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# taz.de -- Queere Comics und Graphic Novels: Konservative platzen vor Wut
> Immer wieder werden queere Graphic Novels und Comics aus Schulen und
> öffentlichen Bibliotheken in den USA entfernt. Einfluss haben sie
> dennoch.
Bild: Oben auf der Hassliste der konservativen Bücherpolizei: die Graphic Nove…
Aggressivität ist nicht das Gleiche wie Stärke. Ich muss mich manchmal
daran erinnern, denn eine Woche Nachrichten zu [1][queerrelevanten Themen],
und man könnte sich glatt überrollt fühlen. Allein von dem Gewicht der
ganzen epistemischen Gewalt, die hier [2][als Warnlabel auf einem
Märchenbuch in Litauen] und da als Versuch, Bücher aus Schulen und
öffentlichen Bibliotheken in Großbritannien oder den USA zu verdrängen, aus
den Nachrichtenportalen quillt.
Das Gemenge staut sich dann auf wie dieser Schwall aus verwässertem Blut im
Film „Shining“, der im eingeschneiten Hotel des Schreckens aus zwei
Aufzugstüren platzt. Aber, und dass ist das Entscheidende, so machtvoll,
wie sich die Fluten hinter den beiden Türen gebaren, so schnell laufen sie
eigentlich auf den teppichüberzogenen Fluren ins Leere, sobald sie sich
einmal so dramatisch aufgetürmt haben. Bis sie schließlich nur noch
irgendwo erbärmliche Tröpfchen bilden. Darüber zu laufen macht bestimmt
komische Schmatzgeräusche, Fortbewegen kann man sich aber trotzdem ziemlich
gut. Da braucht es schon weitaus mehr, um uns wegzuschwemmen.
Der Republikaner Mike Lefor in North Dakota jedenfalls hat gerade einen
Gesetzesentwurf eingereicht, der Bibliothekar:innnen ins Gefängnis
stecken will, sollten sie sich weigern, indizierte Bücher aus den Beständen
zu entfernen. Bemerkenswert an solchen Kampagnen ist, dass sie meist auf
Bücher abzielen, die das Wissen von Kindern und Jugendlichen of Color ins
Zentrum einer Erzählung setzen, sowie auf Bücher, die queeres Leben und
sexuelle Selbstbestimmung vermitteln.
## Die Hassliste der Bücherpolizei
Bemerkenswert ist auch, dass es meist Comics und Graphic Novels sind, die
als Paradebeispiel der Gefährdung in die Kameras gewedelt werden. Ganz
ehrlich, ich habe schon bessere Fächer gesehen, mit denen man sich heiße
Luft zuwedeln kann.
Die NPR-Serie [3][„Banned and Challenged: Restricting access to books in
the U. S.“] fängt die Entwicklungen der letzten Jahre ein, mit Interviews
und Texten der Autor:innen, deren Bücher so stark sind, dass sie Kinder und
Jugendliche zum Selbstdenken verhelfen. Womit das klägliche Rinnsal des
nationalfamiliären Backlash natürlich endgültig vom Austrocknen bedroht
ist.
Wie man dort erfährt, führte die Graphic Novel „Gender Queer: A Memoir“ v…
Maia Kobabe laut der American Library Association 2021 die Hassliste der
Bücherpolizei an und wurde vielfach aus öffentlichen Bibliotheken entfernt.
Ich hatte das Buch im Comicladen bisher immer liegen lassen, weil mich der
liebliche Zeichenstil nicht so direkt anspricht und mir Erzählungen nach
dem Geständnisprinzip oft Unbehagen bereiten. Jetzt habe ich es mir aus
Solidarität gekauft. Und mir gleich noch Jerry Crafts „New Kid“ über
Rassismus an Privatschulen dazubestellt. Was an Zeichnungen so unfassbar
machtvoll ist? Sie ehren die Realität mit Abbildung.
2 Feb 2023
## LINKS
[1] /Bundestag-gedenkt-Shoah-Toten/!5911708
[2] /Urteil-gegen-Kinderbuchverbot/!5911310
[3] https://www.npr.org/series/1142706201/banned-and-challenged-restricting-acc…
## AUTOREN
Noemi Molitor
## TAGS
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Zensur
Bibliothek
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Gendern
USA
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
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