# taz.de -- Das Coverversionen-Duo „Black Shampoo“: Lieder von Glück und V… | |
> So herzzerreißend wie -erwärmend: „Black Shampoo“ spielen die Songs von | |
> anderen. An Ironie ist das Duo so wenig interessiert wie an Virtuosität. | |
Bild: Lassen sich ein aufs Traurige: Simone Scardovelli und Alexander Rischer s… | |
Nein, es war nicht der Auftakt zum diesjährigen Hamburger Musikfest: Das | |
begann erst Ende April. Aber sein in der halben Stadt plakatiertes Thema | |
grundierte auch schon etwas früher, Ende März, ein Konzert im kleinen | |
Off-Kunstort Hinterconti: Hier, also im schmuddeligeren Teil von | |
Hamburg-St. Pauli, ging es, wie dann später im glitzerfunkelnden | |
Konzerthaus, um: die „Liebe“. | |
Allerdings nicht ungebrochen: „Es lebe die Misstönigkeit! Es lebe die | |
Liebe!“, so hatten es Black Shampoo in die Einladungen geschrieben (oder | |
schreiben lassen?) zu ihrem überhaupt erst zweiten Auftritt, auf den jetzt | |
am Freitag der dritte folgt (wenn wir in der Zwischenzeit keinen verpasst | |
haben). | |
Black Shampoo, das ist ein Duo mit [1][Kunsthochschul-Hintergrund]: | |
[2][Simone Scardovelli] ist ansonsten Fotografin und Illustratorin mit | |
einigen wirklich großen Auftraggebenden. Nun – mit 50, so wurde es draußen | |
erzählt – singt sie im Sitzen und spielt: angejahrtes Casio-Keyboard, | |
Klanghölzchen, Frequenzglas und sogar Querflöte. | |
Daneben, auch sitzend: Alexander Rischer, ebenfalls Fotograf, | |
Fotografie-Lehrender, forschender Künstler, in dieser Zeitung [3][zuletzt | |
als Filmemacher erwähnt]; ferner Besitzer eines kleinen Bestands exquisiter | |
Gitarren und als Teil etwa der längst verblichenen „herzzerreißenden | |
Liedgutsammler“ [4][Cardiophon] vergleichsweise konzertbühnenerfahren. | |
Die beiden nun spielen „zwei knappe Hände voll Coversongs“, von | |
Morissey/The Smiths, Felt, Townes van Zandt oder auch Tuxedomoon/Martin L. | |
Gore/Nouvelle Vague ([5][„In a manner of speaking“]): Lieder von Glück und | |
Verlust und beider Nähe also, anrührend und ohne sonderliches Interesse an | |
irgendwelchem Virtuositätsgehuber in Szene gesetzt; nicht zu verwechseln | |
mit irgendwelcher längst wieder zur Pose erstarrten Ironie. Nein, hier | |
lassen sich zwei aufs Traurige des Materials ein und zugleich sein | |
Tröstliches, mit offenem Visier und vollem Ernst und dabei lächelnd. | |
Im März, im schmuddeligen Teil von St. Pauli, wurden irgendwann Tarotkarten | |
gezogen, temporäre Tattoos und Outfits aus einem nahen Kiezladen enthüllt, | |
reichlich Glitter flog. So was gab es beim Musikfest ganz sicher nicht. | |
13 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Kunsthochschule/!t5587486 | |
[2] http://scardovelli.de/ | |
[3] /Film-The-Ballad-of-George-Barrington/!5903268 | |
[4] /Archiv-Suche/!1130192 | |
[5] https://www.youtube.com/watch?v=HRKOZolW6L4 | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
## TAGS | |
Musik | |
Hamburg | |
Kunsthochschule | |
Coverversion | |
Singer-Songwriter | |
Experimentelle Musik | |
Morrissey | |
Schwerpunkt Meta | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Legende der US-Experimentalmusik: Zuvielfaltspinsel mit Elektroharke | |
Mit Banjo, verstärktem Gartengerät und unerschöpflichem Vorrat an | |
Coverversionen: Eugene Chadbourne malt ein Panoramabild der schrägen | |
Improvisation. | |
Morrissey bei den „Simpsons“: Rassismus trotz geiler Hooklines | |
Die „Simpsons“ zeigen Morrissey als rechtspopulistischen Veganer. Zurecht, | |
findet unser Autor und plädiert für weniger Nostalgie in der Popkultur. | |
Facebook-Statistik: Soundtrack für Verliebte | |
Facebook hat eine Statistik mit Liedern für Verliebte veröffentlicht. Die | |
Liste ist so aussagekräftig wie die meisten Daten aus dem sozialen | |
Netzwerk. |