Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rückgabe der Benin-Bronzen: Geklärte Besitzlage
> Schade wäre, könnte man die Benin-Bronzen nur noch in ihrem Heimatland
> sehen. Überall sollten sie zu sehen sein – unter nigerianischer Flagge.
Bild: Annalena Baerbock im mit deutschen Mitteln wiederaufgebauten Dorf Ngarann…
Dass Deutschland die ersten 20 aus dem einstigen Königreich Benin geraubten
Artefakte an Nigeria zurückgibt, ist längst überfällig. Benin liegt im
heutigen Süden Nigerias. Die bereits vor Jahrzehnten gestellten Forderungen
ignorierten europäische Staaten und Museen viel zu lange erfolgreich. Und
das sehr zum Ärger in Nigeria.
Endlich werden [1][die Bronzen an die ursprünglichen Besitzer:innen]
zurückgegeben. Es ist gut, dass Außenministerin Annalena Baerbock deutliche
Worte findet: Der Raub war ebenso Unrecht wie das Behalten. Dabei geht es
nicht nur um den Diebstahl. Anders als im Globalen Norden oft angenommen
wird, sind die Bronzen nicht nur enorm kostbare Kunstwerke.
Sie haben bis heute eine kulturelle und religiöse Bedeutung für zahlreiche
Menschen. Diese lässt sich in Europa und in den USA kaum ermessen. Meist
wird vergessen, dass die Bronzen bis zu [2][ihrem Raub 1897] keine
Museumsobjekte in Glasvitrinen waren, sondern Teil des täglichen Lebens
und zentral für Zeremonien.
Was der nigerianische Staat, der Oba von Benin – aus dem Palast der
Vorfahren des traditionellen Herrschers wurden die Bronzen geraubt – sowie
die Landesregierung von Edo künftig mit ihnen machen, ist allerdings ihre
Sache. Es ist bevormundend und arrogant, ständig den Bau eines neuen
Museums zu fordern und nach den Baufortschritten zu fragen.
Denn damit schwingt die Unterstellung mit, dass Nigeria nicht auf die
wertvollen Schätze aufpasse und sie möglicherweise sogar auf dem
Schwarzmarkt oder in Privathäusern verschwinden. Doch das Argument dafür,
Diebesgut zu behalten, weil man dem rechtmäßigen Besitzer nicht zutraut,
angemessen damit umzugehen, ist noch nie überzeugend gewesen.
Die Rückgabe der Bronzen wird dafür sorgen, dass künftig intensiver nach
weiterem Raubgut aus Afrika in europäischen Museen gesucht wird. Das ist
nur legitim. Eins sollte im Rahmen der Rückgabeforderungen jedoch nicht
geschehen: Es wäre ein großer Verlust, wenn Artefakte, Skulpturen oder
Gemälde künftig nur noch in ihren Herkunftsländern zu sehen sind.
Stattdessen sollten sie überall dort gezeigt werden, wo Interesse besteht,
freilich bei geklärter Eigentümerschaft. Davon profitieren alle.
Für Deutschland hat die Übergabe eine enorm positive Nebenwirkung. Seit
Jahren ist der Kontakt nach Nigeria gut, auch weil sich [3][Präsident
Muhammadu Buhari] und die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel bestens
verstanden haben. Die Restitution wird die Beziehung zwischen beiden
Ländern weiter stärken, auch weil Baerbock die Bronzen persönlich
zurückgebracht hat.
21 Dec 2022
## LINKS
[1] /Rueckgabe-von-Beutekunst/!5900773
[2] /Benin-Kunstwerke-in-Berlin/!5769604
[3] /Bundeskanzlerin-in-Nigeria/!5529509
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Deutscher Kolonialismus
Humboldt Forum
GNS
Schwerpunkt Kunst und Kolonialismus
Benin
Westafrika
Schwerpunkt Kunst und Kolonialismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ehrung von Antikolonialismuskämpfern: Stolzes Benin
Immer mehr Denkmäler in Westafrika erinnern an Helden, die gegen
Kolonialmächte kämpften. Zum neuen Selbstbewusstsein trägt auch die
Raubkunst-Debatte bei.
Einigung zu Raubkunst aus Nigeria: Fahrplan für die Bronzen
Deutschland und Nigeria unterzeichnen Absichtserklärung: Alle Benin-Bronzen
werden zurückgegeben, ein kleiner Teil soll in Museen „zirkulieren“.
Kartellamt funkt dazwischen: Das Berliner Luftschloss
Das Bundeskartellamt erklärt die Verträge zum Bau des Berliner
Stadtschlosses für nichtig. Damit könnte sich das Mammutprojekt erheblich
verzögern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.