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# taz.de -- Extinction Rebellion Proteste in Berlin: Superreiche Klimakiller
> Klimaaktivisten demonstrieren gegen den unverhältnismäßigen
> Ressourcenverbrauch der Reichen. Die FDP bekommt Farbe ab, das Adlon ein
> Transparent.
Bild: Edle Kulisse, um zu sagen: „Wir können uns die Reichen nicht mehr leis…
Berlin taz | Energisch fährt Katja Schreiner einen silbernen Stab aus in
Vorbereitung auf die Demo. Oben auf den Teleskopstock flattert eine weiße
Fahne im Wind. Auf ihr prangt das Logo der Klimabewegung von Extinction
Rebellion, eine Sanduhr im Kreis, umgeben von bunten Schmetterlingen und
Käfern. Für das [1][Klimacamp von Extinction Rebellion] hat die Hamburgerin
sich extra Urlaub genommen. Teilnehmer*innen von Jung bis Alt sitzen
auf Bierbänken vor der Küche für alle.
Schon seit Dienstag haben die Klimaaktivist*innen auf dem
Invalidenplatz Schlafzelte sowie Versorgungs- und Funktionszelte aufgebaut
und selbst auf dem Denkmal der „Sinkenden Mauer“ ein Banner befestigt:
„Eine bessere Welt ist möglich“. Das bewegungsübergreifende Protestcamp
soll noch bis Montag bestehen.
Den Fokus setzen die Aktivist*innen im #Frühlingserwachen auf
Artenvielfalt. „Wir sehen, dass das Überleben der Menschheit zwei
Komponenten hat: die Biodiversitätskrise und die Klimakrise“, sagt Mia
Sommer, eine Sprecherin der Bewegung. Im Camp befänden sich aktuell etwa
200 bis 300 Personen, schätzt sie. Dort können Teilnehmer*innen an
Workshops, Trainings und Demonstrationen teilnehmen.
Zum Auftakt der Aktionstage kippten Aktivisten des Camps am
Donnerstagmorgen [2][schwarze ölähnliche Farbe auf zahlreiche Gebäude] in
Berlin, unter anderem die FDP-Parteizentrale, deren Eingang sie
anschließend mit Plakaten beklebten: „FDP: Profis im Blockieren, Kleben am
Verbrenner“. Auch der Sitz großer Konzerne wie Coca-Cola oder Bayer sowie
Banken wurden beschmiert.
## Demo der Superreichen
Im Camp ergibt sich kurz der Eindruck, als ob sich einige Manager*innen
in ihren Anzügen zwischen den Aktivist*innen in bunten Regenjacken und
flickenreichen Hosen verlaufen hätten. Sie sind Teil der „ironischen
Demonstration der Superreichen“, die Donnerstagnachmittag im Invalidenpark
beginnt. Die Strecke führt durchs Regierungsviertel bis zum Brandenburger
Tor.
Mit der Demo wolle man versuchen, etwas Künstlerisches und Witziges
einzubringen. „Damit Klimaaktivismus sich für uns nicht immer so traurig
und dramatisch anfühlt“, sagt Sommer. Zentrales Element des Protests ist
eine pinke Rakete – der Ausweg zu Planet B. – aber nur für das oberste 1
Prozent. In der ersten Demorede geht es deshalb um die Gemeinsamkeiten von
Armut und Klimakämpfe. „Wir installieren eine Demo der Superreichen, die
sich darüber freuen, dass sie sich jetzt, nachdem sie die Welt zerstört
haben, auf andere Planeten absetzen können“, erklärt die Sprecherin.
Eingeteilt ist der Protest in drei Blöcke. An vorderster Front stehen die
bekannten Milliardäre – Demonstrierende mit Papiermasken, man erkennt Elon
Musk, Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg. Ihnen folgen die Reihen der
Anzugträger*innen in Dino-Gummimasken und mit gelben Aktenkoffern in
den Händen – Vertreter der fossilen Lobby. Den Rest der Demo bilden die
verbleibenden 99 Prozent der Gesellschaft, Handwerker- und
Straßenkehrer*innen in Arbeitskluft.
Extinction Rebellion geht von 300 bis 500 Demonstrant*innen aus, die
Richtung Brandenburger Tor laufen, wo die Kundgebung endet; die Polizei von
nur 120 Personen. In ihren Aktionen – Ölbeschmierung und Superreichen-Demo
– wollen die Aktivisten Verschwendung und Umweltzerstörung sichtbar machen.
Zum Ende der Demo lassen sie vom Fünf-Sterne-Luxushotel Adlon ein Banner
ab: „We can’t afford the superrich“.
13 Apr 2023
## LINKS
[1] /Neue-Welle-von-Klimaprotesten/!5924920
[2] https://twitter.com/ExtinctionR_DE/status/1646409015788806145
## AUTOREN
Adefunmi Olanigan
Jonas Hanke
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