# taz.de -- Förderprogramm für Klima-Technologie: Europas Ansage an USA und C… | |
> In Davos treffen sich die Mächtigen der Welt. EU-Kommissionspräsidentin | |
> von der Leyen hat angekündigt, Klima-Industrien mehr zu fördern. | |
Bild: Davos, Sschweiz: Olena Selenska, First Lady der Ukraine, und EU-Kommissio… | |
Davos taz | Ein [1][umfassendes Programm für klimafreundliche Technologien] | |
hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigt. Dazu soll | |
ein „Netto-Null-Industrie-Gesetz“ gehören, um „klare Ziele für saubere | |
europäische Technologien bis 2030“ festzulegen, sagte von der Leyen am | |
Dienstag beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Der Plan soll hiesige | |
Industrien fördern, der Subventionspolitik der USA etwas entgegensetzen und | |
die Abhängigkeit von China reduzieren. | |
Beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos ist die Neusortierung der | |
globalen, politisch-militärischen Machtblöcke ein zentrales Thema, unter | |
anderem ausgelöst durch den Angriff Russlands auf die Ukraine. Zweitens | |
geht es um die Neubestimmung der weltwirtschaftlichen Positionierungen, | |
beispielsweise der USA und Europas in Abgrenzung zu China, aber auch um die | |
Selbstbehauptung Europas gegenüber den USA. Und drittens wird viel über die | |
Energieinflation und die Energiewende zur Milderung des Klimawandels | |
diskutiert. | |
Vor diesem Hintergrund sprachen am Dienstag nicht nur von der Leyen, | |
sondern auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und | |
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) in Davos. Das WEF ist für | |
Politikerinnen und Politiker interessant, weil ihre hier verbreiteten | |
Botschaften wegen der großen Zahl der Teilnehmenden auch weltweit | |
wahrgenommen werden. | |
## Mehr Förderung und schnellere Verfahren | |
Von der Leyen sagte, man wolle die Beihilfevorschriften für die staatliche | |
Förderung von Unternehmen „vorübergehend anpassen“, Genehmigungsverfahren | |
beschleunigen und mehr öffentliche Finanzmittel zur Unterstützung von | |
Industrieunternehmen zur Verfügung stellen. Dabei kann es unter anderem um | |
die Herstellung von Solarzellen, Wärmepumpen, Batterien für Elektroautos | |
oder die [2][klimafreundliche Produktion von Stahl mittels grünem | |
Wasserstoff] gehen. Förderbar wären dann nicht nur Pilotprojekte, sondern | |
auch Massenproduktionen. Europa solle „die Heimat“ sauberer Technologien | |
werden, sagte von der Leyen. „In den nächsten Jahrzehnten werden wir den | |
größten industriellen Wandel unserer Zeit erleben – vielleicht sogar aller | |
Zeiten.“ | |
Die EU sei zwar mit den USA eng verbunden, aber auch unabhängig, so von der | |
Leyen. Durch das Subventionspaket von US-Präsident Joe Biden zur Förderung | |
der US-Wirtschaft will sich die EU-Kommission nicht die Butter vom Brot | |
nehmen lassen. So soll das angekündigte europäische Programm verhindern, | |
dass Industrien in die USA abwandern. Allerdings betonte von der Leyen | |
auch, dass die amerikanischen und europäischen Programme gemeinsam die | |
grüne Transformation erheblich voranbringen könnten. | |
Gegenüber China beschrieb von der Leyen ebenfalls einen zweigleisigen | |
Ansatz. Die EU wollen sich nicht von China abkoppeln, im Notfall aber „alle | |
Instrumente nutzen“, um gegen „unlautere Praktiken“ vorzugehen. Die große | |
Abhängigkeit von China bei Rohstoffen, die entscheidend sind für die | |
Energiewende, müsse reduziert werden. Die EU wolle „das bestehende Monopol“ | |
überwinden. | |
## Klimakrise nur global zu meistern | |
Bei Bundeswirtschaftsminister Habeck treffen solche Aussagen sicher auf | |
Wohlwollen. Er nahm unter anderem an einem Podium über „Welthandel, | |
Wachstum und Investment“ teil. Die augenblicklichen „Krisen, allen voran | |
die Klimakrise, werden wir nur global meistern können“, sagte Habeck. „Umso | |
wichtiger ist es, den Risiken entschieden entgegenzutreten, indem wir alles | |
daran setzen, die Globalisierung besser, fairer und nachhaltiger zu | |
machen.“ | |
Der Wirtschaftsminister sprach sich deutlich für „mehr Handel“ aus. Dieser | |
sei eine „Antwort auf Zersplitterung und Protektionismus“. Deshalb habe | |
Deutschland im vergangenen Jahr eine Offensive für neue Handelsverträge | |
gestartet. So ratifizierte der Bundestag das Ceta-Handelsabkommen zwischen | |
der EU und Kanada. Weitere derartige Verträge sind in Vorbereitung, etwa | |
mit Chile, Neuseeland und Australien. | |
Handel dürfe sich aber nicht in Freihandel erschöpfen, sagte Habeck. | |
Notwendig seien „als Grundlage soziale und ökologische Standards“. Das | |
können Regelungen über den Schutz des Regenwaldes, Klimapolitik oder | |
Mindestlöhne sein. „Das die Zukunft des Welthandels“, so Habeck. | |
Finanzminister Lindner nahm an einer Diskussion über die „Krise der | |
steigenden Lebenshaltungskosten“ teil. Der russische Krieg gegen die | |
Ukraine sei schuld an der Inflation, sagte Lindner. Die gute Nachricht: Die | |
Inflationsrate werde bald sinken. | |
17 Jan 2023 | |
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## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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