| # taz.de -- Sturm auf Kongress in Brasilien: Angriff mit Ansage | |
| > Der Sturm auf den Kongress in Brasília war gut vorbereitet. Doch der | |
| > Bolsonaro-Mob ist mit dem Putschversuch gescheitert – dank wehrhafter | |
| > Demokratie. | |
| Bild: Déjà-vu in Brasília. Anhänger von Ex-Präsident Bolsonaro stürmen de… | |
| Der Schock sitzt tief in Brasilien. Anhänger*innen von Ex-Präsident | |
| Jair Messias Bolsonaro sorgten am Sonntag für stundenlanges Chaos in der | |
| Hauptstadt Brasília. Ein Mob von hunderten Fanatiker*innen stürmte den | |
| Kongress, zog marodierend durch das Regierungsviertel, hinterließ eine Spur | |
| der Zerstörung. Man muss die Ereignisse als das bezeichnen, was sie gewesen | |
| sind: ein [1][Putschversuch]. | |
| Hätte man das voraussehen können? Ja, denn es war ein Angriff mit Ansage. | |
| Seit Wochen riefen [2][Bolsonarist*innen] zum Sturm auf Brasília auf, | |
| verkündeten on- und offline, Widerstand gegen die neue Regierung zu | |
| leisten. Sie waren gut vorbereitet, hatten Codewörter und – wie es aussieht | |
| – auch die Unterstützung von Teilen der Sicherheitskräfte. Außerdem: Sie | |
| konnten von anderen Ereignissen lernen. | |
| Der Sturm aufs Kapitol vor zwei Jahren in den USA diente ihnen als | |
| Blaupause. Das zeigt, wie gut die globalen Rechten vernetzt sind. Dass sie | |
| voneinander lernen, gemeinsame Ziele verfolgen. Das sollte eine Warnung für | |
| die ganze Welt sein. Die gestrigen Ereignisse haben auch gezeigt: [3][Ein | |
| Teil der brasilianischen Bevölkerung] driftet immer weiter in rechtsextreme | |
| Parallelwelten ab. Der Mythos der „geklauten Wahl“ bringt ganz | |
| unterschiedliche Menschen zusammen, es droht eine weitere Radikalisierung. | |
| Nun wäre es leicht, die Bewegung als durchgeknallte Sekte abzutun. Doch der | |
| Bolsonarismus hat durchaus Rückhalt in der Bevölkerung und auch einen | |
| politischen Unterbau. Etliche Politiker*innen nähren Zweifel an den | |
| Wahlergebnissen und machen sich damit mitschuldig. Und Bolsonaro selbst? | |
| Zwar kritisierte der Ex-Präsident die Attacken, aber er war es, der | |
| überhaupt erst die Bedingungen für die Gewalt schuf. | |
| ## Fast schon logisch | |
| Bolsonaro, ein [4][notorischer Antidemokrat] und Bewunderer von | |
| Militärdiktaturen, attackierte während seiner Amtszeiten wieder und wieder | |
| die demokratischen Institutionen, er beschimpfte Journalist*innen und | |
| ließ sich auf ultrarechten Putschprotesten feiern. Dass ein Teil seiner | |
| Entourage nun den Aufstand wagte, ist in Anbetracht der letzten vier Jahre | |
| seiner Amtszeit fast schon logisch. Doch es gibt auch eine gute Seite des | |
| gestrigen Tages: Die Eindringlinge konnten sich nicht durchsetzen. | |
| Brasiliens Demokratie erwies sich als wehrhaft. Zwar ließen viele | |
| Sicherheitskräfte den Bolsonaro-Mob passieren, doch der Putschversuch | |
| scheiterte. Die Stimmung im Land: Diese Angriffe gehören verurteilt. Jetzt | |
| müssen die Angreifer*innen gerichtlich zur Verantwortung gezogen | |
| werden. Wenn man eine Wiederholung der Gewaltakte verhindern will, darf es | |
| keinen Zweifel daran geben, dass in der brasilianischen Gesellschaft kein | |
| Platz für Verschwörungstheorien und Putschgebaren ist. | |
| 9 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Niklas Franzen | |
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