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# taz.de -- WDR und Klamroths Beziehung: Hart unfair
> Der WDR-Rundfunkrat soll über Talkmaster Klamroth und Aktivistin Neubauer
> sprechen. Doch warum an der Bettwäsche des Paars schnüffeln?
Bild: Seit Anfang Januar moderiert Louis Klamroth „Hart aber fair“
Der neue Moderator [1][der ARD-Talkshow „Hart aber fair“, Louis Klamroth
(33)], ist mit der [2][Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer] (26) liiert.
So weit, so gut, und schon an dieser Stelle eigentlich zu viel der Worte.
Das ist privat und geht niemanden was an. Wir sind hier nicht beim Friseur.
Doch auf einmal droht ein Politikum daraus zu werden. Denn der Nachfolger
von Frank Plasberg hatte vor der Vertragsunterzeichnung die Beziehung nicht
offengelegt. Vertreter von CDU und SPD wollen diesen Umstand nun im
WDR-Rundfunkrat thematisiert wissen. Für Teile des Rats sei der Umgang der
beiden mit der Causa „zu lasch“, wie die WamS schreibt. Man wolle „mit der
Senderspitze hart ins Gericht gehen“ (auspeitschen?) und den Vertrag des
Moderators womöglich nicht verlängern.
Für Vernunftbegabte mit Kirche im Dorf ist der Wirbel schwer zu verstehen.
Zum einen ist das hier analoges Fernsehen, um das sich sowieso kaum ein
Mensch unter 80 schert. Zum anderen hat Klamroth die Karten mit Beginn
seines Mitarbeiterstatus auf den Tisch gelegt. Vorher musste er das nicht.
Entsprechend sieht auch die Intendanz des WDR keinen Interessenkonflikt.
Aber worin könnte dieser auch nur theoretisch liegen? Versuchen wir uns
doch mal in die Gedankenwelt der Beschwerdeführer hineinzuversetzen. Fündig
würde man wohl allenfalls auf dem einzigen Gebiet, auf dem sich die
Berufsfelder der beiden Turteltäubchen überschneiden könnten: der
Klimathematik.
## Es geht doch um die Sache
Wenn Klamroth das Thema interessiert – und nichts anderes sollte es uns
alle, und zwar vordringlich –, wäre es doch absurd, es auszusparen, egal ob
er mit Lothar Matthäus, Alice Schwarzer oder dem exhumierten Eisbären Knut
in die Kiste steigt. Wie kann man sich da als CDU, SPD oder Rundfunkrat ein
derart windschiefes Argumentationshäuschen zusammenzimmern, bei dessen
Anblick sich noch das dümmste der drei kleinen Schweinchen schier zu Tode
cringen würde: Der Moderator einer von zahllosen Talkshows, die sich
täglich Gäste einladen, um mit ihnen über alle wichtigen Themen dieser Welt
zu sprechen, setzt das wichtigste Thema überhaupt auf den Sendeplan, nur
weil, klaro, seine Liebste ihn darum gebeten / es ihm eingeflüstert / ihm
dafür ein Frühstücksbrötchen mit Grünkohl-Stachelbeeraufstrich zubereitet
hat.
Und nicht deshalb, weil es um eine Sache geht, die eigentlich nonstop in
sämtlichen Programmen laufen müsste. Von morgens bis abends, rund um die
Uhr, bis sie auch noch der letzte Schwachmat kapiert hat.
Wo hier also Berufliches und Privates nicht so strikt getrennt sein sollen,
wie es die Compliance-Regeln des WDR verlangen, weiß noch nicht einmal der
Geier. Allzumal Luisa Neubauer, solange ihr Freund Moderator von „Hart aber
fair“ ist, selbst niemals Gast in der Sendung sein wird. Das hat Klamroth
unmissverständlich verkündet, und damit sollte es eigentlich getan sein. Im
Allgemeinen sind Compliance-Regeln auch relativ klar gehalten. Nicht wegen,
sondern trotz seines Intendanten Tom Buhrow wird der WDR schon wissen,
warum er eine Skandalisierung hier weit von sich weist.
Wozu also das Ganze? An dieser Stelle legt sich nun leider doch ein
leichter Schmierfilm über diesen Text. Denn die ganze Angelegenheit riecht
nach der noch warmen Bettwäsche eines beneideten Promipaars, an der die
hohen Herren aus Politik, Medien und Rundfunkrat doch ganz gerne
schnüffeln. Und dafür brauchen sie, soweit es sich nicht um Springer und Co
handelt, zumindest einen Scheinanlass. Aber da wäre es fast schlüssiger,
dass der kleine blaue Elefant aus Compliance-Gründen bei der „Sendung mit
der Maus“ aufhören muss.
30 Jan 2023
## LINKS
[1] /Hart-aber-fair-mit-neuem-Moderator/!5904997
[2] /Fridays-for-Future-ueber-Luetzerath/!5903446
## AUTOREN
Uli Hannemann
## TAGS
Compliance
Klima
Luisa Neubauer
Hart aber fair
WDR
IG
Türkei
öffentlich-rechtliches Fernsehen
Schwerpunkt Fridays For Future
Energiekrise
Kolumne Flimmern und Rauschen
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