# taz.de -- Ostermärsche der Friedensbewegung: Käßmann warnt vor Diffamierung | |
> Ex-Bischöfin Margot Käßmann sprach sich in Hannover erneut gegen | |
> Waffenlieferungen aus. Die Zahl der Ostermarschteilnehmer lag auf | |
> Vorjahresniveau. | |
Bild: Teilnehmer des Berliner Ostermarsches am Samstag | |
FRANKFURT/BERLIN epd | Bei den diesjährigen Ostermärschen haben bundesweit | |
mehrere Tausend Menschen für den Frieden und einen Waffenstillstand in der | |
Ukraine demonstriert. Nach vorläufigen Angaben des Netzwerks | |
Friedenskooperative von Samstagnachmittag bewegten sich die | |
Teilnehmerzahlen in vielen Orten in etwa auf dem Niveau des Vorjahres oder | |
lagen leicht darüber, wie ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst | |
sagte. Mancherorts kamen jedoch auch weniger Friedensbewegte als an Ostern | |
2022. | |
In Hannover forderte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche | |
in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, bei einer Kundgebung ein Ende der | |
westlichen Waffenlieferungen an das von Russland überfallene Land. „Wir | |
wollen nicht, dass die Eskalation weitergetrieben wird und noch mehr Waffen | |
in das Kriegsgebiet geliefert werden“, sagte die Theologin und frühere | |
evangelische Landesbischöfin in der Ruine der kriegszerstörten | |
Aegidienkirche. „Denn mit diesen Waffenlieferungen werden wir | |
mitverantwortlich für all die Toten.“ An einem Demonstrationszug durch die | |
Innenstadt unter dem Motto „Den Frieden gewinnen – nicht den Krieg“ | |
beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 1.100 Menschen. | |
Auf Plakaten und Transparenten forderten die Demonstrierenden in Hannover | |
eine gewaltfreie Konfliktlösung im Ukraine-Krieg und sofortige | |
Verhandlungen. „Wenn hier nicht ein glasklares Stoppschild gesetzt wird, | |
werden die Nato-Staaten zur Kriegspartei“, sagte Käßmann unter Applaus: | |
„Dann liefern wir Kampfbomber, Kriegsschiffe, vielleicht gar Soldaten und | |
stehen am Rande eines dritten Weltkriegs, der auch mit atomaren Waffen | |
geführt wird. Diese Eskalationsspirale muss sofort beendet werden.“ Käßmann | |
wandte sich auch gegen eine Diffamierung der Friedensbewegung und sprach | |
sich dafür aus, dass russische Kriegsdienstverweigerer Asyl in Deutschland | |
erhalten. | |
## Erneut zwei konkurrierende Veranstaltungen in Berlin | |
Zahlreiche Menschen haben am Karsamstag in Berlin auf zwei Ostermärschen | |
für Frieden demonstriert. Zum traditionellen Ostermarsch der | |
Friedenskoordination unter dem Motto „Den Frieden gewinnen – nicht den | |
Krieg“ versammelten sich nach Polizeiangaben 1.500 Menschen. | |
In Berlin gab es [1][vor dem Hintergrund der Debatte um den Umgang | |
Deutschlands mit dem Krieg in der Ukraine] erneut zwei konkurrierende | |
Veranstaltungen. Bei der zeitgleich stattfindenden Versammlung unter dem | |
Titel „Kritische Perspektive auf den Berliner Ostermarsch“ zählte die | |
Polizei 150 Teilnehmer. An einer weiteren Kundgebung unter dem Motto „Stand | |
With Ukraine“ nahmen demnach ebenfalls 150 Menschen teil. | |
In dem Aufruf zum traditionellen Berliner Ostermarsch warnten die | |
Veranstalter vor einer Eskalation des Krieges in der Ukraine. Deutschland | |
mache sich durch Waffenlieferungen, „permanente Kriegsrhetorik und durch | |
Schüren von Feindbildern“ mitschuldig. | |
Der Verein „Gerade denken“ betonte auf Twitter Offenheit für Kritik an Nato | |
und Waffenlobby. Als Veranstalter der Versammlung „Kritische Perspektive | |
auf den Berliner Ostermarsch“ [2][lehnte er „rechtsoffene | |
Verschwörungsideologien“ ab]. | |
Im Aufruf zum traditionellen Ostermarsch hieß es weiter, dass die gegen | |
Russland verhängten Sanktionen auch in Deutschland zu Preissteigerungen und | |
Armut führten. Gelder würden verschwendet, die dringend zur Überwindung der | |
drängenden Probleme in den Bereichen Soziales, Gesundheit, Umwelt und Klima | |
benötigt würden: „Jeder weitere Kriegstag erhöht die Gefahr eines Dritten | |
Weltkrieges.“ | |
In Bremen zogen laut Polizei etwa 1.000 Menschen vom „Friedenstunnel“ zum | |
Marktplatz und folgten damit einem Aufruf des Bremer Friedensforums. Die | |
Veranstalter sprachen von rund 2.000 Teilnehmenden. Bei der | |
Abschlusskundgebung verurteilte der katholische Theologe Eugen Drewermann | |
aus Paderborn den Militarismus in jeder Form. „Wir werden die Angst nicht | |
überwinden, wenn wir anderen Angst machen“, sagte er. „Man kann auf das | |
Böse nicht mit den gleichen Mitteln reagieren.“ | |
In der Leipziger Innenstadt nahmen an dem dortigen Ostermarsch unter dem | |
Motto „We are the people! We are peace!“ (Deutsch: Wir sind die Menschen! | |
Wir sind Frieden!) nach Angaben des Anti-Kriegs-Forums Leipzig 300 Menschen | |
teil. | |
Mit einer Auftaktkundgebung in Duisburg begann auch der dreitägige | |
Ostermarsch Rhein-Ruhr, der bis Ostermontag durch zahlreiche Städte der | |
Region zieht. Er zählt zu den bundesweit größten und wichtigsten | |
Aktivitäten der Friedensbewegung zu Ostern, die traditionell am Karsamstag | |
ihren Schwerpunkt haben. | |
Bundesweit gab es Kundgebungen an mehr als 100 Orten. „Die Ostermärsche | |
bleiben auch in diesen kriegerischen Zeiten das Rückgrat einer lebendigen | |
Friedensbewegung im Lande“, sagte Willi van Ooyen von der Infostelle | |
Ostermarsch in Frankfurt am Main. | |
8 Apr 2023 | |
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