Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- MDR-Kommentatorin Rommy Arndt: Neue Heldin der Putin-Versteher
> Rommy Arndt vom MDR wird für ihren Kommentar gegen Militärhilfe für die
> Ukraine gefeiert. Mit dabei: das rechtsextreme Magazin „Compact“.
Bild: Setzt sich für enge Wirtschaftsbeziehungen zu Russland ein: Rommy Arndt
Sie ist die neue Heldin im [1][Milieu der Putin-Versteher:innen] – und
findet Fans von ganz links bis ganz rechts: Rommy Arndt, die vergangene
Woche im Hörfunkprogramm MDR Aktuell in einem Kommentar gegen
Panzerlieferungen an die Ukraine desinformierte, wird vom russischen
Propagandasender RT DE gefeiert. Der lobt, dass die öffentlich-rechtliche
Dreiländeranstalt die „mediale Einheitsfront durchbrochen“ habe.
Das rechtsextreme Compact-Magazin spricht von einer „Jagd auf
Abweichler-Journalistin“, preist die Sächsin als „einsame Ruferin in der
Wüste im GEZ-Imperium“. Der Blog NachDenkSeiten, der sich als links
verortet, lobt Arndts „Empörung gegen die Kriegstreiberei“ und fordert:
„Redakteure, haben Sie Mut, bitte mehr von diesen Kommentaren!“
Die Arbeitsgemeinschaft Frieden der Querdenker-Partei „Die Basis“ ruft dazu
auf, sich in Mails an den Sender mit Arndt zu solidarisieren – „damit den
Kriegstreibern endlich gehöriger Wind entgegenbläst“.
Der Kommentar, von dem sich die MDR-Chefredaktion [2][nur halbherzig
distanzierte], hat eine Vorgeschichte. Die Moderatorin setzt sich seit
längerer Zeit für enge Wirtschaftsbeziehungen zu Russland ein.
## Erprobte Connections
2018 moderierte sie in Potsdam eine Veranstaltung zu „45 Jahre
deutsch-russische Erdgaspartnerschaft“ – mit Vertretern der russischen
Regierung, von Gazprom, den Ministerpräsidenten Michael Kretschmer
(Sachsen, CDU) und Dietmar Woidke (Brandenburg, SPD) sowie dem
Vorstandschef des Leipziger Gashandelskonzerns VNG, Ulf Heitmüller.
Es sind jene Connections, anhand derer [3][Correctiv im vergangenen Jahr
die „Gazprom-Lobby“ beschrieb], bei der Russland deutsche Politiker:innen,
Manager:innen und Anwält:innen einspannte, um Deutschland von
russischem Gas abhängig zu machen. Arndt schreibt auf ihrer Homepage über
die Veranstaltung: „Seit 45 Jahren strömt russisches Erdgas nach
Deutschland, immer zuverlässig, ohne Probleme, egal wie die Zeiten sind.“
Arndt ist auch eine geschäftstüchtige Event-Moderatorin. Von 2017 bis 2022
war sie laut Antwort der sächsischen Staatsregierung auf eine AfD-Anfrage
die Mitarbeiterin des MDR in Sachsen mit den meisten Einsätzen für die
Freistaat-Regierung – vier Moderationen, dotiert zwischen 2.380 und 2.975
Euro, für das SPD-geführte Wirtschaftsministerium.
Arndts politische Agenda: Auf ihrem als „hier privat“ gekennzeichneten
Twitter-Kanal befeuert sie die Szene der Coronaleugner:innen, fordert von
der Politik die „gründliche Aufarbeitung von millionenfachen
Grundrechtsverletzungen“, spricht im Zusammenhang mit der Pandemie von
„Freiheitsberaubung“ sowie „Fake News über angebliche ‚Inzidenzen von
Ungeimpften‘“.
## Vielfalt im Kontext
Für ihren Kurs holt sie auch Leute ins Programm, die in die Randbereiche
des verschwörungstheoretischen Geraunes abgedriftet sind. So interviewte
sie für MDR Aktuell im Dezember Thomas Moser zu seinem Buch „Der Amri
Komplex“. Kurz zuvor hatte Moser im „Overton-Magazin“ dargelegt, was er v…
öffentlich-rechtlichen Medien, für die er selbst jahrelang arbeitete,
inzwischen hält: „Mit dem Beginn des Corona-Zeitalters und erst recht mit
dem Ukraine-Krieg hat man keine Skrupel mehr vor Unwahrhaftigkeiten.“
Der MDR verteidigt den Panzer-Kommentar im Rahmen einer „Vielfalt von
Perspektiven und Meinungen“. Vorgeworfen wird Arndt bloß, dass sie ein
Zitat der FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann „aus
dem Kontext gerissen und in Teilen missverständlich wiedergegeben“ habe.
Die Erdgas-Veranstaltung? „Nicht im Auftrag des MDR moderiert“, sagt ein
Sprecher. Und das Moser-Interview? Nur „eine von vielen Stimmen“ im
Programm.
Über ein „verantwortungsbewusstes Agieren“ auf Social Media führte der MDR
ein Gespräch mit der Moderatorin, wie ein Sprecher des Senders erklärt.
Arndt twittert fast zeitgleich: „Ich vermute, dass mein Account
zwischenzeitlich gehackt wurde. Einige Dinge, die in meinem Namen gepostet
wurden, sind nicht von mir.“
26 Jan 2023
## LINKS
[1] /Ukraine-Krieg-spaltet-Ostdeutschland/!5899118
[2] https://www.mdr.de/mdr-aktuell-nachrichtenradio/audio/audio-2235940.html
[3] https://correctiv.org/aktuelles/russland-ukraine-2/2022/09/20/gas-gazprom-l…
## AUTOREN
Matthias Meisner
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
MDR
Sachsen
Wladimir Putin
Compact
GNS
Intendantenwechsel
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Ostdeutschland
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wahl beim MDR in Leipzig: Verwalter Gestalter
Der bislang wenig bekannte Ralf Ludwig wird neuer MDR-Intendant. Er trat
ohne Gegenkandidaten an.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Lieferung von Kampfjets möglich
Nach der Zusage von Kampfpanzern läuft eine Diskussion über Kampfjets.
Frankreich schließt eine Lieferung nicht aus, USA wollen die Anfrage
prüfen.
Annalena Baerbock und der Ukraine-Krieg: Ein Satz schlägt Wellen
Die Bundesaußenministerin sagt in einer Parlamentsbefragung, „wir führen
einen Krieg mit Russland“. Zwei Tage später sorgt das für Aufsehen.
Ukraine-Krieg spaltet Ostdeutschland: Sicherheit geht vor Freiheit
Der Ukrainekrieg spaltet die ostdeutsche Gesellschaft. Warum so viele
„Ossis“ am Bild von der Sowjetunion als Friedensgarant festhalten.
Putin-Fans in Ostdeutschland: Paradoxe Sympathien
Unserem Autor begegnet eine hartnäckige Parteinahme für die Erben der
Sowjetunion, ausgerechnet in der ehemaligen Besatzungszone. Wie kommt das?
Deutsch-russischer Austausch: Vor den Kopf gestoßen
Die Beziehungen der deutsch-russischen Zivilgesellschaft leiden unter dem
Krieg. Das ist auch im traditionell russlandfreundlichen Sachsen zu spüren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.