# taz.de -- Bundesweite Friedensbewegung: Weiter marschieren für Frieden | |
> Die Ostermärsche sind im zweiten Jahr nach dem russischen Angriff auf die | |
> Ukraine. Gegen Unterwanderung von rechts versuchen sie sich abzugrenzen. | |
Bild: Teilnehmerin eines Ostermarsches in Stuttgart 2022 trägt eine Flagge mit… | |
BERLIN taz | Zwischen Hoffen und Wünschen bewegen sich kurz vor Beginn der | |
Ostermärsche die Vorstellungen der Mitorganisierenden in Berlin am 8. | |
April. Damit dürfte es ihnen kaum anders gehen als den Initiativen in den | |
mehr als 100 weiteren deutschen Städten, in denen dezentrale Aktionen der | |
Friedensbewegung am langen Osterwochenende geplant sind. | |
Mit bundesweit „mehreren 10.000“ Teilnehmenden rechnet Kristian Golla, | |
Sprecher des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn. Die größten Aktionen | |
soll es laut Golla in Hamburg, Frankfurt am Main, Stuttgart und Nürnberg | |
geben. „Wir sind auf alles gefasst, auf viele und auf wenige“, sagte | |
[1][Laura von Wimmersperg] von der Berliner Friedenskoordination am | |
Dienstag bei einer Pressekonferenz. „Wir wollen, dass die Waffen so schnell | |
wie möglich schweigen, und wir finden, dass die Regierung nicht unsere | |
Interessen vertritt“, so von Wimmersperg. | |
Sie hoffe auf viele Teilnehmende. Unter dem Motto „Den Frieden gewinnen – | |
nicht den Krieg“ soll im Stadtteil Wedding demonstriert werden. | |
Traditionell werde der Berliner Ostermarsch nicht im Stadtzentrum, etwa am | |
Brandenburger Tor, veranstaltet, sondern dort, „wo die Menschen leben“, | |
berichtete Jutta Kausch-Henken von der Friedenskoordination Berlin. Sie | |
wünsche sich mindestens so viele Teilnehmende wie im Vorjahr. Da seien rund | |
2.000 Menschen mitgelaufen. | |
## Keine Abgrenzung von Sahra Wagenknecht | |
Michael Müller, Bundesvorsitzender der Naturfreunde, der beim Ostermarsch | |
in Berlin sprechen soll, sagte, es bestehe die Möglichkeit, dass „die | |
Ukraine in einem brutalen Stellungskrieg ausblutet“. Damit verwendete der | |
frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Müller ähnliche Worte wie Peter Brandt, | |
Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt. Der Historiker hatte einen | |
von zahlreichen SPD- und Gewerkschaftsmitgliedern unterzeichneten Aufruf | |
verfasst, in dem er Bundeskanzler Olaf Scholz aufforderte, sich mehr für | |
einen Waffenstillstand im Ukrainekrieg einzusetzen. | |
Müller forderte die deutsche Regierung dazu auf, große Länder wie China, | |
Indien und Brasilien zu ermutigen, eine Rolle in einem Friedensprozess | |
zwischen Russland und der Ukraine zu übernehmen. Lühr Henken vom | |
Bundesausschuss Friedensratschlag kritisierte die Lieferung von Waffen aus | |
Deutschland an die Ukraine. Er sagte: „Die Spirale der Eskalation wird | |
weitergedreht.“ Henken befürchtet für die Zukunft, dass eine „Konfrontati… | |
in Europa viel stärker sein“ könne. | |
Von Rechtsextremen, die den Ostermarsch als Plattform nutzen könnten, | |
distanziert sich die Initiative. Laura von Wimmersperg sprach von „Leuten“, | |
„die in unserem Sinne mitdiskutieren“. „Wir grenzen uns nach rechts ab“, | |
ergänzte ihre Mitstreiterin Kausch-Henken. Es gebe ein „Ordnerkonzept“, | |
durch das verhindert werden soll, dass rechte Organisationen wie die | |
Identitäre Bewegung oder die Querdenkenszene offen Flagge bei dem | |
Ostermarsch zeigen könnten. „Völkisches Denken und Friedensbewegung | |
schließen sich aus“, sagte Michael Müller. | |
Von der „Bewegung“ der Linken-Bundespolitikerin [2][Sahra Wagenknecht], die | |
gemeinsam mit Frauenrechtlerin Alice Schwarzer durch ihre umstrittene | |
„Aufstand für Frieden“-Demo in die Schlagzeilen geriet, würde sich die | |
Berliner Ostermarsch-Initiative dagegen bewusst nicht abgrenzen, sagte | |
Laura von Wimmersperg. Als Rednerin hätte ihre Initiative Wagenknecht | |
jedoch nicht angefragt. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Zaklin Nastic soll | |
beim Berliner Ostermarsch sprechen. „Die Linke ist die einzige | |
Friedenspartei“, sagte Kausch-Henken. | |
Korrigiert am 5.04.2023 um 11:00 Uhr. Die Demonstration ist am 8. April, | |
nicht am 9. wie es im Artikel zuvor fälschlich hieß. d. R. | |
4 Apr 2023 | |
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## AUTOREN | |
Clemens Dörrenberg | |
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