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# taz.de -- Technik im Alltag: Welpenprogramm fürs CO2-Messgerät
> Wie viel heizen, wie oft lüften? Ein CO2-Messgerät kann helfen – kann
> aber auch den Alltag auf den Kopf stellen.
Bild: Hilft auch gegen hohe CO2-Werte – die gemeine Zimmerpflanze
Vor Kurzem ist ein neues Gerät bei uns eingezogen: ein kleiner schwarzer
Kasten, etwa so groß wie ein Wecker, der Feuchtigkeit und CO2-Gehalt der
Luft misst. Seitdem ist es ein bisschen, als hätten wir ein neues Haustier.
Und das nur, weil ich jetzt, wo es darum geht, so wenig wie möglich zu
heizen und trotzdem so viel wie nötig zu lüften, wissen wollte: Reichen
eigentlich vier Mal täglich Stoßlüften plus Extralüftsessions beim Kochen
oder bei Besuch? Ist die Luftfeuchtigkeit o. k., sind die CO2-Werte im
Rahmen?
Die kurze Antwort: Ja und na ja. Aber dafür ist jetzt keine Zeit.
Schließlich müssen wir uns erst einmal um den Neuzugang kümmern. Jeden
Morgen heißt es nun: Ab vor die Tür. Nein, nicht zum Gassigehen, immerhin.
Sondern zum Kalibrieren. Das Gerät muss 15 Minuten an die frische Luft, um
den CO2-Sensor korrekt zu justieren. Sonst bekommen wir drinnen
Fantasiewerte.
Und: Wie ein echtes Haustier fordert auch der kleine schwarze Kasten eine
gründliche Überarbeitung unserer Routinen. Womit wir beim Problem wären.
Denn: Während die Luftfeuchtigkeit bei uns jede:n
Innenraumlufthygieniker:in begeistern würde, sind die CO2-Werte,
sagen wir, verbesserungswürdig. Als wir das Gerät, zugegebenermaßen abends,
zum ersten Mal in Betrieb nahmen und die Zahl für den CO2-Wert immer weiter
kletterte, war ich froh, keines dieser Smiley-Geräte gekauft zu haben. Die
zeigen einen mit lachendem, ernstem und traurigem Smiley in Grün, Gelb und
Rot gleich mal an, wo es hakt im Leben.
## Lieber doch eine Zimmerpflanze
Für alle, die sich noch nicht intensiver mit CO2-Werten in Innenräumen
auseinandergesetzt haben: Das Umweltbundesamt nennt einen Wert unter 800
parts per million (ppm) eine „hohe Raumluftqualität“. Unser kleiner Kasten
ist noch strenger. Ab 700 ppm leuchtet zwar kein ernster Smiley, aber
immerhin wechselt die Streifenfarbe von Grün zu Gelb. Daher gibt es nun
eine Art verschärftes Welpenprogramm. Spätestens alle zwei Stunden heißt
es: frische Luft für Messgerät und Menschen. Alle Fenster auf und
querlüften, dass die Türen knallen. Da haben die Nachbarn auch gleich was
vom geänderten Lebenswandel.
Die Kunst ist, einen Moment zu finden, in dem nicht jemand aus der
Nachbarschaft gerade [1][mit dem Kohleofen heizt], Böller zündet oder am
Fenster raucht. Wenn das klappt, machen 3 Minuten lüften etwa 300 ppm
weniger. Aber wer nun denkt, 5 Minuten bringen 500 ppm – von wegen. Würde
jemand eine Formel entwickeln, die CO2-Wert und Temperatur drinnen und
draußen, Zahl, Größe und Lage der Fenster in Abhängigkeit zur Zimmergröße
und -form und alle anderen relevanten Parameter enthält – der
Google-Suchalgorithmus wäre wohl übersichtlich dagegen.
Ich suche jetzt jedenfalls nach einer [2][Pflanze], die möglichst viel CO2
aufnehmen kann. Und die gleichzeitig die perfekte Luftfeuchtigkeit nicht
aus dem Takt bringt. Und hoffe, dass damit nicht das nächste Haustier
einzieht.
6 Jan 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Kolumne Digitalozän
Luftqualität
Technik
CO2
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