# taz.de -- Krieg in Sudan: Die Menschen brauchen Schutz | |
> Anders als für Menschen aus der Ukraine gibt es für Sudanesen keine | |
> Fluchtrouten. Dabei werden auch sie mit russischen Waffen getötet. | |
Bild: Sudan, am 21. April: Menschen flüchten vor den Kämpfen in der Hauptstad… | |
Kann der mörderische Krieg in Sudan schnell wieder enden? Die Aussichten | |
darauf stehen schlecht, [1][nach einer Woche schwerer Kämpfe] mitten in der | |
Hauptstadt Khartum. Eine Waffenruhe nach der anderen wird nicht | |
eingehalten, die Raketen und Bomben fliegen weiter und treffen vor allem | |
die Zivilbevölkerung. | |
Die internationale Reaktion darauf ist, soweit ersichtlich, von | |
atemberaubender Naivität. Dass die Bundesregierung eine Evakuierungsaktion | |
für bedrohte Landsleute startet und die Flugzeuge schon auf dem halben Weg | |
nach Sudan sind, bevor in Berlin mal jemand merkt, dass man in Khartum gar | |
nicht landen kann, ist schon einigermaßen erstaunlich. | |
Noch verheerender allerdings ist der offenkundige Mangel an politischen | |
Konzepten. Die Kämpfe im Sudan brachen ziemlich genau zu dem Zeitpunkt aus, | |
als Verteidigungsminister Boris Pistorius und Entwicklungsministerin Svenja | |
Schulze zurück in Berlin landeten, [2][nachdem sie gerade in Niger und Mali | |
eine neue deutsche Sahelpolitik präsentiert hatten], die Sicherheit und | |
Entwicklung zusammendenken soll. | |
Wenige Tage davor hatte der Nachbar Tschad den deutschen Botschafter | |
hinausgeworfen, weil er den fristgemäßen Übergang zur zivilen Demokratie | |
angemahnt hatte. Was heißt das denn nun im Falle von Tschads Nachbar Sudan, | |
wo es weder Sicherheit noch Entwicklung gibt und auch keinen fristgemäßen | |
Übergang zur zivilen Demokratie? | |
## Bedrohte Sudanesen müssen aus eigener Kraft fliehen | |
Fairerweise ist anzumerken, dass es andernorts darauf auch keine Antwort | |
gibt. Internationale Vertreter reden fast immer mit Sudans Generälen | |
anstatt mit der Demokratiebewegung, die seit vier Jahren todesmutig für ein | |
Ende der Militärherrschaft eintritt. Kein Wunder, dass sich die Generäle | |
für die einzigen relevanten Akteure halten. Und dass von Demokratie keine | |
Rede mehr ist. | |
Nun konzentriert sich alle Welt darauf, [3][bedrohte Staatsbürger aus | |
Khartum auszufliegen]. Bedrohte Sudanesen müssen dableiben. Die fliegt | |
niemand aus. Sie müssen aus eigener Kraft fliehen, und dann landen sie in | |
Schlauchbooten im Mittelmeer und im Ärmelkanal. | |
Legale Fluchtrouten nach Europa gibt es für bedrohte Sudanesen, anders als | |
für bedrohte Ukrainer, nicht. Dabei werden sie beide mit denselben | |
russischen Waffen umgebracht. Die Anerkennungsquote für asylsuchende | |
Sudanesen liegt laut UNHCR in Deutschland und Frankreich bei mageren 40 | |
Prozent – in Großbritannien, das wichtigste Aufnahmeland in Europa, sind es | |
95 Prozent, es geht also auch anders. | |
Türe auf für bedrohte Menschen aus Sudan und endlich ein gesicherter Status | |
für die vielen, die schon da sind – das wäre jetzt der richtige Schritt. | |
Wenn man schon nichts für Frieden in Sudan tun kann – für Menschen kann man | |
immer etwas tun. | |
21 Apr 2023 | |
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[1] /Kaempfe-in-Sudan-trotz-Ramadan-Ende/!5929445 | |
[2] /Schulze-und-Pistorius-in-Afrika/!5925447 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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