# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Direkte Umgebung | |
> „Waiting for Wood“ von Kiki Bohemia und Sicker Man ist ein | |
> minimalistisches, meditatives, doch auch von Stolperrhythmen und Vögeln | |
> getragenes Debüt. | |
Bild: Kiki Bohemia und Sicker Man experimentieren auch mit Störgeräuschen | |
Im ersten Lockdown schenkten Sicker Man und Kiki Bohemia ihren | |
Hörer:innen die „Cleansing Drones For Locked Down Homes“. Reinigend | |
fühlt es sich tatsächlich an, wie die beiden krautige Collagen und | |
wuchtigen Ambient zusammenbringen. Nun haben sie mit „Waiting for Wood“ ihr | |
EP-Debüt als Duo veröffentlicht. | |
Als Sicker Man hat sich der Cellist, Soundtüfler, Labelbetreiber und | |
Theatermusiker Tobias Vethake immer weiter vom melancholischen Indie-Pop | |
seiner frühen Veröffentlichungen entfernt; Kiki Bohemia experimentierte in | |
ihrem Musikschaffen gerne mit Spielzeug und Instrumenten, auf die sie | |
zufällig gestoßen war. Die beiden erklären auf der Bandcamp-Seite zum | |
Release, sie seien von „deep listening“ fasziniert. Als Theorie wurde das | |
„deep listening“ von der US-amerikanischen Komponistin Pauline Oliveros | |
formuliert, die Mitbegründerin des wegweisenden San Francisco Tape Music | |
Center war. | |
Oliveros sah darin, dass Künstler:innen beim Performen auf ihre direkte | |
Umgebung reagieren, Potenzial für radikalen Aktivismus. Vielleicht arbeiten | |
Kiki Bohemia und Sicker Man deshalb gerne ortsspezifisch. Außerdem beziehen | |
sie sich auf Polyartist Tony Conrad. Der war der Ansicht, dass Minimal | |
Music maximalen Ausdruck braucht. | |
Der gelingt den beiden in vier Tracks, die etwas Transzendental-Meditatives | |
ausstrahlen und einen doch immer wieder die Ohren spitzen lassen. Etwa, | |
wenn da in einer von Stolperrhythmen und Störgeräuschen durchzogenen Fläche | |
zwischendurch Vögel zwitschern, wie im Track „Rumpy Riser“. | |
21 Jan 2023 | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
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