# taz.de -- Hochschulverbot für afghanische Frauen: Afghaninnen droht doppelte… | |
> Der Westen muss auf das Bildungsverbot, das die Taliban gegen die Frauen | |
> verhängten, reagieren. Doch Sanktionen würden vor allem die Frauen | |
> treffen. | |
Bild: Absolventinnen an der Fakultät für Ingenieurswesen und Computerwissensc… | |
Als die Taliban am 15. August vergangenen Jahres in der afghanischen | |
Hauptstadt kampflos einmarschierten, waren sie ebenso vom schnellen | |
Zusammenbruch der vom Westen unterstützten Regierung überrascht wie der | |
Rest der Welt. Wochenlang schien es, als seien die Taliban völlig | |
unvorbereitet auf die Übernahme der Macht gewesen. Nach außen hatte das für | |
die Radikalislamisten den Vorteil, dass mancheR denken konnte, es werde | |
unter den Taliban schon nicht so schlimm kommen, auch sie seien wohl | |
lernfähig. | |
Insbesondere im Hinblick auf [1][frauenfeindliche Maßnahmen] schien die | |
anfängliche Zurückhaltung jenen Taliban ins Kalkül zu passen, die auf die | |
diplomatische Anerkennung ihres neuen Regimes hofften. Sie wussten, dass | |
die Entrechtung von Frauen einer internationalen Anerkennung den Weg | |
verbauen würde. Inzwischen haben sich die Hoffnungen der Taliban auf | |
Anerkennung ihres repressiven Regimes jedoch zerschlagen. | |
Sogar gute Freunde ihres früheren Regimes, wie [2][Pakistan] oder | |
Saudi-Arabien, halten sich aus guten Gründen zurück, von China ganz zu | |
schweigen. Diejenigen Taliban, denen die internationale Anerkennung am | |
Turban vorbeigeht, lachen sich hingegen ins Fäustchen. Sie vertreten die | |
Meinung, dass alle schlechten Einflüsse, die die Umsetzung der | |
vermeintlichen reinen Lehre des Islam gefährden, von außerhalb kommen und | |
deshalb die Abschottung des Landes nur zu begrüßen ist. | |
## Die bisherigen Sanktionen treffen die Bevölkerung hart | |
Natürlich kann die Weltgemeinschaft das jetzt verschärfte | |
[3][Bildungsverbot für Frauen] nicht unbeantwortet lassen, doch müssen | |
dafür Wege gefunden werden, die die Frauen kein zweites Mal treffen. Denn | |
jetzt droht, dass die von allen Menschen in Afghanistan zum reinen | |
Überleben dringend benötigte humanitäre Hilfe noch geringer ausfallen wird | |
als ohnehin schon und dass es noch schwieriger wird, überhaupt für Hilfe zu | |
argumentieren. | |
Was dabei untergeht, ist, dass die bisherigen Sanktionen das gesamte Land, | |
in dem inzwischen [4][97 Prozent der Bevölkerung arm sind], empfindlich | |
treffen, aber eben nicht gezielt die Taliban-Führer. Und niemand kann ein | |
Interesse am völligen Zusammenbruch Afghanistans und einer weiteren | |
Zuspitzung der Massenflucht haben. | |
Doch jetzt drohen ausgerechnet die afghanischen Frauen und Mädchen, die zu | |
den am meisten Benachteiligten der Gesellschaft zählen, mit der zu | |
befürchtenden Kürzung humanitärer Hilfe erneut bestraft zu werden, auch | |
wenn die Taliban damit gemeint waren. Solche Sanktionen mögen außerhalb des | |
Landes beliebt sein, doch den Afghaninnen helfen sie nicht. | |
21 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Frauenrechte-in-Afghanistan/!5889375 | |
[2] /Taliban-in-Afghanistan/!5791521 | |
[3] /Frauenrechte-in-Afghanistan/!5904166 | |
[4] https://www.deutschlandfunk.de/afghanistan-armut-elend-und-kein-frieden-in-… | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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