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# taz.de -- Trainerwechsel bei Bayern München: Mies san mir
> Der FC Bayern entlässt nach dem Absturz auf Platz zwei den Cheftrainer
> und verpflichtet Thomas Tuchel. Der Rekordmeister macht seinem Ruf alle
> Ehre.
Bild: Echt jetzt? Julian Nagelsmann darf nicht mehr länger an der Linie beim F…
Berlin taz | So ist er, der FC Bayern München. Eiskalt, arrogant und viel
zu reich. Beinahe alles, was den Klub in den Augen vieler Freunde des
gepflegten Fußballspiels so verachtenswert macht, trat mit [1][der
Entlassung von Julian Nagelsmann als Cheftrainer] der ersten
Herrenmannschaft offen zutage.
Da ist die Art der Kommunikation bei diesem Rausschmiss. Als das ganze
Fußballinternet schon über die überraschende Entscheidung der Bayern
diskutiert hat, den Trainer, der das Team noch zu drei Titeln in dieser
Saison hätte führen können, rauszuschmeißen, wusste dieser noch nichts von
seinem Schicksal. Für die Verantwortlichen im Klub sind das vielleicht
nicht mehr als Stilfragen.
Er hat ja sicher Internet, mag man sich gedacht haben. Dann kriegt er eh
mit, was wir vorhaben. Und wer im Fußballbusiness folgt nicht dem
Twitteraccount von [2][Fabrizio Romano], dem italienischen
Sportjournalisten, über den es bei Wikipedia heißt, er verfüge „über eine
große Anzahl von Kontakten zu Entscheidungsträgern im Profifußball, wodurch
es ihm regelmäßig gelingt, bevorstehende Transfers frühzeitig über die
sozialen Medien bekanntzugeben“? Dieser Romano war es, [3][über den die
Nachricht in die Welt gedrungen ist]. Wirklich? Wer das nicht mies findet,
hat wohl als Kind zu oft in [4][FC-Bayern-Bettwäsche] geschlafen.
Und dann ist dieser unerträgliche Anspruch der Bayernführung, immer, am
besten an jedem Spieltag der Bundesliga, die Nummer eins im Land zu sein.
Gerade einmal vier Tage hat man es an der Säbener Straße in München
ausgehalten, nach dem 25. Spieltag mit einem Punkt Rückstand hinter
Borussia Dortmund auf Platz zwei zu stehen. Es mag ja sein, dass das
Sportvorstand Hasan Salihamidžić und [5][Vorstandschef Oliver Kahn]
schlaflose Nächte bereitet hat, aber gleich die Notbremse zu ziehen, als
stünde man nach zehn sieglosen Partien am Rand des Abgrunds, das darf man
getrost als irrsinnig bezeichnen.
## Selbstkritik? Fehlanzeige
Vielleicht sollten die beiden sich mal überlegen, ob es wirklich stimmt,
dass der Kader des FC Bayern so toll ist, wie sie es gern behaupten. Aber
dann müssten sie ja ihre eigene Arbeit hinterfragen. So weit darf es
natürlich nicht kommen, und dann wird eben der Trainer entlassen, wenn mal
ein Spiel bei Bayer Leverkusen verloren geht.
Und genauso wie Nagelsmanns Rauswurf als unvermeidlich dargestellt wird,
bezeichnet man die Verpflichtung von Thomas Tuchel als Geniestreich. Der
hat 2021 [6][mit dem FC Chelsea die Champions League gewonnen] und ist
deshalb gerade mal gut genug für die Bayern. Her damit, koste es, was es
wolle. Und da wären wir beim Grund dafür, dass sich der FC Bayern überhaupt
so aufführen kann, wie er es tut. Er kann es sich offenbar leisten.
25 Millionen Euro haben die Münchner vor gut anderthalb Jahren an
Ablösesumme gezahlt, [7][um den Trainer vom damals härtesten Kontrahenten
RB Leipzig loszueisen]. So viel ist auf der ganzen Welt noch nie für einen
Trainer an Ablöse gezahlt worden. Die Bayern haben Nagelsmann für fünf
Jahre ausgestattet bei einem Jahresgehalt von gut 6 Millionen Euro, wie es
heißt. Und [8][Thomas Tuchel, der in seiner Zeit bei Paris Saint-Germain],
in der er das Champions-League-Finale erreicht hat, gewiss ebenso gut
verdient hat wie beim FC Chelsea, wird auch nicht für freie Kost und Logis
beim FC Bayern anheuern.
Bei dem Klub, der sich kürzlich [9][vor dem Achtelfinale der Champions
League] gegen ebenjenen von Katar gepamperten Klub aus Paris noch als brav
wirtschaftender, treudeutscher Mitgliederverein dargestellt hat, scheint
jedes vernünftige Maß verloren gegangen zu sein.
## Tradition des Nachtretens
Man wird nun viel Schlechtes hören über Nagelsmann, irgendeinen Quatsch
darüber, dass er die Mannschaft nicht mehr erreichen konnte. Oder
vergiftete Lobeshymnen, nach denen der 35-jährige Jungtrainer gewiss ein
großes Talent sei. Man wird sein Privatleben durchstöbern, und gewiss
findet sich jemand, der sich daran stört, dass er mit einer Reporterin der
Bild-Zeitung liiert war, die über den FC Bayern geschrieben hat. Irgendwas
halt.
Und vielleicht erinnert sich der eine oder die andere daran, wie der FC
Bayern mit den Vorgängern von Nagelsmann umgegangen ist. [10][Hansi Flick
durfte zwar das Triple gewinnen], aber aus der Kaderplanung sollte er sich
gefälligst raushalten. Carlo Ancelotti, der mit anderen Klubs inzwischen
viermal [11][die Champions League gewonnen] hat, wurde [12][bei seiner
Entlassung behandelt], als habe er keine Ahnung vom Fußball.
[13][Niko Kovač war sowieso ein Missverständnis], und auch [14][Pep
Guardiola], unter dem die Münchner so schön gespielt haben, dass einem beim
Zusehen bisweilen die Tränen gekommen sind, wurde nach drei Jahren Amtszeit
mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt, weil er es gewagt hatte, die
Champions League nicht zu gewinnen.
Nun also Thomas Tuchel. Am 1. April beim Spitzenspiel gegen Borussia
Dortmund soll er gefälligst die Tabellenführung zurückerobern. Und dann
gefälligst Meister werden, Pokalsieger und Champion in der Champions
League. Sonst setzt es was. Tuchel wird wissen, was er sich mit dem Job in
München antut. Es ist ja kein Geheimnis, wie beim FC Bayern gehandelt wird:
eiskalt, arrogant und mit viel zu viel Geld.
24 Mar 2023
## LINKS
[1] /Bayern-Muenchen-feuert-Trainer-Nagelsmannn/!5924099
[2] https://twitter.com/FabrizioRomano
[3] https://twitter.com/FabrizioRomano/status/1638997001118404615
[4] https://fcbayern.com/store/de-de/p/bettwasche-berni-11795
[5] /Fussball-Bundesliga/!5884478
[6] /FC-Chelsea-gewinnt-Champions-League/!5771486
[7] /Bayern-Muenchen-vor-dem-Ligastart/!5788371
[8] /Biografie-des-PSG-Trainers/!5679876
[9] /Bayern-Muenchen-im-CL-Viertelfinale/!5917475
[10] /Bayern-Aus-in-der-Koenigsklasse/!5761087
[11] /Champions-League-Seriensieger-Madrid/!5854814
[12] /Kommentar-FC-Bayern-Muenchen/!5451028
[13] /Kolumne-Pressschlag/!5541450
[14] /Josep-Guardiola-in-der-Bundesliga/!5300919
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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