Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sanktionen gegen Russland: Ein Auto zum Preis einer Wohnung
> In Folge des Angriffskrieges gegen die Ukraine haben viele internationale
> Autohersteller Russland verlassen. Die Autopreise gehen durch die Decke.
Bild: Lada aus russischer Produktion in einem Autohaus in Moskau
Mit melancholischer Zärtlichkeit betrachtet ein Freund von mir seinen schon
etwas in die Jahre gekommenen Honda. „Man müsste ihn neu lackieren. Ich
spare jetzt Geld, dann kümmere ich mich darum. Verkaufen werde ich ihn
jetzt sicherlich nicht, man bekommt für das Geld nichts Gleichwertiges. Und
der ist original japanischer Bauart.“
[1][Nicht nur gute Autos sind in Russland schwer zu bekommen]. Auch der
Kauf mittelguter und sogar offensichtlich schlechter ist nahezu
aussichtslos. Selbst mit Ratenzahlung. Denn der Durchschnittspreis für ein
vernünftiges Auto liegt irgendwo im Bereich einer Einzimmerwohnung in der
Provinz. Und ein neuer Range Rover kostet schon so viel wie fünf bis sechs
Einzimmerwohnungen in St. Petersburg.
Die Statistik verrät, dass der Autoverkauf in Russland im vergangenen Jahr
um 59 Prozent gegenüber 2021 eingebrochen ist. Und dass die meisten
verkauften Autos die russischer Marken sind. Normalerweise sind das die
günstigeren Wagen, die zudem nicht gerade für ihre Zuverlässigkeit bekannt
sind.
Besonders nach dem Wegfall importierter Komponenten. Jetzt sind neue,
vereinfachte russische Modelle ohne technische Fähigkeiten wie Airbag und
ABS auf dem Markt. Doch auch ihre Preise sind gestiegen: laut offiziellen
Angaben um durchschnittlich 24 Prozent, die für ausländische Wagen sogar um
40 Prozent. Das ist bedeutend mehr als die offizielle Inflationsrate.
Neuwagen kosten jetzt im Schnitt 3,4 Millionen Rubel (mehr als 45.000
Euro), Gebrauchtwagen immer noch 1,3 Millionen Rubel (fast 18.000 Euro).
Der Grund für den Preisanstieg: Die meisten internationalen Firmen haben
Russland verlassen. In der Folge fehlen Neuwagen. Ende vergangenen Jahres
wurden nur noch Autos von 11 Marken in Russland produziert – im Januar
waren es noch 60. [2][Allesamt sind chinesische]. Die Arbeit in russischen
Fabriken, in denen Autos der Marken Mazda, Mercedes-Benz und Co. gebaut
wurden, ruht.
Nunmehr werden die Russen von chinesischen Marken [3][und durch
Parallelimporte mit Autos versorgt]. Das ist teuer, aber nicht alle können
einfach auf den ÖPNV umsteigen. Um die Sanktionen zu umgehen und Autos aus
Europa ins Land zu bringen, müssen diejenigen, die damit ihr Geld
verdienen, ihre Einkäufe in anderen Ländern tätigen.
Viele Autos aus Europa kommen jetzt etwa über Iran und das Kaspische Meer
nach Russland. Eine andere, wenn auch komplizierte Route führt über
Kasachstan. Firmen, die früher ihre Autos in Russland gebaut haben,
produzieren nun teilweise da. Wegen der starken russischen Nachfrage aber
sind auch dort die Preise in die Höhe gegangen. Mit Folgen: In Kasachstan
ist der Verkauf von Autos der Marke Kia an Russen inzwischen begrenzt
worden.
Aus dem Russischen von [4][Gaby Coldewey]
Finanziert wird das Projekt von der [5][taz panter Stiftung]
Ein Sammelband mit den Tagebüchern ist im [6][Verlag edition.fotoTAPETA]
erschienen.
16 Apr 2023
## LINKS
[1] /EU-Aussenminister-zu-Russland/!5917559
[2] /Xi-Jinping-bei-Putin/!5920179
[3] /Sanktionen-des-Westens-gegen-Russland/!5848012
[4] /Gaby-Coldewey/!a23976/
[5] /Osteuropa-Projekte/!vn5913530
[6] https://www.edition-fototapeta-shop.de/
## AUTOREN
Olga Lizunkova
## TAGS
Kolumne Krieg und Frieden
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
EU-Sanktionen
Sanktionen
Russland
Autoindustrie
Preisanstieg
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Filmbranche
Kolumne Krieg und Frieden
Kolumne Krieg und Frieden
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ökonom über Wirksamkeit von Sanktionen: „Der Westen musste reagieren“
Mit Sanktionen zu politischen Veränderungen? Wirtschaftswissenschaftler
Felbermayr hält das für naiv. Doch in Hinblick auf China seien sie wichtig.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: China und Russland rücken zusammen
Chinas Verteidigungsminister Li Shangfu will die Zusammenarbeit mit
Russland verstärken. Die G7-Minister weisen Aggressionen Chinas und
Russlands zurück.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russland rückt in Bachmut vor
11 Tote nach einem Raketenbeschuss auf ein Wohnhaus in Slowjansk, Polen
untersagt Getreide-Importe aus der Ukraine und die Schweiz macht eine Menge
Geld locker.
Filmindustrie in Russland: Tscheburaschka rettet das Kino
Ein Held des sowjetischen Trickfilms kommt zurück auf die Leinwand.
„Tscheburaschka“ wird zum Kassenschlager.
Sanktionen des Westens: In Russland werden die Waren knapp
Viele kleine und mittlere Unternehmen in Russland geraten in existenzielle
Nöte. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen greifen nur teilweise.
Alltag in Russland während des Kriegs: Gleiche Pommes, anderer Name
Wegen der Sanktionen gegen Russland heißt McDonald's in St.Petersburg jetzt
„Lecker und Punkt“. Aus rechtlichen Gründen gibt es nun anderes Fast Food.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.