# taz.de -- UK-Studentengewerkschaft gesteht Fehler: Bericht bestätigt Antisem… | |
> Laut einem Bericht wurden jüdischen Studierenden etwa Hakenkreuze aufs | |
> T-Shirt gemalt. Der Verein sei unzureichend gegen Diskriminierung | |
> vorgegangen. | |
Bild: Vom NUS mitorganisierte Demonstration für bessere Arbeitsbedingungen an … | |
London taz | Die National Union of Student (NUS), die nationale | |
Studierendengewerkschaft des Vereinigten Königreichs, hegte jüdischen | |
Student:innen gegenüber 17 Jahre lang eine feindlich gesinnte Kultur, so | |
ein [1][am Donnerstag veröffentlichter, unabhängiger Bericht], der von der | |
Studierendengewerkschaft selbst in Auftrag gegeben wurde. | |
Erst im November wurde die [2][NUS-Vorsitzende Shaima Dallali] aus dem Amt | |
entlassen, aufgrund von in einer Untersuchung bestätigten Vorwürfen des | |
Antisemitismus. | |
Die für die jetzige Untersuchung verantwortliche Rechtsanwältin Rebecca | |
Tuck gab an, dass die NUS – der Dachverband aller Studentengewerkschaften | |
im Vereinigten Königreich – unzureichend gegen Antisemitismus vorgegangen | |
sei. | |
Jüdische Studierende hätten Antisemitismus und Anfeindung aufgrund von | |
Vorurteilen innerhalb des NUS über sich ergehen lassen müssen. Dies sei vor | |
allen während Konferenzen und Veranstaltungen des NUS geschehen: In einem | |
Fall sei einer jüdischen Studentin gesagt worden, man hoffe, sie genieße | |
ihre süße Cola, welche [3][mit dem Blut toter Babys hergestellt worden | |
sei]. | |
## Sticker, auf denen steht: „Hitler hatte recht“ | |
Anderen Student:innen sei gesagt worden, dass es sich bei dem Vorschlag, | |
jüdische Studierende aus der Anti-Rassismus-Gruppe der NUS auszuschließen, | |
nicht um „die Endlösung“ handele. Ein anderer Student sei bei einer | |
Veranstaltung nicht an der Bar bedient worden, weil er eine jüdische | |
Kopfbedeckung trug. Einem Vertreter des jüdischen Studierendenvereins Union | |
of Jewish Students (UJS) soll gesagt worden sein, dass der Verein, wie auch | |
er selbst, [4][vom Mossad, dem israelischen Auslandsgeheimdienst], | |
gesponsert sei. | |
Auf einer „White T-Shirt Party“, wo neue Studierende sich gegenseitig etwas | |
auf ihre weißen Shirts schreiben können, sollen jüdischen Studierenden | |
Hakenkreuze aufgemalt worden sein. In manchen Aufenthaltsräumen habe es | |
Sticker gegeben, auf denen „Hitler hatte recht“ stand. | |
Tuck gab weiter an, dass jüdische Student:innen oft nur als Juden und | |
Jüdinnen gesehen würden, die deswegen automatisch Verantwortung für | |
[5][Israels Politik] tragen – ganz gleich, welche andere Identitäten sie | |
haben. | |
Der Bericht beinhaltet auch das Zitat einer palästinensischen Studentin, | |
die nach einer sogenannten „Befreiungskonferenz“ der NUS im Jahr 2022 | |
gesagt hatte, dass sie genug von jenen hätte, die Einsatz für | |
palästinensische Menschenrechte vorgeben, dahinter aber nur ihren | |
Antisemitismus verstecken würden. | |
## NUS will nun Leitfaden erstellen | |
[6][UJS-Präsident Joel Rosen] sagte nach der Veröffentlichung des Berichts, | |
dass dieser beweise, dass antijüdischer Rassismus im Herzen britischer | |
Studierendenpolitik liege. Die NUS habe Juden und Jüdinnen über | |
Generationen missachtet. | |
[7][Kat Stark, Direktorin der NUS], akzeptierte den Bericht und alle seine | |
Empfehlungen. Alle Mitarbeitenden der NUS müssten künftig Lehrgänge zum | |
Thema Antisemitismus machen, sagte sie. Jüdinnen und Juden solle außerdem | |
eine permanente Stimme zu Gleichberechtigungsfragen gegeben werden. Man | |
würde einen Leitfaden erarbeiten, der künftig Probleme, die aus Aktionen | |
zum israelisch-palästinensischen Konflikt entstünden, minimieren solle. Es | |
sei vollkommen möglich, hierüber zu sprechen, ohne dass es in | |
Antisemitismus ausarte, so Stark. | |
„Wir wollen gegenwärtigen, ehemaligen und künftigen jüdischen Studierenden | |
mitteilen, dass uns der[8][Antisemitismus], den ihr erfahren musstet, und | |
die Momente, in denen ihr Euch als nicht willkommen fühlen musstet, | |
wirklich leidtun“, betonte Stark. | |
13 Jan 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://assets.nationbuilder.com/ujs/pages/40666/attachments/original/16735… | |
[2] https://www.theguardian.com/education/2022/nov/01/nus-president-ousted-over… | |
[3] https://www.britannica.com/topic/blood-libel | |
[4] /Israelischer-Geheimdienst/!5830404 | |
[5] /Israels-neue-Regierung/!5901720 | |
[6] https://twitter.com/ujs_pres | |
[7] https://www.nus.org.uk/kat_stark | |
[8] /Antisemitismus-auf-der-Documenta/!5860701 | |
## AUTOREN | |
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski | |
## TAGS | |
Antisemitismus | |
Großbritannien | |
Studierende | |
Vorurteile | |
GNS | |
Hassrede | |
Antisemitismus | |
Antisemitismus | |
Schwerpunkt Nationalsozialismus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Antisemitismus in Sozialen Medien: Klage gegen Twitter | |
Zwei Organisationen klagen gegen Twitter. Die Plattform habe antisemitische | |
Inhalte trotz Meldung nicht gelöscht – auch Holocaustleugnung. | |
Eine jüdische Perspektive: Klischees versperren den Blick | |
Was ist im Jahr 2022 passiert? Unsere Autorin ist ukrainische Jüdin und als | |
Kind nach Deutschland gekommen. Sie blickt zurück auf das vergangene Jahr. | |
Antisemitismus in Deutschland und Essen: Nach dem Anschlag | |
Ein Angriff in Essen entpuppt sich als internationaler Krimi mit Rockern | |
und Revolutionsgarden. Doch er zeigt auch banalen, antisemitischen Alltag. | |
Buch über NS-Elite nach 1945: Die Judenhasser | |
Eine Biografie über den Auschwitz-Überlebenden Philipp Auerbach | |
dokumentiert den deutschen Antisemitismus nach 1945. |