |
| Nordrhein-Westfalen, wo erst nach den Ferien ab dem 19. April | |
| weiterverhandelt wird. Die KV Berlin hofft nach bisher ergebnislosen | |
| regionalen Verhandlungen „auf eine bundesweite Einigung, wie von | |
| Bundesminister Lauterbach angekündigt“. Bei den Krankenkassen rechnet man | |
| erst in einigen Wochen mit einer neuen Kostenregelung. | |
| Für die Patient*innen heißt das im Zweifel: Die Impfung erst einmal | |
| selbst bezahlen. „Klar ist natürlich, dass die Versicherten diese Kosten | |
| bei ihrer Krankenkasse zur Erstattung einreichen können“, so der | |
| GKV-Spitzenverband. | |
| Immerhin die Lieferung des Impfstoffs bleibt wie gehabt: Hier übernimmt der | |
| Bund noch bis Ende des Jahres die Bereitstellung. Das Impfzubehör – | |
| Spritzen, Kanülen, gegebenenfalls Kochsalzlösung – wird laut | |
| Kassenärztlicher Bundesvereinigung jedoch nicht mehr mitgeliefert, sondern | |
| muss von den Praxen selbst über die Apotheken bestellt werden. | |
| 10 Apr 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Manuela Heim | |
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