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# taz.de -- Evakuierungen aus Sudan: Spezialkräfte retten Diplomaten
> Vorrangig werden westliche Botschaftsangehörige aus Sudan geholt. Dafür
> sind internationale Soldaten im Einsatz – auch Deutschland, mit
> Fallschirmjägern.
Bild: Rauch über Khartum, Samstag: Eine Waffenruhe während des Zuckerfests wu…
Berlin taz | Mit Spezialkräften haben mehrere westliche Länder am
Wochenende Diplomaten aus Sudans umkämpfter Hauptstadt geholt und ihre
Botschaften geschlossen. Auch Deutschland entsandte am Sonntag Soldaten für
„eine laufende Evakuierungsoperation für die Deutschen vor Ort in
Abstimmung mit unseren Partnern“, wie Auswärtiges Amt und
Bundesverteidigungsministerium am Nachmittag [1][erklärten].
„Weniger als eine Stunde“ habe am Samstag die Evakuierung der US-Botschaft
gedauert, [2][gab das US-Verteidigungsministerium in Washington am
Samstagabend bei einem Briefing mit dem US-Außenministerium bekannt]. „An
diesem Morgen um 9 Uhr (15 Uhr in Khartum) hob ein Kontingent von
US-Streitkräften in Dschibuti ab und landete in Äthiopien“, so
Generalleutnant Simms vom US-Generalstab.
„Die Flugkörper, drei Chinook-Hubschrauber des Typs MH-47, tankten in
Äthiopien auf, bevor sie rund drei Stunden nach Khartum flogen. Die
Evakuierung wurde in einer einzigen Bewegung per Drehflügel durchgeführt“ �…
also ein nur kurzes Aufsetzen der Hubschrauber. „Die Operation war schnell
und sauber.“ Etwas über 100 Angehörige der US-Spezialkräfte seien im
Einsatz gewesen, etwas unter 100 Menschen seien evakuiert worden. Beschuss
gab es nicht.
Großbritanniens Verteidigungsminister Ben Wallace [3][gab am
Sonntagnachmittag bekannt, auch die britische Botschaft sei evakuiert
worden]. An der „Militäroperation an der Seite der USA, Frankreichs und
anderer Verbündeter“ seien „über 1.200 Angehörige des britischen Militä…
von der 16. Luftlandebrigade, den Royal Marines und der Luftwaffe“
beteiligt gewesen. Die Evakuierten seien am Samstagabend zu einem Flughafen
außerhalb von Khartum gebracht und von dort ausgeflogen worden, präzisierte
Wallace gegenüber der BBC.
Weder US-Amerikaner noch Briten evakuieren offenbar andere Staatsbürger als
Diplomaten und ihre Angehörige. Deswegen gingen diese Operationen schnell
und wurden erst nach Abschluss bekannt.
## Eine Operation mehrerer Länder läuft von Jordanien aus
Andere Evakuierungen betreffen potentiell mehr Menschen und dauern länger.
Frankreichs Regierung gab am Sonntag „[4][eine schnelle
Evakuierungsoperation]“ bekannt, ohne Einzelheiten zu nennen. Die Operation
schließe auch Bürger und Diplomaten „unserer europäischen Partner und
Verbündeten“ ein. Sie läuft am Montag und Dienstag weiter.
Deutschland will „so viele Staatsangehörige wie möglich“ ausfliegen,
erklärte die Bundesregierung; wenn möglich „auch EU-Bürger und weitere
Staatsangehörige“. [5][Einem Bericht zufolge] wurde dafür „eine mittlere
dreistellige Zahl an Fallschirmjägern“ nach Jordanien entsandt. Die
[6][Außenministerin der Niederlande, Wopke Hoekstra, bestätigte,] eine
Operation mehrerer Länder sei von Jordanien aus im Gange. Die ersten
Niederländer seien am Abend mit einem französischen Flugzeug nach Jordanien
gebracht worden.
Schweden schickt rund 150 Soldaten. Griechenland schickte Spezialkräfte
nach Ägypten. Italien holt mit eigenen Soldaten italienische Staatsbürger
sowie Bürger der Schweiz und des Vatikan aus Khartum heraus.
## Viele Botschaften bleiben bis auf Weiteres geschlossen
Berichten zufolge wurde am Sonntag früh ein französischer Konvoi in Khartum
beschossen. Die aufständischen „Rapid Support Forces“ (RSF) von General
Hamdan Daglo Hametti behaupteten, Frankreich habe seine Evakuierung mit
ihnen abgesprochen. Daher sei der Konvoi während der Evakuierung „aus der
Luft angegriffen“ worden, [7][erklärte die Miliz]. Frankreich sagte dazu
lewdiglich, die Evakuierung gehe weiter wie geplant. Berichte, wonach auch
die US-Operation mit den RSF abgesprochen worden sei, dementierte das
US-Außenministerium.
Präsident Burhan hatte am Samstag die Erlaubnis erteilt, die Botschaften
der vier UN-Vetomächte USA, Großbritannien, Frankreich und China zu
evakuieren. Kanada hat ebenfalls seine Botschaft geschlossen.
Als erstes Land hatte Saudi-Arabien am Freitag eine [8][Evakuierung auf dem
Seeweg] gestartet. Saudische Marineeinheiten überquerten das Rote Meer nach
Port Sudan und brachten am Samstag 91 Saudis und 66 Staatsbürger anderer
Länder, von Bulgarien bis Burkina Faso, ins saudische Dschiddah. Fünf
saudische Schiffe sind an der noch laufenden Aktion beteiligt. Auch Indien
[9][schickte zwei Militärflugzeuge] nach Dschiddah und ein Kriegsschiff
nach Port Sudan.
Für solche Evakuierungen, die auch Nichtdiplomaten betreffen, müssen die
Menschen erst einmal auf dem Landweg Port Sudan erreichen, eine lange und
riskante Fahrt. An der Absicherung solcher Konvois sollen unter anderem
Frankreich und Katar beteiligt sein. Mehrere andere Länder, etwa die
Türkei, Irak und Indonesien, wollen diese Möglichkeit nutzen. [10][Nigeria
bietet] seinen Studenten in Sudan einen Transport nach Äthiopien an.
23 Apr 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/AuswaertigesAmt/status/1650137486432120833
[2] https://www.state.gov/briefing-with-under-secretary-for-management-ambassad…
[3] https://twitter.com/BWallaceMP/status/1650115263021436930
[4] https://www.diplomatie.gouv.fr/fr/dossiers-pays/soudan/evenements/article/o…
[5] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/sudan-bundeswehr-bereit-m…
[6] https://twitter.com/WBHoekstra/status/1650041789397516289
[7] https://twitter.com/RSFSudan/status/1650067618261262338
[8] https://saudigazette.com.sa/article/631844
[9] https://www.mea.gov.in/press-releases.htm?dtl%2F36504%2FSituation_in_Sudan
[10] https://twitter.com/Ibrahim518_prof/status/1650160015972397058
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Sudan
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