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# taz.de -- Insolvenzverfahren bei Galeria-Karstadt: Abrisspläne trotz Absicht…
> Das Karstadtgebäude in der Wilmersdorfer Straße soll abgerissen werden.
> Damit wackelt die Vereinbarung des Senats mit dem Eigentümer Signa.
Bild: Auch hier könnten bald die Lichter ausgehen: Karstadt in der Wilmersdorf…
Es ist eine Nachricht, die bei den Beschäftigten [1][des kriselnden
Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof] wohl für Unmut sorgen wird. Der
Eigentümer des Gebäudes in der Wilmersdorfer Straße plant einen Abriss nach
dem Auslaufen des Mietvertrages Anfang 2024. Am Freitag berichtete zuerst
der Tagesspiegel über die Abrisspläne des Eigentümers und beruft sich dabei
auf Informationen aus dem Bezirksamt. Damit wird ein langfristiger Erhalt
der Filiale immer unwahrscheinlicher.
Im Gespräch war deren Schließung schon 2020. Die Eigentümerin des Gebäudes
ist eine Tochtergesellschaft der Unternehmensgruppe Brenninkmeijer, zu der
auch C&A gehört. Laut einem Bericht der Morgenpost hat die Eigentümerin das
Bezirksamt bereits in der ersten Jahreshälfte über das Vorhaben informiert,
das in den 50ern errichtete Gebäude abzureißen, um an der Stelle Geschäfts-
und Wohngebäude zu errichten. Galeria-Karstadt-Kaufhof Eigentümer Signa,
die in der Wilmersdorfer Straße nur Mieterin ist, war am Sonntag nicht für
eine Stellungnahme zur Zukunft des Standortes zu erreichen.
Ende Oktober meldete der Warenhauskonzern abermals Insolvenz an – es ist
das zweite Verfahren innerhalb von weniger als drei Jahren. Das Unternehmen
soll in einem sogenannten „Schutzschirmverfahren“ saniert werden, einer
leichteren Form, in der das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung
durchgeführt wird.
Der Konzernchef Miguel Müllenbach kündigte an, mindestens ein Drittel der
Filialen schließen zu wollen – welche genau, soll erst im Januar bekannt
gegeben werden.
## Filialende trotz Absichtserklärung?
Eine Schließung der Charlottenburger Filiale ist politisch brisant, da es
sich um einen der vier Standorte handelt, die im Zuge der letzten Insolvenz
2020 durch einen [2][„Letter of Intent“] (LOI) genannten [3][Deal mit dem
Senat und Karstadt-Eigentümer Signa gerettet werden konnten.] Damals
sicherte der Senat zu, die Genehmigung für drei umstrittene Bauprojekte des
österreichischen Unternehmens voranzutreiben. Im Gegenzug gab Signa
mehrjährige Bestandsgarantien für die vier Filialen am Tempelhofer Damm, am
Leopoldplatz, an der Frankfurter Allee und in der Wilmersdorfer Straße.
Die Abrisspläne nähren Zweifel, ob Galeria-Eigentümer Signa wirklich an
einem langfristigen Erhalt von Warenhäusern interessiert ist – oder nur die
Minimalzusagen aus dem LOI einhält. Über die dreijährige, Ende 2023
auslaufende Bestandsgarantie wurde auch „eine Sicherung des Standorts für
mindestens zehn Jahre“ angestrebt.
Die Linksfraktion in der Bezriksverordnetenversammlung (BVV)
Charlottenburg-Wilmersdorf forderte in einem [4][Antrag], die
Absichtserklärung aufzukündigen „solange der im Letter of Intent
vereinbarte Fortbestand der Warenhäuser nicht gewährleistet wird“.
Darüber soll in der nächsten Sitzung am Dienstag diskutiert werden. Konkret
würde das bedeuten, dass [5][Signas Bauprojekte] nicht – oder nur unter
deutlich schärferen Auflagen – umgesetzt werden (siehe Kasten). Trotz der
Kritik wäre eine Schließung des Charlottenburger Standorts nicht
überraschend.
## Galeria nur als Mieter wichtig
Laut Einschätzungen von Immobilienexpert:innen sind vor allem
Filialen in Gefahr, bei denen Signa nicht selbst Eigentümerin der Immobilie
ist. Das Branchenmagazin Immobilienzeitung analysierte im Oktober sämtliche
[6][Galeria-Filialen auf ihre Zukunftsfähigkeit] und bescheinigte in Berlin
nur den Filialen am Alexanderplatz und am Ku'damm positive Aussichten.
Diese befänden sich in einer Toplage und seien besonders umsatzstark, so
die Autor:innen.
An den Erhalt der Galeria-Filialen sei Signa nur dann interessiert, wenn
sie Mieterin in ihren eigenen Immobilien sei, erklärt Leonhard Dobusch,
Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Innsbruck. Es sei kein
Leichtes, selbst in guten Lagen dieser Tage Nachmieter in der Größenordnung
einer Galeria-Filiale zu finden. Stünden die Gebäude leer, würde sich das
negativ auf den Wert der Immobilie auswirken, die sich auch aus der Höhe
der Mieteinnahmen errechnet wird. „Wie soll ein Käufer Mieten eintreiben
können, wenn Signa es selbst nicht schafft?“, sagt Dobusch.
Doch eine hohe Bewertung der Immobilien ist entscheidend, damit Signa an
frisches Geld für seine Immobilienprojekte kommt. „In dieser Branche wird
kaum getilgt, sondern nur refinanziert“, sagt Dobusch. Eine plötzliche
Pleite des Warenhauskonzerns sei damit auch eine Gefahr für die
Immobiliensparte des Konzerns.
Damit das Warenhausgeschäft wieder profitabel wird, benötigt es massive
Investitionen, um die Filialen zukunftsfähig zu gestalten. Diese scheint
Signa allerdings nicht tätigen zu wollen, wenn es nicht selbst Eigentümer
der Immobilie ist, wie der Fall der Filiale in der Wilmersdorfer Straße
zeigt. Dabei sicherte das Unternehmen im Letter of Intent noch
Investitionen von insgesamt 45 Millionen Euro zu, um die vier Standorte zu
retten.
Zuletzt forderte deshalb auch der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in einem
am Dienstag im Stadtentwicklungsausschuss [7][eingebrachten Antrag], die
Kooperation mit Signa zu beenden.
11 Dec 2022
## LINKS
[1] /Insolvenz-bei-Galeria-Karstadt-Kaufhof/!5888905
[2] https://fragdenstaat.de/dokumente/7222-20200803loisignagkkberlin/
[3] /Insolvenz-bei-Galeria-Karstadt-Kaufhof/!5888905
[4] https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/politik/bezirksverordne…
[5] /Streit-um-Wiederaufbau-von-Karstadt/!5688504
[6] https://www.iz.de/news/media/39/Galeria-Filialen-388842.pdf
[7] https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/politik-und-verwaltung/be…
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
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