# taz.de -- Krieg in Sudan: Ausländer raus, sobald es geht | |
> Mehrere Länder wollen gefährdete Landsleute aus Sudans umkämpfter | |
> Hauptstadt Khartum herausholen. Ägypten könnte eine Evakuierung | |
> koordinieren. | |
Bild: Zu Tausenden verlassen Sudanesen die Hauptstadt Khartum | |
Berlin taz | Angesichts der anhaltenden [1][Kämpfe in Sudans Hauptstadt | |
Khartum] treiben mehrere Länder Pläne voran, ihre Landsleute zu evakuieren. | |
Die Niederlande schickten am Mittwoch zwei C-130-Militärtransportflugzeuge | |
nach Jordanien, um „für alle Szenarien“ bereitzustehen, wie das | |
niederländische Außenministerium bekanntgab. Japans Regierung ordnete am | |
Donnerstag zum gleichen Zweck die Entsendung eines Militärflugzeugs nach | |
Dschibuti am kommenden Wochenende an. Auch die Türkei bereitet nach eigenen | |
Angaben eine Evakuierung vor. | |
In Dschibuti unterhält Japan seine einzige Militärbasis im Ausland; sie | |
wurde im Jahr 2011 mit 600 Soldaten eingerichtet und dient der Beteiligung | |
an internationalen Marinemissionen zur Sicherung maritimer Handelsrouten | |
vor somalischen Piraten. In [2][Dschibuti] befindet sich auch die größte | |
französische Militärbasis in Afrika sowie mit Camp Lemonnier die einzige | |
permanente US-Militärbasis auf dem Kontinent, Hauptquartier für verdeckte | |
Einsätze von US-Spezialkräften in der Region. Dschibuti sowie das | |
jordanische Aqaba mit seiner ebenfalls gern vom westlichen Ausland | |
genutzten Marinebasis gelten nun als mögliche Drehscheiben für den Einflug | |
von Evakuierungstruppen nach Khartum und den Ausflug evakuierter Ausländer. | |
Sie befinden sich an den beiden Enden des Roten Meers, an dem Sudan liegt. | |
Über Aqaba hatte Deutschland am Mittwoch Landsleute aus Khartum evakuieren | |
wollen, bevor die Aktion wegen der Unmöglichkeit, auf dem Flughafen der | |
sudanesischen Hauptstadt zu landen, noch während des Hinflugs gestoppt | |
wurde. Sudans Luftraum ist offiziell seit Samstag gesperrt, und auf dem | |
Flughafen Khartums haben Kämpfe zwischen der Armee und der aufständischen | |
Milz RSF (Rapid Support Forces) stattgefunden. Regulärer Flugverkehr ist | |
daher dort nicht möglich. Irreguläre Militärbewegungen sind es aber | |
vielleicht schon, sofern Sudans Präsident Abdelfattah al-Burhan dafür | |
grünes Licht gibt. | |
Den Anfang dafür dürfte Ägypten machen, der engste Verbündete Burhans in | |
seinem Machtkampf mit RSF-Kommandeur [3][Hamdan Daglo Hametti]. Ägypten | |
will seine Soldaten herausholen, die auf der Militärbasis Merowe im Norden | |
Sudans als Ausbilder tätig waren und zu Beginn der Kämpfe am Samstag von | |
der RSF gefangengenommen wurden. | |
## Nächste Woche womöglich eine neue Chance | |
Die Regierung in Kairo setzte der RSF am Montag ein Ultimatum von 72 | |
Stunden, die Gefangenen freizugeben. Am Mittwoch wurden 27 Ägypter in | |
RSF-Hand dem Roten Kreuz übergeben. Sie befanden sich am Donnerstag in der | |
ägyptischen Botschaft in Khartum. Die Luftwaffe und Spezialeinheiten des | |
ägyptischen Geheimdienstes sollten sie ausfliegen, hieß es in ägyptischen | |
Medien. Dies werde durch Gespräche mit den Vereinigten Arabischen Emiraten | |
ermöglicht, wichtigster auswärtiger Verbündeter Hamettis. | |
Ägypten hat bereits 177 weitere Militärangehörige aus Sudan evakuiert. Sie | |
wurden am Mittwoch vom Flughafen Dongola im Norden Sudans mit drei | |
Militärmaschinen ausgeflogen. | |
Ein Erfolg des ägyptischen Evakuierungseinsatzes mit dem Segen der Emirate | |
würde bedeuten, dass die beiden wichtigsten arabischen Unterstützer der | |
sudanesischen Kriegsgegner zumindest bei diesem Thema an einem Strang | |
ziehen. Das wäre die Voraussetzung für militärische Evakuierungseinsätze | |
anderer Länder. Die Niederlande sowie Indien baten am Donnerstag Ägypten um | |
die Koordinierung einer Schutzaktion. Griechenland hat das ebenfalls getan. | |
Das kommende Wochenende gilt als nächstmögliches Zeitfenster: Am | |
Freitagabend endet der islamische Fastenmonat Ramadan, es folgt das | |
mehrtägige Zuckerfest, von dem sich viele Beobachter eine zumindest | |
temporäre Beruhigung der Lage in Sudan erhoffen. Es könnte auch ein erster | |
Schritt hin zu einer gemeinsamen internationalen Position sein, um eine | |
Waffenruhe herbeizuführen, die auch hält. | |
20 Apr 2023 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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