# taz.de -- Agrarimporte aus der Ukraine in die EU: Zollfreiheit ist Solidarit�… | |
> Die EU muss weiter auf Einfuhrzölle für Getreide aus der Ukraine | |
> verzichten. Denn die Landwirtschaft ist wichtig für die Verteidigung des | |
> Landes. | |
Bild: Ukrainische Agrarprodukte müssen konkurrenzfähig bleiben | |
Die Europäische Union sollte weiter keine Zölle auf Agrarimporte aus der | |
[1][Ukraine] erheben. Denn so unterstützt sie einen Staat, der sich gegen | |
einen durch nichts zu rechtfertigenden Angriffskrieg Russlands wehrt. | |
Deshalb muss die EU die Handelserleichterungen verlängern, die sonst Anfang | |
Juni auslaufen würden. | |
Die ukrainische Wirtschaft hängt in erheblichem Maß von der Agrarbranche | |
ab. Vor dem Krieg erwirtschaftete der Sektor rund 10 Prozent des | |
Bruttoinlandsprodukts. Mit Devisen und Steuern der Landwirtschaft bezahlt | |
die Ukraine kriegswichtige Importe. Ganz abgesehen davon, dass die | |
Landwirte die Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgen. | |
Doch viele Äcker sind von Russland besetzt, Beschuss und Minen verhindern | |
die Feldarbeit, die Ernte kann nur unter hohen Zusatzkosten exportiert | |
werden. Schließlich blockiert Russland die Häfen am Schwarzen Meer, über | |
die die Ukraine den Großteil ihres Getreides exportiert. | |
Derzeit lässt das russische Militär nur wenige Schiffe passieren, oft nach | |
langen Verzögerungen. Ständig droht die Führung in Moskau, die Route ganz | |
zu schließen. Deshalb exportiert die Ukraine nun den kleineren Teil ihrer | |
Ausfuhren über die im Vergleich zum Schiff viel teurere Bahn in die | |
EU-Nachbarstaaten Polen, Rumänien, Ungarn und die Slowakei. | |
Aus diesen Gründen ist es gerechtfertigt, [2][dass die EU auf die in | |
Friedenszeiten üblichen Zölle verzichtet]. So sind ukrainische | |
Agrarprodukte trotz aller Kriegsnachteile konkurrenzfähig. | |
## Nur noch Transit, Entschädigungen für Bauern | |
Allerdings können die Bauern in den Nachbarländern der Ukraine ihr Getreide | |
nur noch schwer verkaufen – es ist einfach teurer als die ukrainische Ware. | |
Dieses Problem muss gelöst werden. Deswegen ist es richtig, dass Polen, in | |
dem die meisten Bahntransporte aus der Ukraine ankommen, jetzt | |
ausschließlich den Transit solcher Waren erlaubt. Die Waggons werden | |
verplombt und dürfen erst wieder geöffnet werden, wenn sie Polen verlassen. | |
Ähnlich verfahren die anderen betroffenen Länder, zumindest bei | |
Getreidetransporten. Zudem will die EU-Kommission den Bauern noch mehr Geld | |
zahlen für Verluste infolge der Importe. | |
Am Ende wird sich das ukrainische Getreide wohl besser in der Europäischen | |
Union verteilen. Außerdem wird der Weitertransport etwa nach Afrika | |
attraktiver. Die deutschen Bauern werden insofern leiden, als sie stärker | |
der ukrainischen Billigkonkurrenz ausgesetzt sein werden. Aber die | |
Agrarpreise sind derzeit sehr hoch, gerade Ackerbauern haben zuletzt so | |
viel verdient wie lange nicht mehr. Auch wenn Getreide etwas billiger wird, | |
würden die Landwirte immer noch gute Geschäfte machen – und nebenbei würde | |
die Inflation gedämpft. | |
21 Apr 2023 | |
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## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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