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# taz.de -- Panzer vor der russischen Botschaft: Aktionskunst vom Besten
> Pünktlich zum Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine stand ein
> ausgebrannter Panzer vor der russischen Botschaft in Berlin. Nun ist er
> wieder weg.
Bild: Kaum einer ließ das Fotomotiv liegen
Es schien ein bisschen zu sein wie mit diesem lächerlichen Slogan. „Das ist
nicht unser Krieg“ sprühen Querfront-Aktivisten seit Wochen in Berlin,
während die, die eins und eins zusammenzählen können, gerne das „nicht“
durchstreichen und ein „doch“ drüber sprühen: eine öffentliche
Auseinandersetzung um den russischen Überfall auf die Ukraine auf dem
scheinbar neutralen Hintergrund von Häuserwänden.
Auch das Panzerwrack, das Enno Lenze vom [1][Berlin Story Museum] pünktlich
zum Jahrestag des Kriegsbeginns vor der russischen Botschaft Unter den
Linden aufstellen ließ, war eine Projektionsfläche. Der [2][ukrainische
Botschafter Oleksii Makeiev] sprach auf einer Pressekonferenz am Tag der
Aufstellung von einem „Symbol von dem unbeugsamen Geist des ukrainischen
Volkes im Kampf um seine Freiheit“. Lenze selbst sagte etwas weniger
diplomatisch: „Wir wollen den Terroristen ihren Schrott wieder vor die Tür
stellen.“
Als zehntausend Menschen am Abend des Jahrestags auf einer Demo Waffen und
Solidarität mit der Ukraine forderten, wurde der T-72, der am 31. März 2022
in der Nähe von Kiew auf eine Mine gefahren war, zum Fotomotiv, das kaum
einer links liegen ließ. Ein Aktivist kletterte auf den Panzer und forderte
Solidarität mit den Aufständischen in Iran. Andere schmückten ihn mit
blaugelben Fahnen.
Klar, dass Tags darauf auch die [3][„Friedensdemonstration“] den Panzer für
sich zu vereinnahmen versuchte. Ein Versuch, auf dem Wrack die russische
Fahne zu hissen, wurde von der Polizei unterbunden. Als dann auf den
Panzerketten rote Rosen lagen, dementierte die russische Botschaft, etwas
damit zu tun zu haben. Die Entfernung der Rosen allerdings kommentierte die
Botschaft auf Twitter als eine Aktion von [4][„Bandera-Aktivisten“].
## Kein neutraler Hintergrund
Seit Dienstag ist der Panzer wieder verschwunden. Er soll nun in den
Niederlanden an den russischen Krieg in der Ukraine und den
Widerstandswillen der Angegriffenen erinnern, so wie auch in zahlreichen
Ländern in Mittel- und Osteuropa russische Panzerwracks zum Symbol des
Widerstands wurden. Das Berliner Alleinstellungsmerkmal: Die Genehmigung
zum Aufstellen des Wracks mussten sich Lenze und sein Museum vor Gericht
erstreiten. Das grün geführte Bezirksamt Mitte hatte die Aktion mit aller
Macht zu verhindern versucht.
Aber nicht nur deshalb war die temporäre Installation ein Erfolg. Es sind
vor allem die Bilder, die von diesem Panzer gepostet wurden, egal ob mit
blaugelben Fahnen oder roten Rosen. Anders als eine Hauswand ist ein
Panzerwrack nämlich kein neutraler Hintergrund für einen Streit um deutsche
Waffenlieferungen. Das entscheidende Bild sind nicht die Versuche, ihn
umzudeuten, es ist der ausgebrannte Panzer selbst. Ohne den russischen
Terror und den ukrainischen Widerstand wäre Russlands Schrott nicht vor der
deren Botschaft in Berlin gelandet.
4 Mar 2023
## LINKS
[1] https://www.berlinstory.de/tank/
[2] https://germany.mfa.gov.ua/de
[3] /Wagenknechts-Friedensbewegung/!5915750
[4] https://twitter.com/RusBotschaft/status/1630207045789003784
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Grüne Berlin
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Berlin-Mitte
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Ausgehen und Rumstehen
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