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# taz.de -- Hass gegen Dragqueens: Nur die Spitze des Eisbergs
> Dragqueens stehen in den USA gerade mal wieder im Fokus rechter
> Bewegungen. Dass das wenig diskutiert wird, hat was von unterlassener
> Hilfeleistung.
Bild: Will gegen Dragqueens vorgehen: Arkansas Gouverneurin Sarah Huckabee Sand…
Meine erste [1][Dragqueen] hat mir meine Oma gezeigt. „Die Mary“, rief sie
fröhlich von ihrem Sessel, als Mary Morgan Ende der 80er Jahre im
funkelnden Kleid über den Fernseher schwebte. Was ich genauso toll fand,
war, wie Mary beim letzten Song den Schmuck ablegte, die langen Wimpern
löste, sich mit den Fingern durch die Haare fuhr und langsam die Schminke
abnahm, weiter singend, ohne mit der Wimper, der kurzen, zu zucken.
Dass ich später [2][Judith Butler] studieren würde, konnte ja niemand
ahnen. Mary machte auch Werbung für Zentis-Konfitüre. Ich aß zwar lieber
die selbst gekochte von meiner Oma, lustig war das trotzdem. Mary stieg in
den Spots eine Revuebühne hinunter und erzählte eine Marmeladengeschichte.
Auf ihren Head Shots trug Mary manchmal Schlips und Anzug und sah damit nur
noch berauschend weiblicher aus. Eine echte Femme eben.
Wenn ich mal Enkelkinder habe, lese ich ihnen abends immer ein Kapitel aus
BeV StroganoVs digitalem Tuntenmuseum vor. Wissen macht stark. Zum Beispiel
darüber, was passiert, wenn eine Regierung medizinische Hilfe versagt. Wie
wenig hier diskutiert wird, dass Dragqueens gerade wieder im Fokus der
rechten Bewegung in den USA stehen, hat auch was von unterlassener
Hilfeleistung. Da dort anscheinend nicht alle Kinder eine
travestieversierte Oma haben, gibt es in Bibliotheken, Kirchen und Cafés
Drag-Brunchs und Lesestunden mit Dragqueens.
Für 2022 verzeichnete die Gay and Lesbian Alliance Against Defamation 141
Angriffe in 47 Staaten auf Prides und die gemütlichen Sitzkreise, darunter
in Dallas, Las Vegas und Phoenix. White Supremacy-Gruppen wie die Proud
Boys treten in Texas mit Waffen auf, in Oklahoma wurde ein Brandanschlag
auf einen Donutladen verübt. „God Hates Fags“-Fred Phelps mit seinen
albernen Neonschildern war da fast nichts dagegen.
## Neue Kleiderordnungen
In Arkansas geht es gerade so richtig los. Die [3][republikanische
Gouverneurin] Sarah Huckabee Sanders ließ nach Amtsantritt die
gendersensible Bezeichnung „Latinx“ aus offiziellen Dokumenten streichen
und Critical Race Theory an öffentlichen Schulen verbieten, damit bloß
niemand mit Schüler:innen über Rassismus sprechen kann.
Ihre Kollegen schmieden an einer Gesetzesvorlage, die Dragshows mit
Pornografie gleichsetzt und so ins Nachtleben verbannt. In Arizona soll das
Gleiche passieren. Im Kleingedruckten tauchen Formulierungen in der
Tradition der Gesetze gegen „Crossdressing“ auf, schon ein Monolog vor
Kindern in der Kleidung des „anderen“ Geschlechts wäre dann strafbar.
In Missouri gibt es eine neue Kleiderordnung für weibliche Abgeordnete.
Ohne Jäckchen geht’s nicht mehr zur Sitzung. Als ob jedes Hemd, das nicht
mit einem Stofffetzen bedeckt ist, die Kollegen von ihren Handys ablenken
könnte. Fehlt nur noch der Zwang zum Rock. Ich rufe schon mal die Omas
gegen Rechts an.
18 Jan 2023
## LINKS
[1] /Historie-des-Crossdressing/!5888740
[2] /Schutz-menschlichen-Lebens/!5734268
[3] /Machtkampf-bei-den-US-Republikanern/!5906972
## AUTOREN
Noemi Molitor
## TAGS
USA
Dragqueen
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Schwerpunkt LGBTQIA
RuPaul's Drag Race
Polizei
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