Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Argentinien ist Fußballweltmeister: Messi wird Messias
> Im Finale der Fußball-WM gewinnt Argentinien im Elfmeterschießen gegen
> Titelverteidiger Frankreich. Lionel Messi ist am Ziel seiner Träume.
Bild: Messi lässt nach seinem verwandelten Elfmeter die Aura wirken
Berlin taz | [1][Messi] hat’s geschafft. 63 Spiele und 70 Minuten dauerte
das Vorspiel dieser WM. Argentinien schien sich im letzten Match zunächst
locker und leicht gegen den französischen Titelverteidiger durchzusetzen,
den Champion der Russland-WM 2018, der bis zur besagten 70. Minute wie
Hertha BSC oder der FC Augsburg auftrat: ängstlich, gehemmt, limitiert,
ohne einen einzigen Torschuss.
In der Natur gibt es den Totstellreflex bei Kreaturen, die dem
Unvermeidlichen entgehen wollen. Auch die Franzosen stellten sich tot,
allein es nützte nichts. Argentinien, angeführt von Messi und seinem
kongenialen Assistenten auf dem linken Flügel, Angel Di Maria, führte 2:0,
erschien schon als Weltmeister des Jahres 2022. In der Krönungsmesse für
den 35-jährigen Superstar lief bereits das Präludium. Doch dann ging sie
los, die Kylian-Mbappé-Show. Er traf wie zuvor sein Vereinskollege von
Paris Saint-Germain per Elfmeter und dann mit einer spektakulären
Direktabnahme. 2:2, Verlängerung.
Wie in der Partie gegen die Niederlande verspielte die Albiceleste einen
soliden Vorsprung, und auch nach der Verlängerung (3:3) war noch nichts
entschieden, obwohl Argentinien über 120 Minuten das bessere Team war:
kompakter, zweikampfstärker, mit einem besseren Plan ausgestattet für die
ultimative Fußballschlacht im Lusail-Stadion von Doha. Die Franzosen, die
wieder auf Fehler des Gegners, auf dessen Ermattung gewartet hatten und
quasi von den Toten auferstanden waren, scheiterten im Finale furioso zu
oft am argentinischen Keeper Emiliano Martinez.
Messi ist also Weltmeister, und das ist mehr als okay, weil er auch wie
einer spielte, das gesamte Turnier über. Er war der X-Faktor in einem
wunderbar kompakten, von seiner Mission stets überzeugtem Team. Argentinien
war zentral gefährlich (was bei diesem Turnier sehr selten war), auch über
die Flügel, in Eins-gegen-eins-Situationen. Der Fußball kann gerecht sein,
in Katar wurde definitiv das beste Team mit dem WM-Pokal ausgezeichnet, und
der kleine Dribbelkönig aus Rosario darf seine Karriere nun formvollendet
nennen.
In vier Jahren, in den USA, Kanada und Mexiko, wird er wohl nicht mehr
dabei sein. Es wäre eine ganz schöne Herausforderung für einen 39-Jährigen,
denn die WM mit dann 48 Mannschaften ist von anderer Art als die in Katar,
wo die Wege sehr kurz waren. Vom Khalifa-Stadion westlich von Doha, in dem
am Samstag die Partie um Platz drei auf dem Plan stand, bis zur Final-Arena
Lusail im Norden dauert die Autofahrt gut 20 Minuten, mit der U-Bahn geht
es ähnlich schnell.
2026 wird in 16 Stadien gespielt, 11 in den USA, 3 in Mexiko und 2 in
Kanada – da liegen teilweise Hunderte Kilometer zwischen. Der Flug von
Miami nach Vancouver dauert über sechs Stunden, von Philadelphia nach
Mexiko-Stadt mit Zwischenstopp auch mal über acht. Die Stadien liegen zudem
in verschiedenen Zeitzonen. Je nach Spielplan gibt es 80 oder 104 Matches.
Und auch sonst wird das Fußballbusiness in den kommenden Jahren größer: Von
2025 an richtet die Fifa die Klub-WM als Weltturnier mit 32 Mannschaften
aus. Im selben Jahr beginnt eine World Series für interkontinentale
Testspiele. Allein mit den voraussichtlich 80 WM-Spielen werden die
Einnahmen massiv steigen, der Weltverband Fifa rechnet bis Ende 2026 mit
einem Umsatz im Bereich von 11 Milliarden US-Dollar.
Es würden bis zu 5,5 Millionen Fans in den Gastgeberländern erwartet, sagte
[2][Fifa-Boss Gianni Infantino], der natürlich wieder die beste WM aller
Zeiten gesehen hat. „Die Menschen wollten ihre Zeit genießen, die Probleme
vergessen und Spaß haben“, sagte Infantino in Doha. Messi würde ihm
vorbehaltlos zustimmen. Und jeder Fußballfan in Argentinien sowieso.
18 Dec 2022
## LINKS
[1] /Kroatien-gegen-Argentinien/!5898905
[2] /Bizarre-Rede-von-Fifa-Chef-Infantino/!5894100
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Fußball
Fifa
Fußball-WM
Fußball-WM
Lionel Messi
Fußballweltmeisterschaft
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Kolumne Press-Schlag
American Pie
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Fußball-WM
Fußball-WM
Finale
Fußball-WM
Fußball-WM
Lionel Messi
Fußball-WM
## ARTIKEL ZUM THEMA
England vor der Männer-EM: 58 Jahre Schmerz
Seit 1966 wartet England auf einen Titel. Diesmal könnte es wirklich
klappen. Ein Blick auf die Favoriten zeigt: Einfache Prognosen gibt es
nicht.
Dauerweltfußballer Lionel Messi: Jedes Jahr der Beste
Lionel Messi wird auch als Spieler von Inter Miami wieder mal
Weltfußballer. Mit ihm wächst und wächst das Ansehen der Major League
Soccer.
Fußballstar in den USA: Messimania in Miami
Lionel Messi soll mit seinem Antritt beim Club Inter Miami den Fußball in
den USA revolutionieren. Beim Start wollen alle um jeden Preis dabei sein.
Rückblick aufs Sportjahr 2022: Bleibende Momente
Olympische Spiele, Frauen-EM im Fußball, Basketball und natürlich Katar.
Die Leibesübungen-Redaktion der taz schaut zurück auf ein spezielles Jahr.
Weltmeister-Empfang in Argentinien: Mehr als nur ein Spiel
Die Argentinier bejubeln in Buenos Aires ausgelassen die Ankunft ihrer
Fußballweltmeister. Der Dienstag wurde flugs zum Feiertag erklärt.
Abschluss der Fußball-WM 2022: Made in Katar
Die Magie des Fußballs schien beim WM-Finale die politischen Debatten zu
überdecken. Kurz vor der Krönung riss der Gastgeber alle aus ihrer
Traumwelt.
Nach dem WM-Endspiel in Katar: Top Five der besten Finals
Wann hat es so ein Endspiel einer Männer-Fußball-WM wie am Sonntag schon
einmal gegeben? Der große taz-History-Check.
Fußballweltmeister Argentinien: Messi heißt jetzt Diego
Der argentinische Fußball-Superstar Lionel Messi hat alles erreicht, was er
erreichen konnte. Er wird jetzt wie ein Gott verehrt – also wie Diego
Maradona.
Bilanz der WM 2022 in Katar: Das Runde im eckigen Leben
Der Partycharakter einer WM funktioniert auch in einer totalitären
Monarchie. Als Problemlöser von Wertekonflikten ist der Fußball aber
überfordert.
Argentiniens WM-Sieg gegen Kroatien: Messi vor der Heiligsprechung
Argentinien schlägt Kroatien und steht im WM-Finale. Lionel Messi könnte
dafür sorgen, dass das Turnier nicht als Skandal-WM in Erinnerung bleibt.
Argentinien feiert Einzug ins WM-Finale: Vom Frust zur Freude
Auf dem Weg zum Finale scheint das argentinische Team mit seinen Fans zu
verschmelzen. Die ökonomische Misere wird durch die WM-Erfolge überdeckt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.