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# taz.de -- Krise im Einzelhandel: Eine Chance für die Innenstädte
> Trotz des gut laufenden Weihnachtsgeschäfts klagt die Branche über
> Umsatzrückgänge. Doch Kaufhäuser sind nicht nur für den Handel gut.
Bild: Das Weihnachtsgeschäft lief dieses Jahr ordentlich – trotzdem ist die …
Erst Corona, nun Inflation und steigende Energiepreise: Die vielfältigen
Krisen machen dem Einzelhandel zunehmend zu schaffen. Die diesjährige
[1][verhalten positive Bilanz] für das Weihnachtsgeschäft, die der
Vorsitzende des Handelsverbands Berlin-Brandenburg Nils Busch-Petersen für
2022 zog, ist dabei nur ein schwacher Trost. Zu stark hat die Konsumlaune
der Kund:innen in diesem Jahr gelitten, als dass das verkaufsstarke
Weihnachtsgeschäft es hätte wett machen können.
Die Krisen beschleunigen einen Umbruch in der Branche, der schon längst
stattfindet: Nicht nur weg vom stationären Einzelhandel hin zum
Online-Shopping, sondern auch eine Abkehr von scheinbar endlosen
Umsatzsteigerungen und Neuerschließungen von Einzelhandelsflächen. Lange
galten Shopping-Malls in Berlin als sichere und renditestarke
Anlagemöglichkeit unter Investor:innen. Das Ergebnis waren riesige
Einkaufscenter, die seit den frühen 2000er Jahren überall in Berlin aus dem
Boden sprossen.
Doch die Nachfrage hielt auch schon vor Corona nicht mehr mit dem Angebot
mit: Immer mehr Malls verwaisten, wie die Arkaden am Potsdamer Platz, die
kaum noch Kunden anzogen und nun aufwendig umgebaut wurden. Auch in der
prestigeträchtigen Friedrichstraße sollte durch eine [2][halbherzige
Verkehrsberuhigung] der Umsatz gesteigert werden – mit mäßigem Erfolg.
Besonders das klassische Warenhaus leidet unter diesen Entwicklungen.
Galeria-Karstadt-Kaufhof-Eigentümer Signa schaffte es, [3][den Konzern
innerhalb von zwei Jahren in ein zweites Insolvenzverfahren zu
manövrieren.] Bis zu zwei Drittel der Filialen sind von der Schließung
bedroht, darunter auch einige Berliner Standorte.
## Mögliche Gewinner
Dass sich die Kauflaune in der Bevölkerung in absehbarer Zeit wieder
erholen wird, ist nicht zu erwarten. Es ist unwahrscheinlich, dass sich
angesichts der Energiewende die Energiepreise auf das Vorkrisenniveau
zurückbewegen. Die Nachforderungen bei den Rechnungen für Strom und Gas
trudeln bei vielen erst in den kommenden Wochen ein, dazu kommen die
steigenden Mieten, die weiterhin ein Problem sind. Und wie die Erfahrungen
der letzten Jahre zeigen, ist die nächste Krise nicht weit.
„Wir werden uns neu definieren müssen“, brachte es Busch-Petersen gegenüb…
der taz auf den Punkt.
Die großen Gewinner dieser Entwicklung könnten ausgerechnet die Innenstädte
sein, die durch den Rückzug des Handels wieder an Lebensqualität gewinnen.
Denn die Einzelhandelsfläche von heute kann der neugewonnene Freiraum von
morgen sein.
Beispiel Karstadt: Die Warenhaus-Filialen befinden sich meist in
mehrstöckigen Funktionsbauten, die sich für so gut wie alles nutzen ließen:
öffentliche Bibliotheken und Archive, selbstverwaltete Cafés,
Nachbarschaftsküchen, kostenlose Sportgeräte, Wärmeorte für Obdachlose,
Indoor-Flohmärkte, Tischtennisplatten, Repaircafes, Werkstätten und und und
…
Die Voraussetzung wäre natürlich, dass man mal zur Abwechslung nicht
ausschließlich auf Profit fixierte Investor:innen über die Gestaltung
unserer Städte entscheiden ließe. Denn an die Stelle des Einzelhandels
würde in dem Fall einfach nur das rücken, was weiterhin Profit abwirft:
[4][Büros und Luxuswohnungen.]
31 Dec 2022
## LINKS
[1] /Krise-des-Einzelhandels/!5901422
[2] /Autofreie-Berliner-Friedrichstrasse/!5890668
[3] /Insolvenz-bei-Galeria-Karstadt-Kaufhof/!5888905
[4] /Streit-um-Wiederaufbau-von-Karstadt/!5688504
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Wochenkommentar
Konsumgesellschaft
Stadtentwicklung
Einzelhandel
Städte
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Karstadt
Karstadt
Lesestück Recherche und Reportage
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