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# taz.de -- Rechte Ausschreitungen in Brasilien: Trumps vielsagendes Schweigen
> Brasiliens Staatschef Lula erfährt Solidarität aus aller Welt. Doch im
> Umfeld des früheren US-Präsidenten wird der rechte Mob von Brasília
> gefeiert.
Bild: Camouflage und Taucherbrille: ein maskierter Bolsonaro-Unterstützer im P…
Berlin taz | Die Welle der Reaktionen war überwältigend. Noch während die
Demonstrant:innen [1][am Sonntag die Regierungsgebäude in Brasília
besetzt hielten], twitterten Regierungsvertreter:innen aus aller
Welt Solidaritätsadressen an den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) [2][schrieb von einem
„feigen Angriff auf die Demokratie“]. US-Präsident [3][Joe Biden nannte die
Attacke „ungeheuerlich“] und versprach den demokratischen Institutionen
Brasiliens die „vollständige Unterstützung“. Ähnlich äußerte sich
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Auch die nahezu komplette Riege der lateinamerikanischen Staatschefs
stellte sich demonstrativ an die Seite von Lula da Silva. Bei den ebenfalls
linken Regierungen von Kolumbien, Chile oder Argentinien war das erwartbar.
Aber auch Ecuadors konservativer wie neoliberaler [4][Präsident Guillermo
Lasso verurteilte auf Twitter] den Vandalismus in Brasília und versicherte
dem „rechtskräftigen“ Präsidenten Lula seine Unterstützung.
Auffälliger war da schon, wer sich nicht oder nicht so eindeutig äußerte.
Italiens Regierungschefin Georgia Meloni, zugleich Vorsitzende der
postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia, [5][bezeichnete zwar] „die
Bilder vom Einbruch in institutionelle Ämter“ als inakzeptabel und erklärte
ihre Solidarität mit den brasilianischen Institutionen. Lula da Silva aber
erwähnte sie mit keinem Wort.
## Kein Wort von Trump
Noch schweigsamer war Donald Trump. Vom Ex-Präsidenten der USA, der wie
jetzt Jair Bolsonaro in Brasilien seine Wahlniederlage nicht anerkannt und
vor fast auf den Tag genau zwei Jahren zum Sturm aufs Kapitol in Washington
aufgerufen hatte, war bislang gar nichts zu hören.
Trump ist nicht nur offensichtliches Vorbild des Brasilianers, er ist auch
sein Unterstützer. Kurz vor der Stichwahl zwischen Lula und Bolsonaro am
30. Oktober hatte sich Trump per Video mit einem Wahlaufruf an die
Brasilianer:innen gewendet. Darin bezeichnete er Bolsonaro als große
und allseits respektierte Persönlichkeit, die einen fantastischen Job mache
und unbedingt wiedergewählt werden müsse.
Auf Facebook verbreitet wurde das Video unter anderem von Eduardo
Bolsonaro. Der Sohn von Jair Bolsonaro war einst als Brasiliens Botschafter
in den USA im Gespräch, aktuell gilt er als häufig gesehener Gast in der
Trump-Residenz Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida.
Eduardo Bolsonaro traf sich [6][laut Washington Post] vor Kurzem auch mit
dem einstigen extrem rechten Trump-Berater Steve Bannon, der am Sonntag
prompt die Demonstrant:innen in Brasília als Freiheitskämpfer lobte.
Denn, so sein Argument, die Wahl in Brasilien sei gestohlen worden – genau
so hat Trump nach seiner Niederlage gegen Joe Biden geredet. Wegen solcher
Ähnlichkeiten hatten [7][Expert:innen bereits] nach Bolsonaros
Wahlniederlage befürchtet, dass der Sturm aufs Kapitol in Washington vor
zwei Jahren eine Blaupause für die weiteren Entwicklungen in Brasilien sein
könne.
## Bolsonaro in Florida – zum Missfallen der US-Demokraten
Jair Bolsonaro hat mittlerweile auch die räumliche Nähe zu Trumps Umfeld
gesucht. Zwei Tage vor Ende seiner Amtszeit flog er Ende Dezember nach
Florida. Das sorgt vor Ort für Missfallen – vor allem von linken
Demokrat:innen wird seine Ausweisung gefordert. „Die USA müssen
aufhören, Bolsonaro in Florida Zuflucht zu gewähren“, schrieb etwa die
demokratische US-Kongressabgeordnete [8][Alexandria Ocasio-Cortez auf
Twitter].
Mitteilsam schweigen kann übrigens nicht nur Donald Trump. Auch die
AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch äußerte sich zwar am Montag auf Twitter,
aber nicht zur Lage in Brasilien. Dabei pflegt sie sonst [9][enge Kontakte
zur brasilianischen Rechten und unterstützt die Behauptung des
Wahlbetrugs].
9 Jan 2023
## LINKS
[1] /Sturm-auf-Kongress-in-Brasilien/!5907306
[2] https://twitter.com/ABaerbock/status/1612313313224069121
[3] https://twitter.com/POTUS/status/1612227134516256770
[4] https://twitter.com/LassoGuillermo/status/1612183374570950657
[5] https://twitter.com/GiorgiaMeloni/status/1612222502008225792
[6] https://www.washingtonpost.com/world/2022/11/23/brazil-bolsonaro-bannon/
[7] https://www.dw.com/de/die-unheilvolle-bolsonaro-trump-allianz/a-63892504
[8] https://twitter.com/AOC/status/1612211900326215681
[9] /AfD-Abgeordnete-und-Brasiliens-Rechte/!5895617
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Brasilien
Jair Bolsonaro
Donald Trump
EU-Kommission
Annalena Baerbock
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