# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Diplomatenroulette | |
> Laut Moskauer Angaben will Deutschland eine hohe Anzahl von russischen | |
> Botschaftsangehörigen ausweisen. Spanien liefert sechs Leopard-Panzer an | |
> die Ukraine. | |
Bild: In der russischen Botschaft an der Straße Unter den Linden könnten Bür… | |
## Evakuierte Belgograder kehren in Wohnblöcke zurück | |
Im russischen Belgorod kehren die mehr als 3.000 evakuierten Bewohner nach | |
Behördenangaben in ihre Wohnblöcke zurück. Sie hatten diese vorläufig | |
verlassen müssen, nachdem ein explosiver Gegenstand gefunden worden war. | |
Dieser wurde entfernt und soll nun auf einem Übungsplatz „neutralisiert“ | |
werden, wie Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow mitteilt. Die | |
Wohnblöcke liegen im selben Gebiet, in dem am Donnerstag ein russischer | |
Kampfjet nach Angaben russischer Behördenvertreter versehentlich eine Bombe | |
abgeworfen hatte. (rtr) | |
## Auswärtiges Amt dementiert Ausweisung nicht | |
Deutschland hat nach Angaben des Außenministeriums in Moskau über eine | |
„massenhafte“ Ausweisung russischer Diplomaten entschieden. Es handele sich | |
um neue „feindliche Handlungen“ Deutschlands gegen Russland, teilte | |
Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Samstag in Moskau mit. Sie | |
kündigte Gegenmaßnahmen an. Demnach sollen auch aus Russland deutsche | |
Diplomaten ausgewiesen werden. Es war unklar, ob die russischen Vertreter | |
noch ausgewiesen werden oder schon das Land verlassen haben. Konkrete | |
Zahlen wurden nicht genannt. | |
Das Auswärtige Amt in Berlin dementierte die Ausweisung nicht, bestätigte | |
sie aber auch nicht. „Wir haben die Aussagen der Sprecherin des russischen | |
Außenministeriums zur Kenntnis genommen“, hieß es. Die Bundesregierung und | |
die russische Seite standen demnach in den vergangenen Wochen zu Fragen der | |
personellen Besetzung der jeweiligen Auslandsvertretungen in Kontakt. | |
Details wurden nicht genannt. | |
Allerdings wurde bestätigt, dass ein russischer Sonderflug im Zusammenhang | |
stehe mit diesen Gesprächen. Am Morgen war eine russische | |
Regierungsmaschine mit Sondergenehmigung von Moskau nach Berlin geflogen. | |
Das Flugzeug vom Typ Iljuschin Il 96-300 landete am Nachmittag wieder in | |
der russischen Hauptstadt auf dem Flughafen Wnukowo. Es war aber zunächst | |
unklar, ob die russischen Diplomaten womöglich an Bord dieser Maschine | |
waren. (dpa) | |
## Russland will weitere Teile Bachmuts eingenommen haben | |
Russland hat eigenen Angaben zufolge drei weitere Bezirke im Westen der | |
ukrainischen Stadt Bachmut eingenommen. Dies teilt das russische | |
Verteidigungsministerium mit. (rtr) | |
## Leopard-Panzer verlassen Hafen von Santander | |
[1][Spanien] hat mit der Lieferung von sechs [2][Leopard]-Panzer an die | |
Ukraine begonnen. Die versprochene Panzer-Lieferung, ebenso wie knapp | |
zwanzig Transportfahrzeuge, hätten den Hafen im nordspanischen Santander am | |
Freitagabend in Richtung Ukraine verlassen und würden in „fünf bis sechs | |
Tagen“ ankommen, kündigte die spanische Verteidigungsministerin Margarita | |
Robles am Samstag an. Weitere vier Leopard-Panzer würden später geliefert, | |
sobald sie repariert seien, sagte Robles weiter. | |
55 ukrainische Soldaten hatten im März in Spanien ein vierwöchiges Training | |
zur Bedienung der Kampfpanzer abgeschlossen. Neben Madrid haben auch andere | |
westliche Verbündete die Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine | |
angekündigt. Einige davon sind bereits dort eingetroffen. Nachdem die | |
ukrainische Armee den Winter über die russischen Angriffe im Osten des | |
Landes abwehren konnte, bereitet sie nun eine Gegenoffensive für den | |
Frühling oder Sommer vor. | |
Spanien hatte die geplante Lieferung der sechs Leopard-Panzer vom älteren | |
Typ 2A4 im Februar verkündet. Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) | |
die Lieferung deutscher Leopard-Panzer an die Ukraine bekannt gegeben. | |
Deutschland kündigte auch an, dass es Partnerländern, die Leopard-2-Panzer | |
aus ihren Beständen an die Ukraine liefern wollen, die Genehmigung dazu | |
erteilen werde. (afp) | |
## London: Russlands „Nazi“-Erzählung wird herausgefordert | |
Russland hat nach Angaben aus Großbritannien Probleme dabei, eine seiner | |
wesentlichen Rechtfertigungen für den Angriffskrieg gegen die Ukraine | |
aufrechtzuerhalten. Der russische Staat ringe um Einheitlichkeit bei seiner | |
[3][Kernerzählung], dass der Einmarsch in die Ukraine den sowjetischen | |
Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg entspreche, teilte das britische | |
Verteidigungsministerium am Samstag auf Twitter mit. Entgegen der | |
Kreml-Darstellung, Russland wolle die Ukraine „entnazifizieren“, habe der | |
Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, jüngst öffentlich in Frage | |
gestellt, ob es tatsächlich „Nazis“ in der Ukraine gebe. | |
Die russischen Behörden versuchten derweil weiter, die Öffentlichkeit in | |
ihrem Land um polarisierende Mythen über die 1940er Jahre zu einen, | |
schrieben die Briten. Mitte April habe die staatliche Nachrichtenagentur | |
Ria Nowosti von „einzigartigen“ Dokumenten aus dem Archiv des | |
Inlandsgeheimdienstes FSB berichtet, wonach die Nazis im Jahr 1940 in die | |
Ermordung von 22.000 Polen beim Massaker von Katyn verwickelt gewesen | |
seien. In Wirklichkeit sei dafür die Geheimdienstvorgängerbehörde NKWD | |
verantwortlich gewesen. Die russische Staatsduma habe Sowjetdiktator Josef | |
Stalin 2010 offiziell dafür ihre Verurteilung ausgesprochen, die Morde | |
angeordnet zu haben. | |
Die angebliche Befreiung der Ukraine von „Faschisten“ und „Nazis“ ist e… | |
der wichtigsten Erklärungen Russlands für den Krieg. Moskau behauptet, die | |
Regierung in Kiew werde von „Nazis“ gelenkt. | |
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine | |
veröffentlicht das britische Verteidigungsministerium täglich Updates zum | |
Kriegsverlauf. Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen will die | |
britische Regierung damit sowohl der russischen Darstellung entgegentreten | |
als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine | |
gezielte Desinformationskampagne vor. (dpa) | |
## Beschlagnahmter Dünger wird nach Kenia geliefert | |
Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hat der lettischen Regierung zufolge | |
eine Lieferung mit [4][blockierten russischen Düngemitteln] aus Riga auf | |
den Weg nach Kenia gebracht. Nach Angaben des Außenministeriums des | |
baltischen EU- und Nato-Landes handelt es um die erste Ladung von etwa | |
200.000 Tonnen Düngemitteln russischen Ursprungs, die sich im Besitz von | |
mit EU-Sanktionen belegten Firmen befinden und in Lettland lagern. Nähere | |
Angaben zum Umfang und dem Transportweg wurden zunächst keine gemacht. | |
Weitere Lieferungen durch das WFP seien geplant, hieß es in der Mitteilung | |
vom Samstag. | |
Lettlands Regierung hatte im Dezember 2022 beschlossen, die Weitergabe von | |
blockierten Düngemittel mit Unterstützung des WFP zu erleichtern. Damit | |
sollen die negativen Folgen von Russlands Krieg gegen die Ukraine | |
verringert und ein Beitrag zur Bewältigung der Nahrungsmittelkrise in | |
Afrika und Lateinamerika geleistet werden, hieß es in der Mitteilung des | |
Außenamts weiter. (dpa) | |
## Demo in Lissabon gegen Lula | |
In Lissabon demonstrieren am Freitagabend Ukrainer und Ukrainerinnen | |
anlässlich des Besuchs von Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva | |
vor der brasilianischen Botschaft. Lula war am Freitag zu einem fünftägigen | |
Besuch in Portugal eingetroffen. [5][Seine jüngsten Äußerungen zum | |
Ukraine-Krieg] hatten für Kritik gesorgt, weil er andeutete, dass sowohl | |
die Ukraine als auch Russland die Schuld an dem Konflikt tragen würden. In | |
den vergangenen Tagen verurteilte Lula jedoch die Verletzung der | |
territorialen Integrität der Ukraine durch Russland und rief erneut zur | |
Beendigung des Krieges auf. (rtr) | |
## Polen für längeren Verbleib von deutschen Flugabwehrsystemen | |
Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak hat sich für einen | |
längeren Verbleib deutscher Patriot-Flugabwehrsysteme in Polen | |
ausgesprochen. Nach Berichten der Nachrichtenagentur PAP begründete er dies | |
am Freitagabend in Ramstein mit der aktuellen Entwicklung im Krieg | |
Russlands gegen die Ukraine. | |
Zwei Hauptargumente sprächen dafür, erläuterte er: „Der Krieg in der | |
Ukraine dauert noch an, die Bedrohung bleibt also noch real. Zweitens: | |
Polen ist die wichtigste Drehscheibe, wenn es um die Unterstützung der | |
Ukraine geht“. Westliche Rüstungsgüter dorthin würden in erster Linie über | |
Polen geliefert. Die deutschen Patriots seien Teil des als Schutz dafür | |
notwendigen Luftabwehrsystems. | |
Blaszczak bezog sich mit seiner Erklärung auch auf deutsche Medienberichte, | |
wonach deutsche Patriot-Systeme in Polen nur bis Juni und in der Slowakei | |
nur bis Jahresende stationiert bleiben sollten. | |
Das deutsche Verteidigungsministerium hatte diese Berichte am Freitag | |
allerdings relativiert. Ein Sprecher habe sich auf ursprüngliche Planungen | |
bezogen. Die aktuellen Pläne werde man mit den Nato-Partnern abstimmen. | |
(dpa) | |
## Potsdam schließt Städtepartnerschaft mit Iwano-Frankiwsk | |
Potsdam hat eine Städtepartnerschaft mit der westukrainischen Stadt | |
Iwano-Frankiwsk geschlossen. Dazu reiste Oberbürgermeister Mike Schubert | |
(SPD) mit einer Delegation in das Kriegsland. Der Potsdamer Rathauschef und | |
sein ukrainischer Amtskollege Ruslan Marcinkiw unterzeichneten am Samstag | |
den Vertrag für die Städtepartnerschaft. „Seit Beginn des russischen | |
Angriffskrieges auf die Ukraine sind Städtepartnerschaften wichtiger denn | |
je. Sie dienen der Völkerverständigung und unterstützen ganz konkret mit | |
Rat und Tat“, sagte Schubert laut einer Mitteilung. | |
22 Apr 2023 | |
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