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# taz.de -- Science-Fiction als queeres Vorbild: Eltern im Weltraum
> Auch in der Science-Fiction finden sich vielfältige Familienmodelle.
> Angesichts eines antiqueeren Backlashs scheint sie geradezu revolutionär.
Bild: Süß: erste Annäherungen zwischen dem Mandalorianer (Pedro Pascal) und …
Pedro Pascal spielt bei mir in der Kategorie „Man Crush“ neben [1][„The
Rock“] ganz vorne mit. Oder besser gesagt seine Stimme. Welcher
Schauspieler schafft es schon, eine ganze Staffel lang Empathie zu
transportieren, ohne dass man je sein Gesicht sieht?
Was an der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“, in der Pascal als Din
Djarin alias Mando nie seinen Helm ablegen darf, noch so bewegend ist, ist
die Elternrolle, in die er hineinwächst, je länger er mit Baby Yoda durch
die Galaxis fliegt, obwohl er doch Einzelkämpfer ist. Er nennt den kleinen
grünen Kerl in seiner dunklen Tonlage einfach nur „The Kid“, auch wenn er
irgendwann erfährt, dass er Grogu heißt und eigentlich ein Jedi ist. Später
lässt er ihm ein kleines Kettenhemd schmieden. Wie süß ist das denn?
Grumpy Typ, der ständig rumkämpfen muss, weil irgendwelche korrupten
Regierungen den Faschismus wieder aufbauen wollen, trifft Kind mit
schlummernden Superkräften, das sich ihm anschließt, ob er will oder nicht:
Zuletzt hat das in „Logan“ (2017) super funktioniert, dem besten aller
bisherigen X-Men-Filme. Wolverine zieht mit Laura durch die Gegend und
irgendwann wechseln sich die Rollen des Beschützens und Beschütztwerdens
ab.
Als klassischer Roadtrip inszeniert findet sich das Motiv „unfreiwillige
Begleitperson“ auch in der Serie „AJ and the Queen“ (2020), in der Ru Paul
als Dragqueen Ruby Red mit einem Wohnwagen von Club zu Club tingelt und
plötzlich das genderqueere Nachbarskind AJ, das sich heimlich im Auto
versteckt hat, als Mitfahrer an der Backe hat. Die meisten fanden das
trashig, weil dem Megamoderator eher mäßiges schauspielerisches Talent
nachgesagt wird, ich hab es geliebt.
## Warum Science-Fiction mich bewegt
Angesichts der weiter eskalierenden [2][Anti-Drag- und
Anti-Trans-Gesetzentwürfe in den USA] ist der Plot geradezu revolutionär.
Die Republikaner in Tennessee versuchen gerade, eine legale Grundlage zu
schaffen, um Eltern, die trans* sind, das Sorgerecht für ihre Kinder zu
entziehen. Dragperformances in Anwesenheit von Kindern sind dort ab Juli
verboten.
Daniel Scheinert, der mit Daniel Kwan das Regisseurduo von „Everything
Everywhere All at Once“ bildet, bedankte sich in seiner Rede zum Oscar für
die beste Regie dann auch bei seinen Eltern, dass sie ihn als Kind in Drag
schlüpfen ließen. „Was keine Bedrohung für irgendjemanden ist“, setzte er
nach.
Kinder und Jugendliche suchen sich Erwachsene, die sie respektieren und
stärken. Manchmal sind das die eigenen Eltern wie bei Scheinert, manchmal
sind das Figuren im Kino. Mich bewegt das in der Science-Fiction nicht ohne
Grund so sehr. Autor*innen der feministischen Utopie wie Marge Piercy
haben schon in den 1970ern alternative Familienmodelle entwickelt. Bei ihr
wählen die Kinder mit 12 noch einmal neue Erwachsene in ihr Leben. So wie
Baby Yoda sich eben Mando ausgesucht hat. Es gibt so viele
Gesellschaftsentwürfe, wie wir Elternschaft und Pflege anders denken
können.
15 Mar 2023
## LINKS
[1] /Alternative-Maennlichkeit-im-Wrestling/!5887255
[2] /Hass-gegen-Dragqueens/!5906488
## AUTOREN
Noemi Molitor
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