| # taz.de -- Cholera im Libanon: Die Epidemie ist unter Kontrolle | |
| > Libanon hatte seit Oktober eine Cholera-Epidemie. Die gilt nun als | |
| > eingedämmt. Hilfsorganisationen und UN arbeiten erfolgreich zusammen. | |
| Bild: Eine verseuchte Wasserführung in einem Flüchtlingslager in Bebnin im Ok… | |
| Beirut taz | Im Libanon ist die Cholera-Epidemie erfolgreich eingedämmt | |
| worden. Die Situation sei „unter Kontrolle“, erklärte Gesundheitsminister | |
| Firass Abiad. Es gebe nur noch eine begrenzte Anzahl von bestätigten Fällen | |
| pro Tag. 23 Menschen sind im Libanon bislang an der Cholera gestorben. | |
| Insgesamt hat das Ministerium etwas über 5.000 Fälle gezählt. | |
| Die Krankheit war [1][im Oktober im Libanon ausgebrochen]. Durch regen | |
| Verkehr über die Grenze war sie aus Syrien in das Land gekommen. Mitte | |
| November startete die Regierung eine Impfkampagne. Das | |
| Gesundheitsministerium hatte 600.000 Impfmargen von der | |
| Weltgesundheitsorganisation (WHO) erhalten. | |
| Nach Ministeriumsangaben wurde seitdem 500.000 Menschen eine Schluckimpfung | |
| verabreicht. Unter den Empfänger*innen seien 46 Prozent vertriebene | |
| Syrer*innen gewesen. Sie bekommen die Impfung und Choleratests kostenlos | |
| vom UN-Geflüchtetenhilfswerk (UNHCR). Die Behandlungskosten für erkrankte | |
| Palästinenser*innen im Libanon übernimmt das Hilfswerk UNRWA zusammen | |
| mit dem Gesundheitsministerium. | |
| Um die Epidemie einzudämmen, arbeiten Nichtregierungsorganisationen (NGOs) | |
| vor Ort, während internationale Geldgeber*innen Medizin und Impfungen | |
| spenden und Geld für Frischwasserversorgung zur Verfügung stellen. | |
| ## Geld für Impfungen fehlt | |
| Eine der NGOs vor Ort im Nordosten des Libanons, wo viele Syrer*innen in | |
| informellen Lagern wohnen, ist Endless Medical Advantage (EMA). Die | |
| Organisation wurde von einem syrischen Mediziner gegründet. „Die meisten | |
| unserer Gebiete werden als Ballungsgebiete angesehen“, erklärt deren | |
| Kodirektorin Asmaa Patel. | |
| Die EMA-Mitarbeiter*innen fahren mit einer mobilen Klinik in die | |
| Lager. „Wir haben keine Kapazitäten zum Testen, aber wann immer wir | |
| Patient*innen mit Symptomen sehen, machen wir eine Überweisung und | |
| leiten Informationen an das epidemiologische Team von UNHCR weiter. Sie | |
| verfolgen den Fall, entnehmen gegebenenfalls Proben, kümmern sich um die | |
| Behandlung.“ | |
| EMA kümmere sich um Patient*innen, die einigermaßen stabil sind, und stelle | |
| Behandlungspläne nach der Erkrankung bereit. Außerdem sensibilisieren die | |
| Mitarbeiter*innen die Menschen dafür, wie sich Cholera ausbreitet, | |
| „wie man Wasser reinigt und wie man vorbeugt“. Leider sei die | |
| Wassersituation noch immer schlecht, sagt Patel. | |
| Im Libanon liefert der Staat wenig Frischwasser und das Wasser in Bächen | |
| rund um die Lager ist verschmutzt. Frischwasser von Privatunternehmen ist | |
| für viele Menschen zu teuer – nicht nur in den Lagern. Seit Jahren wurde | |
| der Wassersektor vernachlässigt. Es fehlen Gelder für den Betrieb von | |
| Kläranlagen. Im Südlibanon ist das obere Becken des Flusses Litani noch | |
| immer an mehreren Stellen mit Cholera verseucht. | |
| Nun geht die zweite Runde der Impfungen los. Gemeinsam mit dem Roten Kreuz | |
| verteilt das Gesundheitsamt den Impfstoff vor allem in Krankenhäusern und | |
| Pflegeheimen. Auch rund um den Litani-Fluss sollen Menschen die Impfung | |
| bekommen. | |
| In Syrien läuft die Unterstützung unterdessen langsamer an. Das liegt nach | |
| UN-Angaben vor allem daran, [2][dass Gelder fehlen] und das globale Angebot | |
| an Cholera-Impfstoffen begrenzt ist. Außerdem gibt es durch den Krieg nicht | |
| nur wenig Gesundheitspersonal im Land, sondern es ist auch durch aktive | |
| Konflikte schwer, die Menschen zu erreichen. | |
| Syrien hatte zwei Millionen Impfdosen erhalten, die Impfkampagne hat aber | |
| erst am 4. Dezember begonnen. Unicef hat rund 175.00 Impfmargen in Rakka im | |
| Norden und 94.000 im Westen des Landes verteilt. Zwischen dem 25. August | |
| und dem 3. Dezember wurden rund 56.900 Verdachtsfälle gemeldet, darunter 98 | |
| Todesfälle. Zurzeit gehen WHO-Teams in verschiedene Gemeinden, um über | |
| Cholera aufzuklären. | |
| 14 Dec 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Epidemie-im-Libanon/!5892245 | |
| [2] /Waehrungskrise-im-Libanon/!5883327 | |
| ## AUTOREN | |
| Julia Neumann | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Syrien | |
| Gesundheitspolitik | |
| Libanon | |
| Impfung | |
| Cholera | |
| Protest | |
| Schwerpunkt Armut | |
| Schwerpunkt Syrien | |
| Beirut | |
| Jair Lapid | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Hafenexplosion im Libanon: Juristisches Limbo geht weiter | |
| Ein korrupter Generalstaatsanwalt hat alle Verdächtigen im Fall der | |
| Explosion von 2020 freigelassen. In Beirut protestieren Angehörige der | |
| Opfer. | |
| Syrische Geflüchtete im Libanon: Leben in Hilfsunterkünften | |
| Ein Großteil der Menschen im Libanon lebt in Armut. So wie die Syrerin | |
| Badia Hussein und ihre Familie. Doch es gibt kleine Initiativen, die | |
| helfen. | |
| Epidemie im Libanon: Die Cholera ist zurück | |
| Der Libanon kämpft mit internationaler Hilfe gegen eine Cholera-Epidemie. | |
| Doch wegen der verbreiteten Korruption sind Geldgeber vorsichtig. | |
| Politische Krise im Libanon: Machtvakuum in Beirut | |
| Der Libanon hat keinen Präsidenten mehr und die Regierung ist nur | |
| geschäftsführend im Amt. Dabei braucht das Land dringend politische | |
| Führung. | |
| Seegrenze zwischen Libanon und Israel: Eine Kurzzeitdeeskalation | |
| Für die libanesische Bevölkerung wird das Abkommen über die Seegrenze und | |
| die Gasförderung wenig ändern. Die Früchte erntet die korrupte Führung. |