Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Italienischer Staat gegen Klimaaktivisten: Letzte Generation als Ba…
> Die Staatsanwaltschaft von Padova will Mitglieder der „Letzten
> Generation“ wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung anklagen. Die
> protestieren.
Bild: Das Programm der „Letzten Generation“ ist in Italien wie in Deutschla…
Rom taz | Die „Letzte Generation“ ist eine gestandene kriminelle
Vereinigung. Dies jedenfalls ist die am Samstag bekanntgegebene Position
der Staatsanwaltschaft in Padova, die zwölf Mitglieder der „Ultima
Generazione“ – so heißt die Organisation auf Italienisch – nicht bloß w…
Sachbeschädigung oder Straßenblockaden anklagen will. Schließlich hätten
die Beschuldigten ja keineswegs ihre Aktionen improvisiert, so die
Ermittler, sondern sie akribisch geplant und damit den Tatbestand der
Bildung einer kriminellen Vereinigung erfüllt.
Sollte diese Auffassung vor Gericht durchkommen, so fände sich in Italien
die [1][„Letzte Generation“] auf eine Stufe mit Geldfälscherringen oder
Banden von Autodieben gestellt. Die vorgeblichen Verbrecher müssten allein
unter dem Anklagepunkt „Kriminelle Vereinigung“ mit Haftstrafen von bis zu
sieben Jahren rechnen.
Durchgezogen haben die jetzt von der Staatsanwaltschaft ins Visier
genommenen 12 Klimaaktivist*innen in den letzten Monaten das übliche
Programm der Ultima Generazione, wie man es auch aus Deutschland kennt:
Verkehrsblockaden, Klebe- sowie Sprühaktionen an Kunstwerken. So hatten
drei Mitglieder der Gruppe sich im letzten September an einem Gemälde des
berühmten Renaissancemalers Giorgione festgeklebt, wie immer bloß an der
das Bild schützenden Glasscheibe, ohne weitere Schäden anzurichten. Und so
hatten sie am 14. Dezember eine halbe Stunde lang die Brücke blockiert, die
Venedig mit dem Festland verbindet.
Das soll ihnen jetzt Anklagen wegen Sachbeschädigung, Unterbrechung des
Straßenverkehrs sowie öffentlicher Dienstleistungen einbringen – und wegen
Bildung einer kriminellen Vereinigung.
## „Behandelt als wären sie Mafiosi“
Das Einzige, was sie aufhalten könne, wäre, dass ihre Position zur Umwelt
Gehör findet, erklärte daraufhin einer der Sprecher der Gruppe. Und auf
Instagram teilte „Ultima Generazione“ mit, die jetzt Beschuldigten seien
„gewaltlos agierende Bürger, die behandelt werden, als seien sie Mafiosi“,
das sei das Gesetz des Wilden Westens, nicht das einer Demokratie.
Mit spektakulären Aktionen hat „Ultima Generazione“ in den letzten Monaten
sich auch in Italien eine große Medienpräsenz erarbeitet – und für heftige
Kontroversen gesorgt. Es ging im Sommer letzten Jahres los, als sich
mehrere Mitglieder an dem weltberühmten „Venus“-Bild Botticellis in den
Uffizien in Florenz festleimten. Am 2. Januar wurde der Palazzo des Senats
in Rom dann zum Opfer einer Farbsprühaktion, am 1. April kippten
Aktivist*innen schwarze Kohlefarbe in einen barocken Brunnen vor der
Spanischen Treppe in Rom. Doch immer galt: Die Farbe ist abwaschbar.
Die größte Furore gab es am 17. März, als in Florenz der Palazzo della
Signoria – auch heute noch Rathaus der Stadt – mit Farbe besprüht wurde:
Der zufällig [2][vorbeikommende Bürgermeister Dario Nardella] stürzte sich
auf einen der Täter und brüllte „che cazzo fai?!“ („Was für einen Sche…
machst du?!“).
Nardella gehört jetzt allerdings zu denen, die die Verfolgung der
[3][Letzten Generation] als kriminelle Vereinigung ablehnen: „Sie irren,
aber sie sind keine Terroristen“. Ganz anders sieht der Chef der
rechtspopulistischen Lega und Verkehrsminister Matteo Salvini die Dinge.
„Richtig so!“, freut er sich. Größere Härte will auch Giorgia Melonis
[4][Rechtsregierung] zeigen. Sie erhöhte gerade die Geldbußen für das
„Beschmieren von Kunstwerken“ auf bis zu 60.000 Euro.
16 Apr 2023
## LINKS
[1] /Letzte-Generation-in-der-Kritik/!5924697
[2] https://www.merkur.de/politik/letzte-generation-florenz-palazzo-vecchio-bue…
[3] /KlimaktivistInnen-der-Letzten-Generation/!5923205
[4] /Unesco-Kulturerbe/!5923014
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Italien
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
GNS
Letzte Generation
Giorgia Meloni
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Extinction Rebellion
Schwerpunkt Klimaproteste
Kolumne Materie
## ARTIKEL ZUM THEMA
Solidarität mit Letzter Generation: „Blockiert lieber RWE als Straßen“
Der Gründer und Vorstandsvorsitzender der Ökoworld AG hatte angekündigt,
Geldstrafen für Klimaaktivist:innen zu zahlen. Warum er relativieren
musste.
Debatte um Letzte Generation: Klimakleben für alle
Die Debatte um die Letzte Generation muss abgerüstet werden. Denn ein
zukunftsfähiger Alltag gelingt nur, wenn die Mitte der Gesellschaft
mitmacht.
Extinction Rebellion Proteste in Berlin: Superreiche Klimakiller
Klimaaktivisten demonstrieren gegen den unverhältnismäßigen
Ressourcenverbrauch der Reichen. Die FDP bekommt Farbe ab, das Adlon ein
Transparent.
„Letzte Generation“ in der Kritik: „Elitär und selbstgerecht“
Vor großen Blockaden gerät „Die Letzte Generation“ in die Kritik aus der
Bewegung. „Fridays for Future“ und Grüne werfen ihnen Spaltung vor.
KlimaktivistInnen der Letzten Generation: Die Letzte Generation ist zu religiös
Gerade an Ostern fällt auf, wie religiös die Letzte Generation eigentlich
ist. Und dass das ein strategisches Problem für die Klimabewegung ist.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.