# taz.de -- Antisemitismus in Sozialen Medien: Klage gegen Twitter | |
> Zwei Organisationen klagen gegen Twitter. Die Plattform habe | |
> antisemitische Inhalte trotz Meldung nicht gelöscht – auch | |
> Holocaustleugnung. | |
Bild: In einem Fall von Schoah-Leugnung sei die Löschung „sogar explizit abg… | |
Die Organistation HateAid und die European Union of Jewish Students (EUJS) | |
haben gemeinsam eine Zivilklage gegen [1][Twitter] beim Landgericht Berlin | |
eingereicht. Das gaben sie am Mittwoch bekannt. Dabei geht es um sechs | |
Beiträge auf der Plattform, die antisemitische Inhalte verbreiten und | |
teilweise den Holocaust leugnen oder verharmlosen sollen. Diese seien | |
Twitter gemeldet, jedoch vom Unternehmen nicht gelöscht worden. In einem | |
Fall von Schoah-Leugnung sei die Löschung „sogar explizit abgelehnt“ | |
worden, so die Klägerinnen. | |
Mit dem Vorgehen wollen sie Twitter dazu bringen, sich an seine | |
[2][offiziellen Regeln] zu halten. Diese verbieten Angriffe, Bedrohung, | |
Förderung von Gewalt und [3][Holocaustleugnung]. HateAid und EUJS wollen | |
eine Grundsatzentscheidung herbeiführen, an der sich Organisationen | |
weltweit orientieren können. Marginalisierte Personen ziehen sich zunehmend | |
aus sozialen Medien zurück, ihre Lebensrealität wird weniger sichtbar. | |
„Durch die hasserfüllten Inhalte hat Twitter darin versagt, Jüdinnen und | |
Juden zu schützen“, sagte Avital Grinberg. | |
Für die Präsidentin der EUJS stehen Angst und Müdigkeit hinter dem Rückzug | |
vieler Menschen. Tatsächlich nutzen Rechte diesen Mechanismus als Taktik: | |
das sogenannte „Silencing“. Hinzu kommt die Gefahr des stochastischen | |
Terrors, also des verbalen [4][Hasses, der dann zu physischer Gewalt führen | |
kann]. | |
Um welche Beiträge es sich bei den sechs Fällen konkret handelt, wollten | |
die Organisationen nicht offenlegen, um deren Inhalte nicht zu | |
reproduzieren. Jedoch stammen sie laut HateAid-Juristin Josephine Ballon | |
alle aus den letzten drei Monaten, also der Zeit nach der | |
[5][Twitter-Übernahme durch Elon Musk]. Dieser hatte [6][kurz nach seinem | |
Kauf mehrere Tausend Mitarbeiter*innen entlassen] – unter anderem im | |
Bereich Moderation, der gemeldete Beiträge überprüft und gegebenenfalls | |
löscht. | |
„Ich kann nicht behaupten, dass Twitter gar nicht löscht“, sagte Josephine | |
Ballon der taz, „aber es ist sehr wenig.“ Sie sei schockiert davon, wie | |
willkürlich dabei vorgegangen werde. So bekäme man, wenn man einen Tweet | |
melde, mal am gleichen Tag, mal erst eine Woche später eine Nachricht, dass | |
die Meldung überhaupt eingegangen sei. Öffentliche Angaben von Twitter, wie | |
viele Meldungen tatsächlich zur Löschung von Beiträgen führen, gibt es | |
nicht. Das Center for Countering Digital Hate kam 2021 [7][in einer | |
Untersuchung] zu einem Ergebnis: Bei 137 untersuchten gemeldeten Tweets mit | |
antisemitischen Inhalten handelte Twitter nur in 15 Fällen. | |
25 Jan 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Twitter-/-X/!t5008995 | |
[2] https://help.twitter.com/de/rules-and-policies/hateful-conduct-policy | |
[3] https://help.twitter.com/de/rules-and-policies/abusive-behavior | |
[4] /Hass-im-Netz/!5870039 | |
[5] /Folgen-von-Twitter-Kauf/!5888738 | |
[6] /Ex-Twitter-Mitarbeiter-ueber-Entlassungen/!5897107 | |
[7] https://counterhate.com/wp-content/uploads/2022/05/Failure-to-Protect.pdf | |
## AUTOREN | |
Johannes Drosdowski | |
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