# taz.de -- Neue Vorgaben für die Öffentlichen-Rechtlichen: Größtmögliche … | |
> Die Öffentlich-Rechtlichen müssen künftig im Internet mehr über sich | |
> preisgeben. Dazu zwingt sie die Rundfunkkommission der Länder. Richtig | |
> so! | |
Bild: Größtmögliche Transparenz heißt auch die Anschaffung eines Massageses… | |
Früher war aus Sicht der öffentlich-rechtlichen Anstalten auf die | |
Medienpolitik Verlass. Sie fand schlicht kaum statt. Und wenn sie doch mal | |
stattfand, störte sie kaum. Medienpolitik hieß damals, sich drauf verlassen | |
zu können, dass 16 Bundesländer ohnehin keine Einigung auf etwas Konkretes | |
und Ernsthaftes hinkriegen würden. Da waren die unterschiedlichen | |
Standortinteressen von Bremen bis München. Jede Landesregierung hielt treu | |
die Hand über ihre ARD-Anstalt, im Verwaltungsrat des ZDF wimmelte es von | |
Ministerpräsident*innen. Und ins Interview mit „Politik am Morgen“ beim | |
Deutschlandfunk wollen eh alle. | |
Lang, lang ist’s her. Also jedenfalls ein paar Monate. [1][Seit dem | |
RBB-Skandal] macht die Medienpolitik Dampf. Jetzt wird sogar der eigentlich | |
ja schon fix und fertig gezurrte nächsten Medienstaatsvertrag noch mal | |
aufgeschnürt. Die Rundfunkkommission der Länder schärft kurzfristig in | |
Sachen Compliance und Transparenz nach. „Medienpolitik heißt heute, sich | |
darauf verlassen können, dass 16 Bundesländer sich einig sind, die Hose | |
runter zu lassen?“, fragt die Mitbewohnerin. | |
Exakt! [2][Wie die FAZ berichtet], werden die Sender nun von der Politik | |
zur größtmöglichen Transparenz verpflichtet. Alle Satzungen, Richtlinien, | |
Geschäftsordnungen müssen in Zukunft im Internet veröffentlicht werden. | |
Dazu gehören auch die Bezüge der Intendant*innen und Direktor*innen, | |
inklusive Aufwandsentschädigungen, Sitzungsgelder, sonstige geldwerte | |
Vorteile wie Dienstwagen mit oder ohne Massagesitz, Kohle für | |
Aufsichtsrats- und andere Tätigkeiten bei Tochter- und | |
Beteiligungsgesellschaften sowie die berühmte Altersversorgung und andere | |
Leistungen bei der Beendigung der Tätigkeit. Bei der Compliance wird diese | |
jetzt schlicht mal für alle einheitlich vorgeschrieben, inklusive | |
verbindlich-überprüfbarere Standards. | |
Das ist a) gut und richtig und b) ein Armutszeugnis für die | |
öffentlich-rechtlichen Chef*innenetagen. Denn sie sind immer noch zu | |
langsam und warten lieber auf gesetzliche Vorgaben statt selbst mal mit | |
gutem Beispiel voranzugehen. Die ARD wollte im November immerhin mal | |
schneller als die Politik sein. Dabei gelang ihr aber der Sockenschuss, | |
sich zwar auf einheitliche Compliance-Spielregeln zu einigen. Nur um die | |
dann zunächst mal als interne Angelegenheit zu deklarieren, die die | |
Öffentlichkeit nichts angehe. | |
Zum Glück merkte sie dann relativ fix, dass sich der Quatsch nicht | |
durchhalten ließ und stellte den Compliance-Leitfaden dann doch ins Netz. | |
So lassen sich in der Öffentlichkeit keine Blumenpötte gewinnen und | |
Legitimationspunkte sammeln. Was muss eigentlich noch passieren, bis das in | |
Anstaltsleitungen jemand merkt? | |
8 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Schlesinger-Affaere-beim-RBB/!5876613 | |
[2] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-chef-buhrow-kontert-kriti… | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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